Stapelfeld. Müllverbrennungsanlagen-Betreiber nennt erstmals konkrete Zahlen zum geplanten Neubau. Stickoxid-Ausstoß dürfte sich erhöhen.

In Stapelfeld war der lange angekündigte Tag gekommen, um Farbe zu bekennen: Der Müllverbrennungsanlagen-Betreiber EEW Energy from Waste gab erstmals konkrete Zahlen bekannt, wie sich der Schadstoffausstoß der geplanten neuen Anlage mit zusätzlicher Klärschlammverbrennung verändern könnte.

Geschäftsführer Morten Holpert: „Die Emission von Stickoxiden (NOX) könnte von 28,9 auf 32,4 Prozent steigen.“ Bei anderen Schadstoffen würden sich geringere Steigerungen ergeben, so etwa bei Chlorwasserstoff (HCI) von nur 0,4 Prozent. Wichtig dabei zu wissen: bei diesen Werten handelt es sich um Hochrechnungen, die in Prozent die Ausschöpfung der gesetzlichen Grenzwerte wiedergeben. Sie entstammen der bereits in Betrieb befindlichen Hamburger Anlage VERA. Genauere Daten hat EEW nicht, da es noch keine derartige Anlage betreibt, so Holpert.

"Beste verfügbare Technik"

Klar ist damit jedoch auch, dieser Ausstoß kommt zu den Werten der bisherigen reinen Müllverbrennung hinzu. Der Geschäftsführer versprach: „Wir setzen die beste verfügbare Technik ein.“ Das bereits deutlich unter den gesetzlichen Grenzwerten liegende Emissionsniveau der Bestandsanlage sei jedoch auch mit dem Neubau nicht maßgeblich zu verringern. Forderungen, wie sie zuletzt Grüne aus dem Kreistag erhoben hatten, der Ausstoß der Gesamtanlage dürfe nicht über dem Niveau der jetzigen liegen, sind damit vermutlich nicht erfüllbar.

Das Publikum – alles in allem rund 80 Personen und viele davon nicht zum ersten Mal dabei – nahm die Zahlen zunächst ruhig zur Kenntnis. Die EEW-Manager hatten ihren Vortrag erstmals seit Beginn der Öffentlichkeitsbeteiligung deutlich überarbeitet, kamen schnell zu den Punkten, die den Bürgern unter den Nägeln brannten. Neben dem Schadstoffausstoß das zusätzliche Verkehrsaufkommen durch die Klärschlammverbrennungsanlage, die Schornsteinhöhe und die Rückgewinnung des Rohstoffs Phosphor.

Auf Erhöhung des Schornsteins verzichtet

Projektleiter Holger Heinig sagte: „Das Verkehrsaufkommen durch die Erweiterung wird mit rund 30 Lastwagen am Tag zusätzlich nicht wahrnehmbar steigen.“ Die Schornsteinhöhe von nur noch 63 Metern berechne sich aus dem Schadstoffausstoß und der umliegenden Bebauung. Nach Abendblatt-Informationen hatte die Firma auf die Beantragung einer nach aktueller Verwaltungsvorschrift mögliche Erhöhung des Schornsteins verzichtet, „da dies nach einem Entwurf zu einer überarbeiteten Fassung nicht mehr zulässig wäre“, so ein EEW-Sprecher. Anders als erwartet, sei dieser jedoch noch nicht in Kraft getreten.

Wirklich neu war nur die Information über die geplante Rückgewinnung von Phosphor. Nach Angaben von Geschäftsführer Morten Holpert setze EEW auf ein nass-chemisches Verfahren mit dem Namen pontes pabuli, lateinisch für „Nährstoffbrücke“. „Diese Methode wollen wir zusammen mit einem Partner entwickeln, so dass der Rohstoff nicht nur in der Industrie, sondern auch als Düngemittel eingesetzt werden kann.“ Gesetzlich ist das ab 2029 Vorschrift, das Unternehmen verspricht, die Asche des vor Einsatzreife entstehenden Klärschlamms zu lagern und später zu recyceln.

Hitzige Fragerunde

Nach Besucherangaben wurde die anschließende Fragerunde noch hitzig, weil das Unternehmen die Angabe absoluter Schadstoffwerte vermied, ebenso wie Aussagen zu Kommunen, die sich vertraglich bereits zur Entsorgung ihres Klärschlamms in der Stapelfelder Anlage verpflichtet hätten.