Lütjensee. Bisherige Streckenführung sorgte immer wieder für schwere Unfälle. Nun beginnt dreispuriger Ausbau der Bundesstraße bei Lütjensee.

„Es ist ein guter Tag für Schleswig-Holstein.“ Mit diesen Worten hat Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) am Dienstag den Start des dreispurigen Ausbaus der B 404 zwischen den Anschlussstellen Lütjensee/Schönberg und Lütjensee/Grönwohld beschrieben. Läuft alles nach Plan, könnten die Bauarbeiten auf dem rund vier Kilometer langen Abschnitt Anfang Dezember abgeschlossen sein. Knapp zehn Millionen Euro kostet der Bau der zusätzlichen Überholspur zwischen den Richtungsfahrbahnen.

Damit werde nicht nur der Verkehrsfluss verbessert, „wir leisten auch einen Beitrag für mehr Verkehrssicherheit“, sagte Buchholz. Frank Quirmbach, Vize-Chef des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr (LBV), fügte hinzu: „Rund 21.000 Autos nutzen die Bundesstraße zwischen der A 1 und der A 24 täglich.“ Hinzu komme, dass auf diesem Abschnitt der Anteil der Lastwagen besonders hoch sei. Rund 13 Prozent sind es tagsüber, nachts ist fast jedes vierte Fahrzeug (23 Prozent) auf der Strecke ein Lastwagen. Zudem ist die Strecke besonders kurvenreich.

Das führe immer wieder zu riskanten Überholmanövern, von denen einige in den vergangenen Jahren mit schweren, sogar tödlichen Unfällen endeten. „Geschwindigkeitsbegrenzungen und Überholverbote haben daran auch nichts geändert“, sagte Buchholz und betonte, dass auf den anderen Abschnitten der Bundesstraße 404 die Situation erst durch den dreistreifigen Ausbau deutlich entschärft wurde.

Ausbau begann vor gut zehn Jahren

B 404-Ausbau bei Lütjensee.
B 404-Ausbau bei Lütjensee. © HA | HA Grafik

So hat vor gut zehn Jahren der erste Abschnitt zwischen der A 24 und Grande einen Überholstreifen bekommen. Im Oktober 2013 waren die Bauarbeiten auf dem zweiten Abschnitt zwischen Grande und Trittau (L 93) abgeschlossen. Nun folgte am Dienstag der Spatenstich für den dritten von vier Bauabschnitten, der nur deshalb planmäßig erfolgte, weil die Landesregierung in Kiel zwei Klagen abwenden konnte.

Wie berichtet, hatte sich das Verkehrsministerium außergerichtlich mit zwei Anliegern geeinigt, die gegen den Planfeststellungsbeschluss geklagt hatten. Details zu dieser Einigung nennt das Ministerium nicht. Allerdings ließ der Verkehrsminister durchblicken, wie wichtig es war, sich zeitnah zu einigen.

Denn nur bis Ende Februar darf die kleine Brücke über die Ripsbek abgerissen werden, auf der die Fahrbahnen verlaufen. „Denn ab März wachen die Fledermäuse aus dem Winterschlaf auf und könnten sich unter der Brücke einen Nistplatz suchen“, sagt Bernd Buchholz, der an dieser Stelle seinen Unmut über das deutsche Planungsrecht kaum verbergen wollte. Denn ab März, knapp eineinhalb Wochen nach Baubeginn, ruhen die Arbeiten bis Ende April. „Wegen der Haselmaus darf nicht vor Mai gebaut werden. Die Tiere könnten gestört werden“, sagte der Minister.

Baupause ist schwer zu vermitteln

Die Fahrbahnen innerhalb der zwei Monate für den Verkehr freizugeben, sei hingegen nicht möglich, weil in der Zeit ein Loch in der Straße klafft. „Es ist in solch einer Situation schon schwierig, den Anwohnern zu erklären, warum rund zwei Monate nichts auf der Baustelle passiert“, sagte der Minister, der die Belastung für die Menschen in Grönwohld und Lütjensee so gering wie möglich halten möchte. „Wir werden alles tun, damit der Lastwagen-Verkehr weiträumig über die Autobahn 1 und weiter zur A 24 umgeleitet wird.“

Dies war laut Ulrike Stentzler, Bürgermeisterin in Lütjensee, die Forderung vieler Menschen in der Gemeinde. „Allgemein haben die meisten Bewohner Verständnis für die Bauarbeiten und wissen, wie wichtig es ist“, sagt die Bürgermeisterin. Zudem hätten sich die Menschen im Ort in den vergangenen Tagen Gedanken gemacht, wie die Situation im Ort entschärft werden kann. „Einige haben mich beispielsweise angesprochen und vorgeschlagen, die Ampelschaltung zu ändern“, sagt Stentzler, die weiß, dass die Menschen bis Dezember auf eine harte Geduldsprobe gestellt werden. Bis dahin soll auch das Planfeststellungsverfahren für den vierten und letzten Bauabschnitt zwischen dem Autobahnkreuz Bargteheide und Sprenge abgeschlossen sein. Erst dann kann der LBV mit der Ausschreibung beginnen, so dass mit einem Bau in 2021 zu rechnen ist.

Bundesstraße soll zu Autobahn werden

Ist auch dieser Abschnitt dreispurig ausgebaut, sind etwa 16 der 20 Kilometer zwischen der A 1 und A 20 zweispurig. Rund 35 Millionen Euro hat der dreispurige Ausbau in vier Abschnitten dann gekostet. Und es ist der erste Beitrag für den Ausbau zur Autobahn. „Das Fernziel ist, die A 21 Richtung Süden zu verlängern “, erklärt Gerhard Rühmkorf, Leiter der Unterabteilung Straßeninvestitionspolitik im Bundesverkehrsministerium. Von Kiel bis nach Lüneburg soll die Autobahn 21 eines Tages führen.

Wie wichtig der Bau der Autobahn ist, zeigen Auswertungen des Ministeriums. Laut Buchholz nutzen viele Lastwagenfahrer aus Skandinavien die B 404, um nach Berlin oder Polen zu fahren. Auch Berliner nutzten die Bundesstraße, um an die Nordsee zu fahren.