Ahrensburg. Gesine Schwan spricht in Ahrensburg über die Auswirkungen der EU-Politik und darüber, wie Bürger aktiv Einfluss darauf nehmen können.
Ist die EU in der Krise? Dieser Frage widmet sich die Vortrags- und Diskussionsreihe „Politik in der Remise“ im Marstall in Ahrensburg. Als erste Referentin konnten die Veranstalter des Kulturzentrums Marstall und der Volkshochschule Ahrensburg die renommierte Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan gewinnen. Sie berichtet am Dienstag, 19. Februar (18 Uhr), darüber, wie sich die Beschlüsse der Europäischen Union (EU) ganz konkret auf die Bürger und auf die Kommunen auswirken und wie diese im Gegenzug die politische Weichenstellung der nächsten Jahre in Europa mitgestalten können.
Es ist der erste von acht Terminen der Reihe, welche für dieses und das nächste Jahr geplant sind. Für die ersten vier davon stehen die Referenten und Daten bereits fest. Einen aktuellen Anlass für die Beschäftigung mit dem Thema habe die Europawahl am 26. Mai geboten, erläutert die ehemalige Ahrensburger Bürgermeisterin Ursula Pepper, die zusammen mit ihren beiden Kollegen Lutz Reuter und Gisela Euscher das Organisationsteam bildet. „Die Zukunftsmusik spielt in Europa“, ist sie überzeugt.
Besser als Geschichtsbuch: Schüler kommen zu den Vorträgen
Der Rückbezug auf Nationalstaatlichkeit helfe nicht weiter. Vielmehr gehe es darum, die europäischen Staaten zu einer Kraft zu entwickeln. Aus diesem Grund sei Gesine Schwan die ideale Auftaktreferentin, glaubt Gisela Euscher, die nicht nur als Vertreterin der Volkshochschule im Orga-Team sitzt, sondern auch die Moderation des Abends übernimmt.
Sie sieht Gesine Schwan als „die Verkörperung des Optimismus für Europa“ und die Thematik am Puls der Zeit. Sie möchte mehr junge Menschen gewinnen, sich für Politik zu interessieren, und stellt die Vorträge dazu in Fachkonferenzen vor. Dass ihre Bemühungen Erfolg haben, zeigt sich auch darin, dass bereits mehr als 20 Schüler der Ahrensburger Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule für den Schwan-Vortrag angemeldet sind.
Landrat hofft auf rege Beteiligung der Stormarner an Europawahl
Auch Stormarns Landrat Henning Görtz liegt das Thema Europa am Herzen. Er sagt: „Stormarn profitiert unmittelbar von einem vereinigten Europa, das mit seinen offenen Märkten ein wichtiger Einflussfaktor auf die gute wirtschaftliche Situation unseres Kreises ist.“ Die lange Periode von 70 Jahre Frieden hänge unmittelbar mit der europäischen Einigung zusammen. Görtz ist überzeugt: „Wer sich kennt, wer miteinander Handel treibt und ein gemeinsames Parlament hat, führt keinen Krieg gegeneinander.“ Frieden, Wohlstand und soziale Sicherung müssten immer wieder erarbeitet werden. „Ich würde mich freuen, wenn wir in Stormarn bei der Europawahl eine hohe Wahlbeteiligung haben.“
Lutz Reuter betont, dass sich das Organisationsteam bewusst dafür entschieden habe, „jetzt Europa anzugehen“ – und ebenso dafür, ein Frage- und kein Ausrufungszeichen hinter den Titel der Reihe zu setzen. Krisen seien dazu da, bewältigt zu werden, lautet sein Credo. „Probleme sind unsere Freunde, wir wenden uns ihnen zu.“ Sich Europa zuzuwenden und seinen Stellenwert für Stormarn anzuerkennen, ist auch ein Anliegen von Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP). Er sagt: „Europa ist für Stormarn unter anderem deshalb wichtig, weil europäische Fördermittel gezielt für die wirtschaftliche Entwicklung des Kreises eingesetzt werden.“ Damit werde beispielsweise die Ansiedlung von Unternehmen, für welche die Nähe zu Hamburg ein wichtiger Standortvorteil ist, gefördert. Bis Ende 2020 könnten aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung rund 255 Millionen Euro für landesweite Projekte abgerufen werden.
Referent David McAllister spricht über das brisante Thema Brexit
Detlev Hinselmann, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS), stimmt Buchholz’ Sichtweise zu: „Stormarns Wirtschaft und Bürger profitieren von der Internationalität im Austausch von Waren und Dienstleistungen.“ Viele Stormarner Betriebe partizipierten vom lebhaften Handel innerhalb Europas. Hinselmann weiter: „Ohne die Vorzüge der Europäischen Union wäre die Ausprägung von Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand in unserem Lebensraum deutlich geringer.“ Ob das die Zuhörer von Schwans Vortrag ähnlich sehen, wird sich bei der anschließenden Diskussion zeigen.
In dem zweiten Vortrag der Reihe widmet sich der frühere niedersächsische Ministerpräsident David McAllister (CDU) einem besonders brisanten Thema am Mittwoch, 24. April (19.30 Uhr). Dann geht es um „Die Folgen des Brexit für Großbritannien, Deutschland und die Europäische Union“. Am Mittwoch, 25. September (19.30 Uhr), referiert die Europaabgeordnete Rebecca Harms (Grüne) über „Europa und die Flüchtlingsbewegung“, bevor sich am Mittwoch, 13. November (19.30 Uhr), der Politologieprofessor Frank Decker mit „Rechtspopulismus in Europa“ auseinandersetzt.
„Europa der Bürger“ Di 19.2., 18.00, Marstall, Lübecker Straße 8, Eintritt frei, weitere Infos zur Vortragsreihe unter www.marstall.de