Ahrensburg. Im Ahrensburger Kulturzentrum startet am 8. Februar die Vortragsreihe „Deutschlands Außenpolitik“

Die Weltpolitik kommt nach Ahrensburg. Am 8. Februar startet das Kulturzentrum Marstall am Schloss gemeinsam mit der Volkshochschule eine neue Vortrags- und Diskussionsreihe unter dem Titel „Deutschlands Außenpolitik“.

Acht Veranstaltungen wird es in den kommenden zwei Jahren geben. Ermöglicht wird die Reihe, für die namhafte Politikwissenschaftler wie Herfried Münkler von der Humboldt-Universität in Berlin gewonnen wurden, durch die Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, die das Programm mit 6000 Euro Zuschuss unterstützt.

Die Hamburger Stifter sind ebenso wie die Ahrensburger Veranstalter davon überzeugt, dass das sehr gut angelegtes Geld sei. Lutz Reuter, Vorsitzender des Kulturzentrums-Vereins, erinnert an die ermutigende Premiere vor drei Jahren, als im Marstall versuchsweise die neue Reihe „Politik in der Remise“ gestartet wurde. „Wir hatten mindestens 60, 70 Zuhörer. Und manchmal kamen bis zu 150“, erzählt er. Das große Interesse hat die Initiatoren bestätigt, die neue Sparte Politik im Marstall mit anspruchsvollen Vorträgen fortzusetzen.

Leitmotiv für den zweiten Programmblock war die Frage nach Deutschlands gewandeltem außenpolitischen Engagement, die selbstverständlich in engem Zusammenhang zum Gewicht steht, das die Stimme Berlins international bekommen hat.

Wirtschaftspolitischer Riese und außenpolitischer Zwerg

Lutz Reuter, der bis 2009 stellvertretender Präsident der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg war, erinnert an das geflügelte Wort, das die Bonner Republik charakterisierte: „Deutschland galt als wirtschaftlicher Riese und außenpolitischer Zwerg.“ Das habe sich mit der deutschen Einheit gravierend geändert. Deutschland sei zunehmend in internationale Fragen involviert, und es werde erwartet, dass es seine Führungsfunktion annehme.

Zum Start am 8. Februar geht es um die komplexen Beziehungen Deutschlands zu Russland und den zentralasiatischen Republiken, die nach dem Zerfall der Sowjetunion Autonomie erlangten. August Pradetto spricht über das deutsche Interesse, sich in Staaten wie Usbekistan und Kasachstan zu engagieren. Und er zeigt, wie schwierig es ist, Sicherheit und Stabilität in der Region herzustellen und demokratische Strukturen zu stärken, wenn Russland gleichzeitig seinen Einfluss verstärkt. Die Diskussionsrunde nach dem ungefähr 45-minütigen Vortrag moderiert Ahrensburgs frühere Bürgermeisterin Ursula Pepper.

Am 12. April wird der Amerika-Kenner Christian Hacke, Emeritus der Universität Bonn, über „Die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA“ sprechen. Lutz Reuter: „Trump ist dann 100 Tage im Amt, und es wird anders als zurzeit, da der neue Präsident mit täglich neuen Absichtserklärungen irritiert, eine realistische Einschätzung möglich sein, wie sich die deutsch-amerikanischen Beziehungen gestalten.“ Auch diese Veranstaltung wird von Ursula Pepper geleitet.

Am 13. September ist Muriel Asseburg vom „deutschen Think-Tank“ (Reuter), der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik, in Ahrensburg zu Gast. Ihr Thema sind die deutschen Interessen und Beziehungen in der Krisenregion Naher Osten, also zu Staaten wie Israel, Syrien, dem Libanon, dem Iran und dem Irak. Die Moderation übernimmt Gisela Euscher von der Volkshochschule Ahrensburg.

Für ein volles Haus dürfte Herfried Münkler sorgen, einer der prominentesten deutschen Politikwissenschaftler, nicht zuletzt durch sein Buch „Die neuen Deutschen: Ein Land vor seiner Zukunft“, in dem er sich gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Literaturwissenschaftlerin Marina Münkler, mit der Integration von Flüchtlingen in die deutsche Gesellschaft beschäftigte. Herfried Münkler, Professor für die Theorie der Politik an der Humboldt-Universität, spricht am 15. November im Marstall über „Die Macht der Mitte – Deutschlands Rolle in der EU“. Lutz Reuter moderiert die Veranstaltung.

Weitere vier Abende zur deutschen Außenpolitik sind für das Jahr 2018 vorgesehen. Themen und Referenten werden noch verhandelt. Lutz Reuter und der Marstall-Pressesprecher Volkmar Schiebusch sind zuversichtlich, dass die ersten vier Veranstaltungen großen Publikumszuspruch garantieren. Zusätzlicher Anreiz dürfte sein, dass der Eintritt dank der Unterstützung durch die Zeit-Stiftung kostenlos ist. Lutz Reuter wünscht sich, dass die spannenden Themen vermehrt Politiklehrer und ihre Schüler motivieren, in den Marstall zu kommen.

Die Relevanz der Themen ist offensichtlich, denn die große Politik ist längst in Stormarn gegenwärtig. Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß brachte diese Erkenntnis kürzlich auf den Punkt, als er sagte: „Spätestens seit der Flüchtlingskrise wissen wir, dass die Weltpolitik bei uns angekommen ist. Wenn wir nach Syrien, Afghanistan oder in die Türkei schauen, dann ahnen wir, dass Entwicklungen dort Folgen auch für uns haben.“

Auftakt: Die Beziehungen Deutschlands zu Russland und den Staaten Zentralasiens: Wer verfolgt welche Interessen, Mi 8. Februar, 19.30 Uhr, Marstall. Der Eintritt ist frei