Lütjensee/Hoisdorf. Fachmann prüft Spuren. Vor einem Jahr streifte Raubtier über den zugefrorenen See. Nun könnte wieder einen Wolf in der Gegend sein.

Spaziergänger haben in einem Waldstück zwischen Hoisdorf und Lütjensee ein fast vollständig aufgefressenes Reh gefunden. Ein Fachmann hat nun Spuren entdeckt, die von einem Wolf stammen könnten. Ein solches Raubtier war vor knapp einem Jahr beim Überqueren des zugefrorenen Lütjensees ganz in der Nähe beobachtet worden.

In Schleswig-Holstein untersuchen speziell geschulte Wolfsbetreuer ehrenamtlich die Spuren. Für Stormarn zuständig ist Gunther Esther. Er sagt: „Ich habe den Kadaver im Beisein des Jagdpächters begutachtet.“ Das Tier sei bereits zu etwa 90 Prozent aufgefressen gewesen. Es gebe Anzeichen dafür, dass sich später ein Fuchs oder Kolkraben an dem Reh zu schaffen machten. „Dadurch waren die Ursprungsspuren überzeichnet“, so der Experte. Deswegen habe er Halsgewebe freigelegt, dort Unterblutungen und Zahnspuren gefunden. Esther: „Ich habe versucht, DNA-Spuren zu sichern, die nun untersucht werden.“ Die Analyse dauere drei Wochen. Außerdem habe er in einer Entfernung von ungefähr anderthalb Kilometern eine Fährte gefunden. „Die kann auch von einem großen Hund stammen.“ Das Gesamtbild deute jedoch möglicherweise auf einen Wolf als Verursacher. Esther weiter: „In der Gegend um Hoisdorf sind in den vergangenen Wochen mehrere Sichtungen gemeldet worden, die sich anhand der Fährten aber nicht eindeutig belegen lassen“, so der ehrenamtliche Wolfsbetreuer aus Wentorf.

Wolfsbetreuer bittet Bevölkerung, Sichtungen zu melden

Auch könnte es sein, dass der zuletzt im Kreis Pinneberg gesichtete und durch Schafrisse aufgefallene Wolf weitergewandert ist. Er hatte zuvor mehrfach vermeintlich wolfssichere Zäune überwunden hatte. Deswegen stellte das Kieler Umweltministerium eine Ausnahmegenehmigung zum Abschuss aus. Um Nutztierhalter warnen und einen Abschuss unnötig zu machen, bittet Esther um Mithilfe: „Wer glaubt, einen Wolf zu sehen, soll das an die rund um die Uhr besetzte Wolfshotline unter der Nummer 0174/633 03 35 melden.“