Kreis Pinneberg. Das Land schickt Fachleute nach Pinneberg, um das auffällige Tier zu erlegen. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.


Die Jagd auf den Problemwolf ist im Kreis Pinneberg eröffnet. Doch wie soll GW 924m, benannt nach seiner DNA-Kennung, aufgespürt und zur Strecke gebracht werden? Und wer soll diese Aufgabe erledigen? Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.


Wer nimmt den Wolf ins Visier?

Laut Ministerium eine Gruppe ausgewiesener Fachleute unter intensiver Einbeziehung des Landesjagdverbandes. „Wir haben den Personen die Anonymität zugesichert“, sagt Ministeriumssprecher Joschka Touré. Dabei handelt es sich nach Abendblatt-Informationen um auswärtige Personen, nicht um die zuständigen Jäger vor Ort. „Wir hatten vorgeschlagen, das in der Region freizugeben. Das war laut dem Ministerium nicht möglich“, sagt Marcus Börner, der Geschäftsführer des Landesjagdverbandes. Die Handvoll Personen, die vom Land dafür in die Region geschickt werden, würden von den Revieren vor Ort eingewiesen.


Warum soll er getötet werden? Acht Wolfsrisse auf Flächen im Kreis Pinneberg, die über wolfsichere Schutzzäune verfügten, werden GW 924 m zugerechnet. Der Ministeriumssprecher spricht von einem hohen wirtschaftlichen Schaden – und der Gefahr, dass der Wolf sein Verhalten an Nachkommen weitergibt. „Wölfe streifen so lange umher, bis sie einen geeigneten Partner finden. Wir wissen, dass sich eine Wölfin in Schleswig-Holstein aufhält, so dass es möglich ist, dass beide aufeinandertreffen.“


Gab es im schon mal einen Abschuss?

„Nein, so etwas hatten wir noch nicht“, sagt der Ministeriumssprecher. Daher gebe es auch „keine Blaupause, wie so etwas funktionieren kann“. Das Ministerium befinde sich im ständigen Austausch mit den Ministerien der Länder, wo so etwas schon einmal gelungen sei. Ein Beispiel: Niedersachsen. Dort war im April 2016 südlich von Lüneburg der Wolfsrüde „MT6“ mit dem Spitznamen „Kurti“ erschossen worden. Er hatte einen Hund angegriffen und wenig Scheu vor Menschen gezeigt.


Wie genau funktioniert die Wolfsjagd? Das Ministerium will diese Frage nicht beantworten. Marcus Börner vom Landesjagdverband geht davon aus, dass sich die Jäger zunächst in den Nächten an den Stellen auf die Lauer legen, wo es die letzten Tierrisse gegeben hat. „Das ist für uns als Landesjagdverband, für die Jäger, aber auch für das Ministerium eine große Herausforderung“, so Landesjäger-Chef Börner. Er weist darauf hin, dass beispielsweise Rehe sehr standorttreue Tiere seien. „Wir wissen, in der Regel wo die sind. Ein Wolf aber kann in einer Nacht locker 80 Kilometer laufen, der kann in zwei Tagen in Dänemark, in drei Tagen in Sachsen-Anhalt sein.“


Wo genau hat das Tier zugeschlagen? Auch zwei Gemeinden im Kreis Steinburg sind betroffen. Nachweise des Tieres konnten auch in Timmaspe und Aukrug, beide im Kreis Rendsburg-Eckernförde, erbracht werden. Im Kreis Pinneberg hat das Tier achtmal angeblich wolfsichere Zäune überwunden und Schafe gerissen – in Westerhorn, Hemdingen, Bilsen, Ellerhoop und Heede. „Wir haben auf der Grundlage der Nachweise ein Streifgebiet des Tieres festgelegt“, so Ministeriumssprecher Touré. In diesem Areal sollen die Fachleute tätig werden. „Wir gehen davon aus, dass sich in diesem Gebiet nur ein Wolf befindet“, so Touré. Verwechslungen seien daher nahezu ausgeschlossen.


Können die Jäger die Fährten des Wolfes aufnehmen?

„Schwierig“, sagt Marcus Börner vom Landesjagdverband. Das Streifgebiet sei etwa 400 Quadratkilometer groß, Spuren seien nur im frischen Schnee sichtbar. Jagdhunde, die einer Wolffährte folgen könnten, gebe es nicht. „Für Hunde wäre das auch viel zu gefährlich“, sagt Börner. Nachtsichtgeräte seien auch nur eingeschränkt hilfreich.


Wie lange soll die Wolfsjagd dauern? Die Genehmigung gilt laut dem Ministerium ab sofort, ist auf vier Wochen beschränkt und kann verlängert werden.


Wer trägt die Kosten?

Sie gehen zu Lasten des Landes.


Sind Klagen möglich?

„Wir rechnen sogar mit Klagen“, so der Ministeriumssprecher. Man sei jedoch zuversichtlich, dass die Genehmigung rechtssicher erteilt wurde und gerichtlich nicht angreifbar sei. Theoretisch bestünde die Möglichkeit, eine einstweilige Verfügung gegen die Genehmigung zu beantragen.