Bad Oldesloe. Kinder aus ärmeren Familien sollen Zuschüsse für Essen und Freizeit einfacher nutzen können. 1950 haben in Stormarn einen Anspruch.
Sie soll Kindern aus finanzschwachen Familien die Teilnahme an Bildungsangeboten erleichtern: Der Kreis Stormarn will in diesem Jahr eine Bildungskarte einführen und damit einen zwei Jahre alten Beschluss des Kreistags umsetzen. Das hat die Kreisverwaltung den Kommunen in einem Schreiben mitgeteilt.
Zuvor hatte die Oldesloer Kommunalpolitik Druck gemacht. Im Bildungs-, Sozial- und Kulturausschuss kritisierten Parteien, dass die Einführung nicht schon längst erledigt ist. „Es ist völlig unverständlich, dass es diese Bildungskarte bei uns noch nicht gibt“, sagte Jörn Lucas (CDU). Bei der Umsetzung seiner Beschlüsse müsse der Kreis besser werden.
Die Bildungskarte der Firma Sodexo soll es Minderjährigen erleichtern, Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket des Landes zu nutzen. Schon jetzt haben Kinder von Leistungsempfängern beispielsweise Ansprüche auf Zuschüsse für Vereinsbeiträge oder Mensa-Essen an der Schule.
Viele Eltern aus dem Ausland verstehen die Anträge nicht
„Vielen ist einfach nicht bekannt, was ihnen zusteht“, sagte Cornelia Steinert (Linke). Andere würden die Angebote aus Scham nicht nutzen. Steinert ist überzeugt: „Es gibt bei der Einführung einer Bildungskarte nur Gewinner.“
Denn die Karte erleichtert auch das tägliche Leben. In der Kantine der Oldesloer Ida-Ehre-Schule dürfen bedürftige Kinder auf Staatskosten essen, weil sie sonst hungern müssten. Mensaleiterin Janine Irentschiuk: „Viele der Eltern können kein Deutsch sprechen und verstehen die schriftlichen Anträge nicht.“ Sie bringe viel Zeit damit zu, den Familien bei den Anträgen zu helfen. Mit der Bildungskarte falle der bürokratische Aufwand weg.
In Bad Oldesloe bekommen monatlich rund 150 Kinder und Jugendliche Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket. Vergleiche zwischen den Städten sind schwierig. Bargteheide rechnet in absoluten Zahlen und gibt für 2018 an, dass 412 Kinder und Jugendliche Zuschüsse etwa für Essen, Schulausstattung, Vereinssport oder Nachhilfe beantragten. Dort zeigt sich die Verwaltung offen für die Pläne des Kreises. „Grundsätzlich wird jede Lösung begrüßt, die den Berechtigten den Zugang zur Leistung vereinfacht“, sagt Rathaussprecher Alexander Wagner.
Nur 14 Prozent der Bedürftigen nutzen das Angebot
Laut einer Untersuchung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands ist die Resonanz auf das Teilhabepaket in Stormarn bisher sehr gering. Von knapp 1950 berechtigten Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen sechs und 15 Jahren erhielten im Jahr 2017 nur 274 zusätzliche Leistungen. Das sind lediglich 14 Prozent. Damit liegt der Kreis im landesweiten Vergleich abgeschlagen auf dem letzten Platz.
Die weiteren Schritte sollen bei einem Termin mit der Firma Sodexo, den Kommunen und dem Kreis Stormarn festgelegt werden. Geht es nach Bad Oldesloe, könnte die Bildungskarte zum 1. Juli eingeführt werden.