Ahrensburg. Bürger- und Grundeigentümerverein findet Rathaus-Stellungnahme „niederschmetternd“. Fokus des Landes liegt nicht auf Neubau.
Für den Bürger- und Grundeigentümerverein Waldgut Hagen (BGV) zieht das Ahrensburger Rathaus die völlig falschen Schlüsse aus der Realisierungsstudie zur Südtangente. Die Verwaltung regt an, von weiteren Planungen zunächst Abstand zu nehmen. „Die tatsächliche verkehrliche Entwicklung nach Fertigstellung des Brückenbauwerkes (im Zuge der Straße Brauner Hirsch über die Bahngleise, d. Red.) sollte abgewartet werden“, so die Empfehlung an die Kommunalpolitiker.
„Dieser Satz ist extrem niederschmetternd“, sagt der BGV-Vorsitzende Jürgen Siemers. „Das würde heißen, dass die Verwaltung ohne etwas zu planen sehenden Auges die Bürger, die das schwächste Glied an diesen Straßenzügen sind, allein lässt.“ Die Gutachter prognostizieren für das Jahr 2030 auf der Strecke Dorfstraße (Ahrensfelde)/Brauner Hirsch täglich zwischen 10.500 und 11.700 Fahrzeuge. Laut Verkehrszählung sind es jetzt 7700 bis 8800.
Durchgangsverkehr wird weiter zunehmen
Vor allem der Durchgangsverkehr wird auf der Querverbindung zwischen dem Osten von Hamburg (Volksdorf/Rahlstedt) und der A-1-Anschlusstelle Ahrensburg stark zunehmen. Momentan liegt der Anteil an der Dorfstraße bei 56 und am Braunen Hirsch bei 64 Prozent. Mit der Brücke über die Gleise – sie ersetzt den jetzigen Bahnübergang mit Schranken – sollen die Quoten auf 63 und 70 Prozent steigen.
Laut Bahn AG kostet die neue Brücke, die das Tunneltal auf 120 Metern überspannt, inklusive Straßenverbindung schätzungsweise 18 Millionen Euro. Ahrensburg muss ein Drittel zahlen sowie das Geld für Instandhaltung aufbringen. Für den BGV ist das nicht nachvollziehbar. „Wollen wir Ahrensburger für den Durchgangsverkehr die Lärm-, Umwelt– und Kostenbelastungen auf uns nehmen?“, fragt Siemers.
50 bis 60 Millionen Euro soll die Umgehung kosten
Die Realisierungsabschätzung kommt zu dem Ergebnis, dass eine etwa fünf Kilometer lange Südumgehung 50 bis 60 Millionen Euro kosten würde. Der Bau wäre nur denkbar, wenn es eine Kreis- oder Landesstraße wäre. Zudem gebe es große Umweltbedenken. Unterdessen bekräftigt das Landesverkehrsministerium in Kiel, dass eine Einschätzung zur Bauwürdigkeit in diesem Stadium nicht gegeben werden kann. Sehr kritisch werde die Querung des sogenannten FFH-Gebiets Fauna-Flora-Habitat) gesehen. „Um die Notwendigkeit zu begründen, wäre im Grunde die Berechnung des Nutzen-Kosten-Verhältnisses erforderlich“, sagt Ministeriumssprecher Harald Haase.
Der Fokus des Landes liege auf dem Erhalt der häufig über Jahrzehnte vernachlässigten Straßen. Das einzige Neubauprojekt sei die Ortsumgehung von Hammoor. Die Zeitschiene sei sehr lang. Haase: „Wir gehen natürlich davon aus, dass auch nach 2035 noch Fördermöglichkeiten bestehen.“