Ahrensburg. 25-Jähriger war betrunken, fuhr rücksichtslos und viel zu schnell: Bei Lasbek rammte er einen anderen Pkw, die drei Insassen starben.
Rücksichtslos, riskant und extrem aggressiv – so lässt sich das Fahrverhalten von Ashkan G. zusammenfassen, das im Januar 2018 auf der Autobahn 1 bei Lasbek zum Tod von drei Menschen geführt hat. Ein Schöffengericht in Ahrensburg hat den 25 Jahre alten Hamburger nun wegen fahrlässiger Tötung und vorsätzlicher Straßenverkehrsgefährdung zu drei Jahren Haft verurteilt. Es folgte somit dem Antrag der Staatsanwaltschaft.
Regungslos und mit gesenktem Kopf nahm Ashkan G. das Urteil an. „Sie haben sehr viele Fehler gemacht“, sagte der Vorsitzende Richter Ulf Thiele in seiner Urteilsbegründung am Freitag. Der Jurist bezog sich damit unter anderem auf den Alkoholwert von 1,72 Promille und die riskante Fahrweise des Mannes. So berichteten Zeugen, dass G. in der Tatnacht weitere Verkehrsteilnehmer in Gefahr brachte, nachdem er in Hamburg losgefahren war.
Betrunkener Unfallraser mit Tempo 195 auf der Autobahn
„Er raste auf der Sievekingsallee von einer Ampel zu nächsten und fuhr um andere Autos im Slalom herum“, sagte eine Zeugin. Am Horner Kreisel versuchte der Golf-Fahrer sogar zu überholen, überschätzte sich jedoch. „Er kam gegen den Bordstein, es flogen Funken, das Auto drehte sich“, berichtete ein 64 Jahre alter Autofahrer. Der Zeuge beobachtete zudem, wie Ashkan G. ausstieg und sein Auto begutachtete. „In diesem Moment wäre Innehalten angezeigt gewesen. Und es hätte Ihnen Anlass zum Nachdenken geben sollen, ob Sie das Richtige machten“, sagte der Richter.
Doch der gebürtige Iraner setzte sich wieder ans Steuer seines VW und fuhr weiter in Richtung Lübeck. Besonders erschreckend ist dabei, dass G. mit äußerster Rücksichtslosigkeit über die Autobahn raste. „Er ist so dicht aufgefahren, dass ich die Scheinwerfer seines Autos nicht mehr im Rückspiegel sehen konnte“, erinnerte sich ein Zeuge, der durch ein Ausweichen sogar einen Zusammenstoß verhindert habe.
Ein anderer Zeuge sprach von einer „enormen Geschwindigkeit“, beschrieb das Überholmanöver als „ein Zischen“. Ein Dekra-Gutachter kam später zu dem Ergebnis, dass Ashkan G. mit Tempo 170 bis 195 über die A 1 gerast war. Das Gericht ging ferner von einer 30-minütigen und total waghalsigen Fahrt aus, die dann in Lasbek ihr tragisches Ende nahm.
Ashkan G. raste ungebremst in den Skoda seiner Opfer
Ashkan G. raste mit seinem Golf in das Heck eines Skoda. Die Wucht des Aufpralls war derart groß, dass sich die Front des VW Golf bis zu einem Meter tief in das Auto bohrte. Der Skoda kam ins Schleudern, prallte gegen Büsche und Bäume auf dem Grünstreifen, überschlug sich und landete zuletzt mitten auf der Autobahn auf dem Dach. Ein Jeep-Fahrer konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und prallte auf das Wrack. Der Jeep-Fahrer und Ashkan G. bleiben unverletzt. Doch die drei Männer im Skoda starben noch an der Unfallstelle.
Es war nicht das erste Mal, dass Ashkan G. andere Menschen in Gefahr gebracht hatte. Nur drei Monate vor dem schrecklichen Unfall war er über die A 1 gerast und dabei von der Polizei geblitzt worden. Im November, einen Monat später, geriet er in eine Verkehrskontrolle, wurde positiv auf Kokainkonsum getestet. Es folgten eine 500-Euro-Strafe und ein einmonatiges Fahrverbot. Die Verkehrsbehörde entschied, ihm wegen dieses Vorfalls den Führerschein zu entziehen. Das entsprechende Schreiben wurde dem 25-Jährigen aber erst zwei Tage nach dem tödlichen Unfall zugestellt.
Zeugen schildern das Leid, die eigenen Kinder verloren zu haben
„Es gibt nichts Schlimmeres, als das eigene Kind zu verlieren“, sagte der Vater des getöteten Jakob K. „Wir waren oft zusammen segeln, beim Dart-Spielen oder auf Konzerten“, fügte der Vater hinzu. Nun erlebe einen „täglichen Albtraum“, sagt, „ich hätte mir eine Entschuldigung vom Angeklagten gewünscht, doch es kam nichts“. Auch als der Vater des im Alter von 40 Jahren gestorbenen Veit S. das Wort ergreift, sitzt Ashkan G. nur regungslos da.
Klaus S., ebenfalls Vater eines Opfers, berichtet von zwei Polizisten, die morgens um kurz nach 8 Uhr mit einem Seelsorger vor der Tür standen. „Ich dachte, meine 92-jährige Mutter wäre tot.“ Doch dann kam die Frage, ob sein Sohn Veit heiße. „Es war ein Gefühl, als würden mir die Beine weggeschlagen. Meine Frau kam die Treppe runter und schrie die Polizisten an, sie sollen gehen. Veit kommt gleich.“
Doch ihr Sohn, ein zweifacher Vater, wird das Haus seiner Eltern nie wieder betreten. Seine Lebensgefährtin sagte: „Unsere jetzt dreijährige Tochter kann das alles noch nicht begreifen. Sie merkt aber, dass ich oft traurig bin.“ Ihr sechsjähriger Sohn ist seit dem Tod des Vaters in Therapie. Madita H. sei es wichtig, den Prozess begleitet zu haben. Das Urteil habe für die Mutter keine große Rolle gespielt. Sie habe gewollt, dass Ashkan G. sieht, welches Leid er über drei Familien gebracht hat.