Grosshansdorf. Bereits zum dritten Mal wurden Haustiere im Beimoorwald zurückgelassen. Tierschützer erwägen Strafanzeige. Behörde hofft auf Hinweise.

Es ist bislang ein Rätsel: Wem gehören die Hähne, die vergangene Woche im Beimoorwald ausgesetzt wurden? Diese Frage stellen sich derzeit die Mitarbeiter des Großhansdorfer Tierheims. Mit Hilfe von Tierschützerin Christiane Krieg konnten mittlerweile alle fünf Tiere eingefangen werden und warten auf ihre Weitervermittlung – bis auf Hahn „Sandmann“, der bei der Tierfreundin ein neues Zuhause gefunden hat.

Der Tierschutzverein Ahrensburg-Großhansdorf überlegt nun, gegen den bisher unbekannten Besitzer Anzeige zu erstatten. Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuße von bis zu 25.000 Euro bestraft werden. In den vergangenen zwei Jahren wurden bereits drei Mal Hähne in Großhansdorf ausgesetzt.

„Sandmann“ heißt der Hahn bei der Tierschützerin

„Sandmann“ hat sich in seinem neuen Hühnerhaus bereits eingelebt. Er scharrt in der Streu, pickt sein Futter und geht zum Schlafen wie selbstverständlich auf die Stange. Und er wartet auf „seine“ Hühner, die schon bald bei ihm einziehen sollen. Denn ursprünglich war das luxuriöse Holzhaus mit Sicherheitstür, verstärktem Boden und einbruchssicherem Auslauf für vier Hennen geplant gewesen, die Christiane Krieg beim Verein „Rettet das Huhn“ bestellt hatte. „Im Vorweg werden verantwortungsvolle Halter gesucht, die ausgediente Hühner aus einer Legebatterie übernehmen möchten“, erklärt die Tierschützerin das Prinzip des Vereins. „Bei uns bekommen Hühner ihr Gnadenbrot, die statt einmal am Tag vielleicht alle drei Tage ein Ei legen.“

Doch kurz vor Fertigstellung des Auslaufes ereilte Christiane Krieg ein Hilferuf des Großhansdorfer Tierheims. Die Polizei sei alarmiert worden, weil neben einem Parkplatz im Beimoorwald herrenlose Hähne gefunden worden waren. „Wir waren gerade unterwegs und konnten nicht sofort hinfahren“, sagt Krieg. „Erst am nächsten Morgen bin ich mit meinem Mann dann zum Parkplatz gekommen.“

Und tatsächlich saßen drei der Hähne in einer Tanne. Mit Hilfe einer Spaziergängerin konnte einer der Vögel sofort eingefangen werden, ein weiterer am Abend, kurz bevor es dunkel wurde. „Mein Mann hat dem Hahn versprochen, dass er bei uns bleiben darf“, sagt Christiane Krieg. „Und schon saß er direkt vor seinen Füßen.“

Christiane Krieg nennt sich „Tierkommunikatorin“

Ob sich „Sandmann“ – er verdankt seinen Namen der späten Uhrzeit – durch Zufall hat einfangen lassen? Da ist sich Christiane Krieg nicht so sicher. Die selbst ernannte Tierbotschafterin könnte ohne Probleme als Dr. Dolittle bezeichnet werden, eine bekannte Romanfigur aus einem englischen Kinderbuch, die mit Tieren sprechen kann. Als Tierkommunikatorin „redet“ Christiane Krieg nach eigenen Angaben per Gedankenaustausch mit ihren Schützlingen. „Ich habe vor drei Jahren meinen Beruf als Anwaltsgehilfin aufgegeben und mich selbstständig gemacht“, sagt Krieg. „Wenn Menschen Probleme mit ihren Haustieren haben, trete ich via Telepathie mit ihnen in Kontakt. Dies ist wie eine Art Morsezeichen zu verstehen, eine Verständigung ohne Sprache.“

Dass die Tierfreundin zumindest auf irgendeine Art einen „richtigen Draht“ zu Tieren hat, konnte sie bereits bei diversen Rettungsaktionen beweisen. Mal musste eine Gans mit gebrochenem Flügel gesund gepflegt werden, mal setzte sich ein Marderjunges mit verletzter Pfote direkt vor die Haustür der Familie. „Mein Mann denkt, dass die Tiere bald bei uns klingeln werden“, sagt Krieg und lacht. „Wir versuchen, allen Tieren in Not zu helfen.“

Umso unverständlicher sei es ihr, dass nicht alle Tierhalter ihrer Verantwortung gerecht würden. Anders als bei einer Amsel oder einer Wildgans sei ein Haushuhn nicht an ein Leben in freier Natur gewöhnt, könne sich nicht vor Fressfeinden wie Marder oder Greifvögeln schützen. „Diese Tiere sind ortstreu und warten darauf, wieder abgeholt zu werden“, sagt Krieg. „Im Wald sind sie dem kalten Wetter ausgesetzt, Kamm und Kehllappen können sogar abfrieren. Zusätzlich führen sie tagelang einen jämmerlichen Überlebenskampf und dienen der Lebendfütterung diverser Raubtiere.“

Hähne sind schwer zu vermitteln

Krieg vermutet, dass ein privater Züchter aus der Umgebung zwar Eier ausbrüten lässt, für Hähne allerdings keine Verwendung hat. Denn die männlichen Tiere werden im Internet oft für einen symbolischen Euro angeboten, seien nicht nur wegen ihres lauten Krähens schwer zu vermitteln. Das könnte ein möglicher Grund dafür sein, dass bereits mehrfach Hähne an dieser Stelle ausgesetzt wurden. Von einem der Vögel hat Krieg am Ende nur die Federn finden können.

Doch obwohl jegliches Aussetzen oder Zurücklassen eines Haustieres gemäß Tierschutzgesetz eine Ordnungswidrigkeit darstellt und mit einer Geldbuße bis zu 25.000 Euro geahndet werden kann, ermittelt die Polizei derzeit nicht. Sie verweist stattdessen auf das Ordnungsamt. Doch auch das Amt ist machtlos. „Ohne Anhaltspunkt können wir nicht tätig werden“, sagt Gabriele Hettwer, Leiterin der Behörde in Großhansdorf. „Wir brauchen Hinweise und können nur an alle appellieren, Informationen an uns weiterzugeben.“