Die Preiserhöhung der Stormarner Recyclinghöfe trifft vor allem diejenigen, die ihre Gärten regelmäßig pflegen.

Die ganze Welt redet über Plastikmüll, wie man ihn vermeiden und die Verbraucher zu einem entsprechenden Verhalten erziehen kann – und in Stormarn werden die Gebühren für die Abgabe von Biomüll und Grünabfällen an den Recyclinghöfen nahezu verdoppelt. Passt das zusammen?

Das ist, zugegeben, etwas zugespitzt. Aber es verdeutlicht die Problemlage. Denn im Unterschied zu Rest- und Verpackungsmüll lässt sich der Anfall von Grünschnitt eben nicht durch ein entsprechendes Verhalten vermeiden. Wer einen Garten mit Büschen, Bäumen und Rasen hat, der ist auf eine Entsorgung angewiesen. Die Gebührenerhöhung trifft also vor allem diejenigen, die nicht die Möglichkeit haben, auf ihrem Grundstück zu kompostieren. Sie trifft jene, die ihre Gärten regelmäßig pflegen. Und sie trifft die Ehrlichen, die ihren Grünabfall nicht einfach in der Feldmark entsorgen. Natürlich kann Einiges mit der Biotonne kostengünstig abgeholt werden. Aber eben nicht alles. Und wer würde den Weg zum Recyclinghof auf sich nehmen, wenn es vermeidbar wäre?

Von großen Gärten in der Umgebung profitieren auch Wohnungsmieter

Ein großer Garten ist nicht nur Luxus für die Eigentümer, sondern auch mit Arbeit verbunden. Und auch die Bewohner von Geschosswohnungen, die der Entsorger AWSH mit der Gebührenerhöhung schonen will, profitieren davon, wenn in ihrer Umgebung Grün für eine natürliche Atmosphäre und gute Luft sorgt.

Der Verweis auf gestiegene Kosten für Transport und Personal ist natürlich richtig. Das gilt aber auch für die Abfuhr von Rest- und Plastikmüll. Deren Preise sind allerdings nur minimal gestiegen. Und zum anderen werden aus Bio- und Grünabfällen Biogas für Strom und Wärme sowie Verkaufsprodukte wie Kompostdünger und Gartenerde gewonnen – ein klassisches Recycling-Geschäft also auch für die Betreiber der Anlagen.

Wenn die AWSH anführt, dass die neuen Gebühren sich im Rahmen dessen bewegen, was auf anderen Recyclinghöfen in der Umgebung verlangt wird, so gehört auch zur Wahrheit, dass es beispielsweise in Hamburg bis zu einem Kubikmeter komplett kostenlos ist. Dafür sind dort die Grundgebühren höher. Das Problem ist aber, dass eine Preiserhöhung um 80 Prozent für die Stormarner einen abschreckenden Effekt haben könnte. Und es wäre fatal, wenn sie jetzt aus Kostengründen in ihren Gärten Bäume und Büsche abholzen oder Rasenflächen zupflastern würden.