Ahrensburg. Abgabe auf Stormarner Recyclinghöfen kostet jetzt 18 Euro pro Kubikmeter. AWSH begründet dies mit Kostensteigerungen.
Die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) hat die Preise auf ihren sieben Stormarner Recyclinghöfen zu Jahresbeginn zum Teil deutlich erhöht. Wer einen Kubikmeter Grünabfall anliefert, zahlt dafür jetzt 18 statt bisher zehn Euro. Für 100 Liter Bauschutt sind 3,30 statt 2,50 Euro fällig.
Die AWSH begründet die Anhebung der Entgelte, die zuvor größtenteils über Jahre stabil waren, mit mehreren Faktoren. So seien sowohl die Lohnkosten als auch die Transport- und Energiekosten spürbar gestiegen. Hinzu komme die neue Lkw-Maut auf Bundesstraßen. Schließlich hätten sich die Entsorgungskosten bei der Abfallbehandlung erhöht, unter anderem durch verschärfte gesetzliche Umweltauflagen. Ein Beispiel sei die Aufbereitung des Grünabfalls zu Qualitätskompost.
„Wir kommen nicht umhin, diese Kosten zumindest anteilig bei der Kalkulation unserer Annahmepreise zu berücksichtigen“, sagt AWSH-Geschäftsführer Dennis Kissel. Durch betriebliche Optimierungen lasse sich die Ausgabensteigerung nicht mehr auffangen.
Reinbeker Gartenbesitzer über Erhöhung verärgert
Einige Kunden ärgern sich darüber, dass die AWSH in ihrer neuen Abfallfibel von „moderaten“ Preisanpassungen spricht. Einer ist Eggert Werk aus Reinbek. „Das stimmt so nicht, denn die Preise für Grünabfall sind um 80 Prozent gestiegen“, sagt Werk, der bis zu seiner Pensionierung Mitte 2016 Chef der Polizei in Glinde und Reinbek war.
Grünabfall sei für viele Haushalte mit Garten zwangsläufig die größte Abfallmenge, die auf Recyclinghöfen angeliefert werde. „Im Sommer fahre ich wöchentlich Rasenschnitt weg. Das summiert sich“, so der Pensionär. Er befürchtet, dass viele Stormarner ihren Gartenabfall künftig illegal entsorgen.
Die große Biotonne kostet in Stormarn 15 Euro, in Nordfriesland 216
Eine Protestwelle hat die AWSH-Zentrale allerdings noch nicht erreicht. „Es gab einige Anrufe bei der Service-Hotline und eine Handvoll E-Mails“, sagt Unternehmenssprecher Olaf Stötefalke. Er erklärt dann, dass die Entgelte für Grünabfälle nicht auf alle rund 430.000 Menschen im Entsorgungsgebiet (die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg) umgelegt werden. „Viele leben in Geschosswohnungen“, sagt Stötefalke. „Es wäre ungerecht, sie für die Annahme der Grünabfälle mitbezahlen zu lassen.“ Im Vorjahr wurden auf allen 13 Recyclinghöfen – im Lauenburgischen gibt es sechs – zusammen rund 22.300 Tonnen abgegeben.
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Gartenbesitzer hätten die Möglichkeit, die große 240-Liter-Biotonne zu bestellen. Die ist in Stormarn besonders günstig, kostet nur 15 Euro jährlich. In Hamburg sind es gut 35 Euro, im Landkreis Harburg 66 und im Kreis Nordfriesland sogar 216 Euro.
Bundesweit mit die niedrigsten Preise für Müllabfuhr
Generell zählt Stormarn sogar im bundesweiten Vergleich zu den Regionen mit den niedrigsten Preisen für die Müllabfuhr. Eine vierköpfige Musterfamilie hat rund 103 Euro auf der Jahresrechnung, ein Single-Haushalt 41 Euro. Im Nachbarkreis Segeberg und auch in Hamburg ist es rund das Doppelte für Familien beziehungsweise das Drei- bis Vierfache für Singles.
Dass sich vor allem Hamburger, die nach Stormarn umgezogen sind, sehr wundern, wenn sie bei der Abgabe von Gartenabfällen Geld zahlen sollen, erlebt Sebastian Sottek, Mitarbeiter des Bargteheider Recyclinghofs, immer wieder. Denn auf den Anlagen der Hansestadt ist ein Kubikmeter kostenlos. „Dort finanziert aber auch die Oma mit einer kleinen Wohnung diese Leistung über die hohe Müllgebühr mit, wobei sie den Service vermutlich niemals nutzt“, sagt Sottek. „Da ist unsere Regelung doch sehr viel gerechter.“ Das erklären seine beiden Kollegen und er auch den Kunden. Auf der anderen Seite können Stormarner ihren Sperrmüll kostenlos von zu Hause abholen lassen, wofür Hamburger mit 35 Euro zur Kasse gebeten werden.
Viel größere Nachbarkreise haben weniger Recyclinghöfe
Beschwerden über den neuen Satz von 18 Euro je Kubikmeter habe es beim Recyclinghof in Bargteheide in den ersten beiden Wochen des Jahres noch nicht gegeben. „Momentan gibt allerdings ohnehin kaum jemand Gartenabfall ab, das beginnt erst wieder mit der Saison im Frühling“, sagt Sebastian Sottek.
Im deutlich größeren Nachbarkreis Segeberg haben die Bürger längere Wege, dort betreibt der Wege-Zweckverband nur vier Recyclinghöfe. Ein Kubikmeter Grünabfall kostet dort 15 Euro. Der ebenfalls flächenmäßig viel größere Nachbarkreis Ostholstein hat drei Recyclinghöfe. Für einen Kubikmeter sauberen Grün- und Strauchschnitt sind 8,80 Euro fällig, mit Verunreinigungen 25,90 Euro. Der Kreis Pinneberg verlangt zehn Euro je Kubikmeter, die Stadt Lübeck fünf Euro. In Rendsburg-Eckernförde sind es zehn Euro.
So viel kostet die Abgabe von Abfällen
Sieben Recyclinghöfebetreibt die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) in Stormarn: in Ahrensburg, Bad Oldesloe, Bargteheide, Reinbek, Reinfeld, Stapelfeld und Trittau.
Kostenlos können Privathaushalte unter anderem abgeben: elektrische Geräte wie Kühlschränke oder Fernseher, schadstoffhaltige Abfälle (Farben, Chemikalien, Medikamente), Altöl, Batterien, Leuchtstoffröhren. Auch Sperrmüll kostet bis zu zwei Kubikmeter monatlich nichts.
Die Preise für die meisten anderen Abfälle wurden dieses Jahr deutlich erhöht, zum Teil verdoppelt. Einige Beispiele:
Asbestzement je angefangene zehn Liter 2,00 Euro (vorher 1,00); Auto-/Motorradreifen 3,00 (unverändert); Bauschutt ohne Verunreinigungen je 100 Liter 3,30 (2,50); Boden ohne Verunreinigungen je 100 Liter 3,50 (2,50); Grünabfall je 100 Liter 1,80 (1,00); Holz aus dem Innenbereich je 100 Liter 2,50 (unverändert); Holz aus dem Außenbereich je 100 Liter 5,00 (3,00).