Stormarn. Nach einem Aufruf haben Stormarner Fotos von der Schneekatastrophe an das Abendblatt geschickt und uns die Geschichten dazu erzählt.
Meterhohe Schneeberge am Straßenrand, zugeschneite Autos und Züge, die in Schneewehen steckenbleiben – seit Tagen beherrschen solche Bilder aus Bayern und anderen Hochlagen in der Bundesrepublik die Nachrichten. Bei vielen älteren Stormarnern dürften dabei Erinnerungen an den Winter 1978/79 wach werden.
Damals kämpfte Norddeutschland gegen die Schneemassen, die sich bis zu sieben Meter türmten und ganze Dörfer von der Außenwelt abschnitten. Genauso wie in diesen Tagen in Süddeutschland wurde im Februar 1979 hier der Katastrophenfall ausgerufen. Das Abendblatt berichtete vor wenigen Tagen von den Ereignissen und rief Stormarner dazu auf, ihre Erlebnisse zu erzählen.
Ahrensburger läuft auf Skiern zur Arbeit
„Für die Kinder war es natürlich ein großer Spaß, auf den Schneehaufen zu toben und mit den Schlitten von oben hinunter zu fahren“, erinnert sich Peter Turnbull aus Ahrensburg. Auch der Steuerberater selbst nutze die Wetterverhältnisse, um mit Langlaufskiern zur Arbeit in sein Büro an der Großen Straße zu laufen. „Ich wurde vielfach bewundert“, sagt Turnbull.
Auch Manfred Giese erinnert sich noch gut an die Schneekatastrophe in Stormarn. Der inzwischen pensionierte Lehrer schnappte sich damals seine Kamera und machte Dutzende Fotos von den Ereignissen im Kreis. Dabei dokumentierte der Bargteheider, wie der inzwischen gestorbene Landrat von damals, Hans-Henning Becker-Birck, sich am 31. Dezember 1978 bei der Straßenmeisterei in Bargteheide über die Lage auf den Straßen informierte. Um den Jahreswechsel kam es zu einem massiven Wintereinbruch. Dieser hielt zwar die Mitarbeiter der Räumdienste auf Trab, von einer Schneekatastrophe konnte zu diesem Zeitpunkt nicht die Rede sein. Eineinhalb Monate später änderte sich dies. Stormarn versank regelrecht unter der Schneemasse, wie die Bilder von Manfred Giese belegen.
Kinder bauen Schneehöhlen
Am 16. Januar fotografierte er die Kreisstraße 56 zwischen Bargteheide und Jersbek. Die Fahrbahn ist darauf nicht mehr zu erkennen. Das Dach eines Autos ragt aus der Schneedecke. Wie dick diese war, ist auf einem weiteren Bild zu erkennen: Ein Radlader schaufelt eine Schneise durch den Schnee. Kinder nutzen die Berge rechts und links der Fahrbahnen, um Schneehöhlen zu bauen, wie Gieses Fotosammlung dokumentiert. Zudem zeigen die Bilder, wie Menschen ihre Einkäufe statt mit dem Auto mit dem Schlitten nach Hause schoben.
Dass solche Wetterphänomene auch in Zeiten der weltweiten Klimaerwärmung möglich sind, zeigt die derzeitige Situation in Süddeutschland und Österreich. Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Ereignis werde aber geringer, sagte der Meteorologe Stefan Kreibohm vom Wetterstudio Hiddensee auf der gleichnamigen Ostseeinsel.
Und im Unterschied zu 1979 sei der Katastrophenschutz in Schleswig-Holstein besser auf eine derartige Schneekatastrophe vorbereitet, sagt Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU).