Ahrensburg. Die Direktorin des Ahrensburger Gymnasiums sieht die Gesundheit von Schülern und Mitarbeitern in Gefahr – und handelt.

Ein beißend-künstlicher Geruch wabert durch den Konferenzraum im 1910 erbauten Altbau der Ahrensburger Stormarnschule, wirft einen harten Kontrast auf das mit gerahmten Ölbildern und rotgepolsterten Stühlen gepflegt wirkende Ambiente.

In einem Klassenraum zur Waldstraße hin bollern die Heizungen. Weil es aber durch die einglasigen Fenster zieht, mussten Schüler im Winter schon mal nach Hause geschickt werden. Woanders bröckelt Putz von den Wänden. Stühle und Tische sehen aus, als entstammten sie einem anderen Jahrhundert. Schulleiterin und Sekretärinnen klagen über Augenreizungen und Kopfschmerzen im 1950 erbauten Verwaltungstrakt.

Stadt hat die Raumluft auf Schadstoffe untersucht

Für Direktorin Michaela Witte ist eine Belastungsgrenze erreicht. Sie sagt: „Es geht mir um die Gesundheit von Schülern und Lehrern.“ Wie berichtet, hat die Stadt bereits nach Schadstoffen gesucht. Die Raumluft soll demnach unbelastet sein. Allerdings wurde im ältesten Gebäudeteil bitumenhaltige Filzpappe entdeckt. Die darin enthaltenen Schadstoffe gingen jedoch nicht in die Raumluft über, sagt die Stadtverwaltung. In Proben, die zusätzlich aus der Decke des Direktorinnen-Büros entnommen wurden, seien nur Beton und Stroh als Träger für die Putzschicht gefunden worden, aber keine Schadstoffe.

Mitarbeiter klagen über allergieähnliche Beschwerden

Unterdessen klagen Schulleiterin und Sekretariatskräfte nicht nur über eine Geruchsbelästigung, sondern auch über allergieähnliche Beschwerden. Sekretärin Doris Wenzlawski sagt: „Und die nehmen zu.“ Es fühle sich an, als sei ein Schnupfen im Anmarsch. Die Probleme habe sie auch nur in der Schule.

Direktorin Witte sagt: „Wir arbeiten deswegen fast immer bei geöffnetem Fenster.“ Auch sie klagt über gesundheitliche Beschwerden. In ihrem Büro habe sie deswegen einen Teil der Einrichtung auf eigene Kosten austauschen lassen. Ohne Erfolg. Als dann noch bei einer Kollegin eine Iris-Entzündung zurückgekehrt sei, „hat es mir gereicht“, sagt Witte.

Unterdessen hat die Stadt als Schulträger mehrere Bauvorhaben angekündigt: Im Januar startet die Neueinrichtung der Chemieräume für rund 550.000 Euro. Fachdienstleiter Achim Keizer von der Zentralen Gebäudewirtschaft (ZGW) der Stadt sagt: „Wir hoffen, dass die Geruchsbelästigung im darunterliegenden Verwaltungstrakt dadurch wegfällt.“ Er verspricht: „Ansonsten suchen wir weiter.“

Stadt will bis Ende 2020 viel Geld investieren

Außerdem sollen nächstes Jahr der Giebel des Ursprungsbaus und die dahinter liegenden Räume für 100.000 Euro energetisch saniert werden. Zusätzlich werden in den kommenden beiden Jahren für jeweils 200.000 Euro insgesamt 26 Klassenräume renoviert.

Damit steckt die Stadt mehr als eine Million Euro bis einschließlich 2020 in die Schule. Erst dann soll eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zeigen, welcher Bedarf in den genannten Gebäudeteilen für eine umfassende Sanierung inklusive Dämmung, Erneuerung der Haustechnik und Ausbau oder Verkapselung belasteter Materialien besteht, so Keizer. Asbestmessungen seien jedoch nicht geplant. „Das wurde an der Schule nicht verbaut“, sagt der Gebäudeexperte aus der Verwaltung.

Für einen Vorabaustausch der jeweiligen Standpunkte ist geplant, dass sich Rathausmitarbeiter im November kommenden Jahres zu einen Ortstermin in der Schule mit Kommunalpolitikern und der Schulleitung treffen. Das dauert der Direktorin allerdings viel zu lange. „Als ich von dem Datum hörte, dachte ich zunächst, das sollte 2018 heißen“, sagt Schulleiterin Witte. Sie habe sich deswegen geweigert, den Termin für Ende 2019 zu bestätigen.

Begutachtung des Gebäudes erst 2020 geplant

Die ganze Schule müsse schnellstmöglich und nicht erst 2020 begutachtet und im Folgejahr saniert werden. „Das Stückwerk muss aufhören“ , so Witte weiter. Alternative Räume zu finden sei in der Schule, die sich ohnehin mit Wanderklassen (Klassen ohne festen Raum) behelfen muss, schwer. „Die Schüler haben gelernt, mit den Einschränkungen zu leben“, sagt sie. Dabei sei das Gymnasium doch das Aushängeschild der Stadt. „Und das soll in 100 Jahren auch noch so sein.“

Rathausmitarbeiter Achim Keizer sagt jedoch: „Die Arbeiten beeinträchtigen die Schule auch.“ Eine Komplettsanierung sei deswegen und auch wegen des Personalmangels in seinem Fachbereich, der die Arbeiten organisieren muss, nicht zu leisten.

Abhilfe könnte höchstens eine noch im Nachtragshaushalt für dieses Jahr genehmigte zusätzliche Architekten-Stelle schaffen, die kurz vor der Ausschreibung steht, so der Fachdienstleiter. Keizer erwartet eine aufwendige und teure Sanierung. „Entsprechend gut muss sie durch die vorhergehende Betrachtung geplant sein.“

Schule muss wohl auch erweitert werden

Unterdessen könnten auf die Stadt noch höhere Kosten zukommen. Denn in diese Kalkulation ist noch nicht der zusätzliche Raumbedarf eingerechnet, der durch die Rückkehr zum Abitur in neun statt acht Jahren (G 9 statt G 8) sowie neue pädagogische Konzepte mit extra Gruppenräumen und Schulsozialarbeit entsteht. Das bestätigt Robert Tessmer, der im Rathaus für die Schulentwicklungsplanung zuständig ist: „Dafür muss die Schule vermutlich erweitert werden.“