Ahrensburg. Stadtforum beendet Zusammenarbeit mit Agentur von Stephan Schächterle und sucht Nachfolger. Der Unternehmer ist überrascht und sauer.

Es ist die größte Party in Stormarn mit einem exzellenten Ruf weit über die Grenzen des Kreises hinaus. Rund 100.000 Besucher kamen im vergangenen Juni an drei Tagen zum Ahrensburger Stadtfest. Jetzt gibt es Riesen-Ärger. Der Veranstalter, das Stadtforum Ahrensburg, hat die Zusammenarbeit mit der für die Organisation zuständigen Agentur Schächterle Events & Consulting (SEC) beendet. Einen Nachfolger gibt es noch nicht.

Die nächste und damit 35. Auflage ist vom 7. bis 9. Juni 2019 geplant. Fällt das Stadtfest womöglich aus? „Es ist nicht gefährdet. Ich bin guter Hoffnung, eine Agentur zu finden“, sagt Stadtforum-Chef Götz Westphal. Der Vereinsvorsitzende hatte SEC-Geschäftsführer Stephan Schächterle am Donnerstagvormittag in einem kurzen Telefonat über das Ende der Kooperation in Kenntnis gesetzt und streckt die Fühler nach einem neuen Partner laut eigenen Aussagen seit dem 14. Dezember aus.

Chef des Stadtforums will sich nicht detailliert äußern

Ein Bild aus 2017, als Verein und Agentur noch einer Meinung waren: Götz Westphal (v.l.) und Antje Karstens vom Stadtforum Ahrensburg mit SEC-Chef Stephan Schächterle
Ein Bild aus 2017, als Verein und Agentur noch einer Meinung waren: Götz Westphal (v.l.) und Antje Karstens vom Stadtforum Ahrensburg mit SEC-Chef Stephan Schächterle © HA

Am Mittwochabend hatten sich der Vorstand des Stadtforums und die Agentur getroffen. Diese stellte das Konzept für das kommende Jahr vor und berichtete über den Planungsstand. Den Ablauf und die Stimmungslage beschreibt Stephan Schächterle so: „Das Konzept wurde mehrheitlich vom Vorstand positiv bewertet. Leider verlief die Gesprächsrichtung anschließend weniger zukunftsorientiert und konstruktiv. Es kam reichlich Kritik an unserer Stadtfestumsetzung der vergangenen Jahre auf, und die Kompetenz und Fähigkeit der weiteren Umsetzungstauglichkeit wurde infrage gestellt.“

Letzteres bestätigt Westphal und begründet damit auch die Trennung. Detailliert will er sich aber nicht zu den Vorwürfen äußern, sagt nur so viel: „Wir haben es uns nicht leicht gemacht. Es war ein Prozess.“ Das Stadtforum sei bei einigen Sachen unzufrieden gewesen und wollte Veränderungen haben. „Herr Schächterle wusste, wohin die Reise geht.“ Man habe mit ihm bereits im Juli, August und Oktober Gespräche geführt. Das sieht die Eventagentur anders, spricht von einer „überraschenden Absage kurz vor dem Ende des Geschäftsjahres“ sowie „einem wirtschaftlich starken Einschnitt“. Schächterle und die Kaufleutevereinigung Stadtforum hatten mehrere Jahre gemeinsame Sache gemacht und mit der Veranstaltung zum Image der Schlossstadt beigetragen, die mit rund 34.000 Einwohnern Stormarns größte Kommune ist.

Wunsch der Agentur nach Vertrag wurde abgelehnt

Der Geschäftsmann störte sich allerdings daran, dass es zwischen seiner Firma mit Sitz in Groß Boden im Kreis Herzogtum Lauenburg und dem Stadtforum keinen Vertrag gab. Er sagt: „Aufgrund erschwerter Veranstaltungsrahmenbedingungen der letzten Jahre und aus betriebswirtschaftlicher Sicht wäre ein Vertrag für uns wichtig. Diesen Wunsch hatten wir mehrfach geäußert, ihm wurde aber nicht nachgekommen.“

Götz Westphal, der seit 1999 an der Spitze des rund 100 Mitglieder zählenden Vereins steht, sieht dafür auch keine Notwendigkeit und argumentiert so: „Wir haben keinen Vertrag mit der Stadt und können das auch nicht mit der Agentur machen.“

Schächterle ist selbst Mitglied im Stadtforum und enttäuscht sowie verärgert über die jüngsten Entwicklungen. Er geht mit dem Vorstand hart ins Gericht: „Unser Vertrauen in die Vertreter eines Vereins mit wirtschaftlich vernetzten Interessen und Fördergedanken für Stadt und Wirtschaft ist beschädigt. Desweiteren stellt sich uns die Frage, ob dies die gängige Umgangsform des Vorstandes mit seinen Mitgliedern ist.“ Er betont zudem, bereits Kosten für die Planung des Stadtfestes im kommenden Juni gehabt zu haben.

Stadt kooperiert mit Firma SEC bei Oktoberfest

Die SEC hat bei der Veranstaltung in Ahrensburg das alleinige wirtschaftliche Risiko getragen und über den Verein auch in die Stadtkasse gezahlt. Einnahmen generierte das Unternehmen durch die Vermietung von Buden, nahm 2018 zum Beispiel für einen Bierstand den Festpreis von 1890 Euro (an Bühnen plus 30 Prozent). Für Plätze mit anderen Speisen und Getränken waren pro Tag und Meter 79 Euro fällig, für Kunsthandwerk nur 18 Euro.

Vom Stadtfest profitieren auch in der Stadt ansässige Gastronomen, steigern ihren Umsatz. Das Café Noris in der Hagener Allee verlängerte im vergangenen Jahr genauso wie das Café Gerads in der Hamburger Straße die Öffnungszeiten. Zudem präsentieren sich Vereine, etwa aus dem Sport, aber auch wie zuletzt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC).

Ahrensburgs Bürgervorsteher Roland Wilde (CDU) hat von Meinungsverschiedenheiten zwischen Stadtforum und SEC nichts mitgekommen. Gegenüber dem Abendblatt sagt er: „Ich bin völlig überrascht. Es hatte den Anschein, dass es gut funktioniert mit Verein und Agentur.“ Die Stadt arbeitet mit Schächterles Firma beim Oktoberfest zusammen. Es gibt einen entsprechenden Vertrag. Das Stadtforum ist bei diesem Projekt nicht involviert. „Herr Schächterle hat beim Oktoberfest von uns Planungssicherheit bekommen. Ich sehe nicht, dass sich daran etwas ändern sollte“, so Wilde.