Glinde. Politik erwägt eine eigene Wohnungsgesellschaft oder den Zusammenschluss mit Firmen. Ziel ist es, die Preise zu stabilisieren.

Die Stadt Glinde leidet unter Knappheit von bezahlbarem Wohnraum und ist damit eines von vielen Beispielen in der Metropolregion Hamburg. Örtliche Politiker wollen dem entgegensteuern und erwägen die Gründung einer eigenen Wohnungsgesellschaft oder alternativ eine solche in Kooperation mit Unternehmen. Oberste Prämisse ist dabei eine dauerhafte Mietpreisbindung. Das ist das Ergebnis der jüngsten Bauausschusssitzung.

Vor 40 Jahren gab es in der Kommune im Süden des Kreises Stormarn noch rund 1900 Sozialwohnungen. Inzwischen sind es weniger als 300, weil Unternehmen nach einer bestimmten Zeit nicht mehr verpflichtet sind, die Mieten stabil zu halten. Auch die verbliebenen günstigen Bleiben fallen nach und nach aus der Mietpreisbindung. Hinzu kommt, dass die Stadt in den 90er-Jahren 170 eigene Einheiten verkauft hat. Auf der Warteliste im Rathaus sind derzeit rund 300 Personen registriert für öffentlich geförderten Wohnraum.

Grüne wollen städtische Wohnungsbaugesellschaft

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Für die Grünen ist dieser Zustand nicht haltbar. Sie stellten jetzt den Antrag, die Möglichkeit für die Schaffung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft zu prüfen. Dieser fand Zustimmung bei SPD sowie FDP und wurde somit durchgewunken. Auch die CDU will preiswerte Mieten, wollte das Thema jedoch in die Fraktionen zurückgeben und einen späteren Beschluss, weil die Partei noch internen Redebedarf hat. „Wir verstehen uns als Impulsgeber. Eine Option ist es auch, ausschließlich Wohnungen zu kaufen. Der Antrag ist eine Art Selbstverpflichtung“, sagt der Grünen-Ortsvorsitzende Jan Schwartz. Jener beinhaltet noch weitere Punkte: Zum einen soll die Innenraumverdichtung vorangetrieben werden, andererseits bei der Genehmigung von Neubauprojekten mit mehr als zehn Wohnungen Investoren zur Auflage gemacht werden, mindestens 30 Prozent öffentlich geförderte Einheiten bereitzustellen.

Glindes Bürgermeister Rainhard Zug sieht die Gründung einer stadteigenen Gesellschaft problematisch und begründet dies unter anderem so: „Sie muss das Vergaberecht berücksichtigen, darf Aufträge nicht verhandeln wie private Investoren. Das führt zu bis zu 25 Prozent höheren Baukosten.“ Außerdem habe man die Sache im Mittelzentrum bereits vor Jahren mit Reinbek, Oststeinbek und Wentorf diskutiert. Ein derartiges Vorhaben sei jedoch gescheitert.

Ach Privatfirmen könnten sich beteiligen

Der Verwaltungschef brachte daraufhin eine gemeinsame Gesellschaft mit Firmen ins Spiel. „Dann müsste die Stadt auf die Geschäftsführung verzichten, hätte aber Mitspracherecht“, so Zug. Mit dieser Variante kann sich auch Schwartz anfreunden. Obwohl der Grünen-Politiker auf Kommunen hierzulande verweist, die eine Wohnungsgesellschaft erfolgreich in Eigenregie betreiben. Deshalb will er zweigleisig fahren und für Glinde alle Optionen offenhalten. Genauso sieht es die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Marlies Kröpke: „Wir müssen Fantasie zeigen bei dem, was in der Zukunft gehen könnte.“ Glindes Bürgermeister wird jetzt Kontakt zu Firmen aufnehmen und sie zwecks einer Kooperation zu Gesprächen laden. Er sagt: „Das soll im ersten Quartal kommenden Jahres im nichtöffentlichen Teil des Bauausschusses passieren.“

Bürger blockieren großes Bauvorhaben im Zentrum

Die Stadt Glinde ist auch Mitglied des „Stormarner Bündnisses für bezahlbares Wohnen“. Der Allianz gehören 36 Kommunen an sowie acht Bauunternehmen und der Kreis mit dem Ziel, Jahr für Jahr bis zu 500 neue Einheiten zu schaffen. Das Projekt läuft schleppend an. Den großen Durchbruch erwarten Glindes Politiker dadurch offenbar nicht.

Konkret wird es hingegen im kommenden Jahr am Holstenkamp in Glinde. Dort werden 39 Wohnungen mit günstigen Mieten gebaut. Auf dem Areal Gleisdreieck im Zentrum geht es nicht voran. Das Unternehmen Semmelhaack plant 89 Wohnungen, davon 62 öffentlich gefördert, und 30 Reihenhäuser. Bürger haben jedoch ein Normenkontrollverfahren auf den Weg gebracht. Erst nach dessen Abschluss gibt die Investitionsbank Schleswig-Holstein zugesagte Fördermittel frei.