Bargteheide. Trägerverein Kleines Theater möchte den Betrieb übernehmen. Zwei Interessenten stehen als Dienstleister fürs Filmprogramm bereit.

Der Trägerverein Kleines Theater will das Kino in Bargteheide künftig selbst betreiben. „Wir könnten binnen acht Wochen starten“, sagt Vorstandsmitglied Rainer Wiegard. „Die Stadt muss uns nur eine funktionsfähige Technik zur Verfügung stellen.“

Das Konzept des Vereins sieht vor, einen Dienstleister zu beauftragen, der das Kleine Theater gegen ein Entgelt mit Filmen versorgen und sich um die Abrechnungen mit den Verleihfirmen kümmern würde. „Wir haben bereits Vorgespräche geführt und zwei Interessenten gefunden, die beide in den Startlöchern stehen“, sagt Olaf Nehls, Vorsitzender des Trägervereins. „Das sind hochprofessionelle Anbieter, die in Deutschland mehr als 300 Leinwände bespielen.“

Politiker sollen heute informiert werden

Am heutigen Montag will der Vorstand seine Idee Bargteheider Politikern vorstellen. Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht wurde bereits am Donnerstag informiert. Ziel des Vereins ist es, vier Tage die Woche Kino in der Stadt anzubieten. Vom Umfang her soll sich das Angebot nicht von dem des Cinema Paradiso unterscheiden.

Wie berichtet, hatte Kino-Betreiber Hans-Peter Jansen Mitte Oktober verkündet, das Kino zum 30. November schließen zu wollen. Als Grund nannte er wirtschaftliche Schwierigkeiten und machte den Trägerverein dafür verantwortlich. Jansen wirft ihm vor, den Saal mehr Tage als vertraglich vereinbart zu belegen. „Unser Ansicht nach ist das nur vorgeschoben, damit die Stadt seine Vertragsbedingungen verbessert“, sagt Wiegard. Der Verein nutze das Haus zwar in diesem Jahr für Schauspiel, Kabarett, Musik, Tanz und Theaterschule 86 statt der festgesetzten 65 Tage, habe Jansen dafür aber eine „sehr großzügige Ausgleichszahlung“ angeboten.

Theater und Kino müssen sich abstimmen

„Wir nehmen ihm auch eigentlich nichts weg, denn er macht sowieso nur an rund 200 Tagen im Jahr Kino“, sagt Rainer Wiegard. Die Überschreitung der Nutzungszeit liege vor allem an der Theaterwerkstatt, da die Kinder heutzutage durch längeren Unterricht und Ganztagsschule erst später am Nachmittag proben könnten als früher. Das Hauptproblem sind nach Auffassung des Trägervereins die unterschiedlichen Planungszeiträume.

„Wir müssen unsere Termine ein bis eineinhalb Jahre im Voraus festlegen“, sagt Nehls. „Aus den Agentur- und Engagementverträgen kommen wir dann nicht mehr heraus. Aber wir machen unsere Planungen immer mit der Maßgabe, den Kinobetrieb möglichst wenig zu stören.“ Deshalb nutze der Verein für die Veranstaltungen vor allem die Montage und Donnerstage.

Cinema-Paradiso-Chef Jansen prüft Rückzug vom Rückzug

Hans-Peter Jansen (l.), hier mit Regisseur Detlev Buck, will für eine Verlängerung seines Pachtvertrags kämpfen und das Cinema Paradiso weiterführen.
Hans-Peter Jansen (l.), hier mit Regisseur Detlev Buck, will für eine Verlängerung seines Pachtvertrags kämpfen und das Cinema Paradiso weiterführen. © HA | Janina Dietrich

Jansen wiederum plane sein Kinoprogramm meist nur sechs bis acht Wochen im Voraus. Das habe permanent zu Stress geführt, sagt Wiegard. Beispielsweise, wenn Jansen kurzfristig an einem vom Verein belegten Tag eine Premiere mit Stargästen veranstalten wollte. Wiegard sagt dazu: „Diese Situation führt schon seit 13 Jahren zwischen Theater und Kino zu Stress. Und in der bestehenden Konstellation werden wir sie nicht beseitigt bekommen.“

Der Verein plädiert deshalb dafür, künftig alles in seine Hand zu geben: die Organisation der Termine für kulturelle Veranstaltungen, für die Theaterschule und fürs Kino. „Wir würden die freien Tage an einen Dienstleister weitergeben und ihm sagen, welche Film-Schwerpunkte wir uns wünschen. Dann könnten wir gemeinsam und ohne Streit ein Programm zusammenstellen“, sagt Wiegard. Der große Vorteil dieser Lösung sei, dass „wir keinen Gewinn machen müssen, weil wir ein gemeinnütziger Verein sind“, so Nehls.

Die Stadtverwaltung sammelt auf Wunsch der Politik derzeit Möglichkeiten, wie das Kino weitergeführt werden könnte. Auch Hans-Peter Jansen hat sich wieder ins Spiel gebracht. Er führt eigenen Angaben zufolge derzeit Gespräche mit Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht darüber, ob sein Ende des Jahres auslaufender Pachtvertrag zu den bestehenden Konditionen bis 2020 verlängert werden könnte.

Trägerverein will Neustart

Der Trägerverein ist darüber alles andere als begeistert. „Wir haben der Stadt klargemacht, dass unsere Leidensfähigkeit aufgebraucht ist“, sagt Nehls. „Wer uns wie Jansen Vertrauensbruch vorwirft, uns die Kreativität abspricht und uns ständig übel beschimpft, mit dem kann ich mir keine Zusammenarbeit mehr vorstellen.“ Letztlich sei es aber die Entscheidung der Verwaltung und der Politik, für welche Lösung sie sich aussprächen. Am Mittwoch, 7. November, befasst sich zunächst die Arbeitsgruppe Kultur mit dem Thema Kino.

Unabhängig davon ist das kulturelle Programm im Kleinen Theater für die Spielzeit 2018/2019 laut Nehls gesichert. „Viele Menschen sind verunsichert und sprechen uns an, ob gekaufte Karten noch ihre Gültigkeit behalten“, sagt er. „Alle Veranstaltungen – auch die im kommenden Jahr – finden auf jeden Fall statt, selbst wenn das Kino übergangsweise geschlossen haben sollte. Auch das Restaurant bleibt unabhängig vom Kinobetrieb geöffnet.“