Ammersbek. Grüne aus Ammersbek halten den ehrenamtlichen Rettern „Luxuswünsche“ in Zeiten leerer Kassen vor. Politik vertagt Entscheidung.
Luxuswunsch oder Notwendigkeit? Um diese Frage dreht sich die Debatte, die gerade um eine Dachterrasse für die Feuerwehr im Ammersbeker Ortsteil Hoisbüttel entbrannt ist. In einer Pressemitteilung zeigten die grünen Kommunalpolitiker Unverständnis für den Wunsch der ehrenamtlichen Helfer, das Flachdach ihres neuen Anbaus begehbar auszubauen. Das würde eine statische Verstärkung, eine Belegung mit Gehwegplatten zum Ausgleich des Gefälles und eine Absicherung mit einem Geländer erfordern, wie es aus der Verwaltungsvorlage heißt. Die Grünen schreiben – und beziehen sich dabei nach eigenen Angaben auf ein Zitat des Bauamtsleiters Frank Thiemann – , dass das Geländer auch nötig sei, „falls mal ein Bier mehr getrunken wird“.
Wie berichtet, sah die Verwaltung jedoch keine Mehrheit für das nach ihrer Schätzung 70.000 Euro teure Vorhaben und zog die Vorlage auf der jüngsten Bauausschusssitzung vorerst zurück. Pikant daran: Die Mehrkosten sollten durch den Verzicht auf einen Fahrstuhl im Gebäude, aber auch durch in diesem Jahr noch nicht fällig gewordene Ausgaben für den Neubau der Grundschule Bünningstedt ausgeglichen werden. Für Letzteres waren 40.000 Euro im Haushalt 2018 eingeplant, die aber noch nicht fällig geworden sind und im kommenden Jahr neu zur Verfügung gestellt werden müssen. Weniger die Tatsache der Vertagung als der Stil der Pressemitteilung, die die Grünen im Vorfeld der Sitzung lancierten, sorgte für Verstimmung bei den ehrenamtlichen Helfern.
Wehrführung nimmt zu den Vorwürfen Stellung
Gemeindewehrführer Norbert Wolfrath sagt: „Der Vorwurf, wir würden uns hier betrinken, ist uns übel aufgestoßen.“ Die Wehr sei dankbar für die Erweiterung, wie sie in Teilen von der Hanseatischen Feuerwehr-Unfallkasse vorgeschrieben sei, verliere dadurch jedoch wichtige Flächen. Den scheinbaren Widerspruch erklärt der stellvertretende Hoisbütteler Ortswehrführer Jens Gerstenberg: „Durch den Anbau verlieren wir fast den ganzen Garten.“ Die Feuerwehr, die über eine aktive Jugendabteilung mit 27 Mitgliedern ab zehn Jahren verfügt, ist auch für die Brandschutzerziehung der Grundschüler im Ort verantwortlich. „Und das konnten wir bisher im geschützten Bereich hinter der Wache machen“, so Gerstenberg. Auch ein geselliges Zusammensitzen nach gemeinsamen Diensten sei dort nicht mehr möglich.
Doch wie stehen die Politiker zu dem Ansinnen? Die Grünen hatten ihre Meinung deutlich gemacht, schrieben in der Pressemitteilung: „Im Kleinen wird versucht zu sparen, im Großen summieren sich die notwendigen Ausgaben auf viele Millionen.“ Sie verweisen auf den abgelehnten 7400-Euro-Zuschussantrag für die Tennissparte des Hoisbütteler Sportvereins und andererseits hohe anstehende Ausgaben für den Neubau der Bünningstedter Feuerwache, die Schule im gleichen Ortsteil, für sanierungsbedürftige Straßen und auf einen Mehrbedarf an Kita-Plätzen. Weiter heißt es: „Da bereits eine Tür zum Dach eingebaut wurde, besteht die Option weiter“. Gemeint ist damit die Dachterrasse.
Grüne schlagen mittlerweile moderatere Töne an
Nach dem Erscheinen mehrerer Feuerwehrleute auf der Bauausschusssitzung schlagen die Grünen nun moderatere Töne an, veröffentlichten eine Entschuldigung auf ihrer Homepage. „Wir wollten sie nicht als Trinker diffamieren“, heißt es dort. Die Feuerwehr sei wichtig, Kitas, Schulen und der Einsatz anderer Ehrenamtlicher jedoch auch. Deswegen müssten Mehrausgaben begrenzt und Geld gerecht verteilt werden. Grünen-Fraktionschef Olaf Willuhn bestätigt auf Abendblatt-Nachfrage, dass nun ein Gesprächstermin gesucht werde. Persönliche Reibereien gebe es nicht.
Der Stil der Grünen ist bei den anderen Parteien auf Ablehnung gestoßen. Bauausschussvorsitzender Jürgen Kestien (SPD): „Die Kritik war nicht sachlich.“ Über den Dachausbau müsse noch einmal gesprochen werden. Denn auf der Sitzung wurde bekannt, dass es bei der Erweiterung der Wache ohnehin zu einer Kostensteigerung kommen wird.
Anbau wird zehn Prozent teurer als angedacht
Bisher ist von 1,4 Millionen Euro ausgegangen worden, nun rechnet die Verwaltung mit zehn Prozent mehr. Bürgermeister Horst Ansén sagt: „Es war absehbar, dass es für die Dachterrasse keine Mehrheit gibt.“ Unterdessen ist auch die Feuerwehr in sich gegangen. „Uns reicht auch ein Teil der Dachfläche“, so Gemeindewehrführer Norbert Wolfrath. Er kann er sich vorstellen, dass die ehrenamtlichen Helfer beim Umbau mit anpacken.