Bargteheide. Bargteheider sind traurig, dass Hans-Peter Jansen mit Schließung des Cinema Paradiso droht. Detlev Buck ruft zur Rettungsaktion auf.

Im Saal des Kleinen Theaters in Bargteheide breitet sich erwartungsvolles Schweigen aus. Mehr als 200 Besucher sind gekommen, um den wahrscheinlich letzten großen Filmabend im Cinema Paradiso mitzuerleben. Detlev Buck stellt seinen neuen Film „Wuff“ vor. Dass der in Nienwohld lebende Regisseur zur Premiere seiner Werke nach Bargteheide kommt, hat längst Tradition. Und doch ist am Sonntagabend einiges anders. Denn es könnte Bucks letzter Auftritt im Cinema Paradiso gewesen sein. Wie berichtet, will Pächter Hans-Peter Jansen den Betrieb Ende November einstellen.

Eine Entscheidung, die bei vielen Besuchern großes Bedauern auslöst. So auch bei Sinje Sandmann. „Wenn das Kino schließt, was bietet Bargteheide dann noch für junge Leute?“, fragt die 21-Jährige. Sie gehe gern ins Kino, mindestens einmal im Monat. „Es ist cool, dass ich dafür nicht weit fahren muss.“ Das Cinema Paradiso gehöre zum kulturellen Leben in Bargteheide einfach dazu, meint ihre Mutter Mareile Sandmann. Vor allem die Premieren, zu denen immer wieder prominente Gäste wie Regisseur Detlef Buck oder Schauspieler David Kross kommen, seien klasse. „Dass so etwas überhaupt in unserer Stadt möglich ist, verdanken wir den guten Kontakten des Kino-Betreibers“, sagt die 50-Jährige.

Hans-Peter Jansen will mit der Stadt Gespräche führen

Mareile Sandmann (50, l.) und Tochter Sinje (21) gehen gern ins Cinema Paradiso. Sie wollen, dass das Kino in Bargteheide erhalten bleibt.
Mareile Sandmann (50, l.) und Tochter Sinje (21) gehen gern ins Cinema Paradiso. Sie wollen, dass das Kino in Bargteheide erhalten bleibt. © HA | Janina Dietrich

Auch Andreas und Claudia Martens finden es schade, dass das Cinema Paradiso schließt. „Das Programm ist sehr gut“, sagt die 56-Jährige. „Wir haben hier Theater, Kino und Gastronomie auf höchstem Niveau – das sollte auf jeden Fall erhalten bleiben.“ Das Ehepaar hat sich bereits nach einer Alternative umgesehen. „Da Herr Jansen noch ein Kino in Volksdorf hat, werden wir künftig öfter dorthin gehen“, sagt Andreas Martens. Das hat auch Anja Greve vor. „Den Konflikt zwischen den verschiedenen Akteuren im Kleinen Theater gibt es schon seit Jahren“, sagt die 47-Jährige. „Für Außenstehende ist das schwer zu verstehen. Schade, dass das Ergebnis nun die Schließung des Kinos ist.“ Auch Tochter Julia ist traurig. „Bald kann ich mir nicht mehr spontan mit einer Freundin einen Film ansehen“, sagt die 14-Jährige. „Für alle, die wie ich noch kein Auto fahren können, ist das blöd.“

Kino-Betreiber Hans-Peter Jansen hofft unterdessen doch noch auf ein Happy End. „Für mich ist die Tür noch nicht ganz geschlossen“, betont er am Sonntagabend mehrfach. „Ich bin zu Gesprächen mit der Stadt bereit, aber es müssen bestimmte Bedingungen erfüllt werden, damit ich weitermache.“ Dazu gehöre, dass sich der Trägerverein des Kleinen Theaters an die vereinbarten Nutzungszeiten halte.

Jansen nutzt die Anwesenheit von Detlev Buck, um eine Unterschriftensammlung für den Erhalt des Cinema Paradiso zu starten. „Ich möchte ein Stimmungsbild bekommen, wie die Meinung der Bargteheider zu dem Thema ist“, sagt Jansen, der sich selbst aufgrund von Streitigkeiten mit der Stadt und dem Trägerverein zur Schließung des Kinos entschlossen habe. Sein Pachtvertrag läuft Ende des Jahres aus.

200 Besucher unterschreiben für den Erhalt des Kinos

Für sein Anliegen erhält Jansen am Sonntag prominente Unterstützung. Statt für seinen neuen Film zu werben, bittet Detlev Buck die Besucher vor und nach der Vorführung um Unterstützung für den Erhalt des Cinema Paradiso. „Die Bargteheider müssen etwas tun, damit Kultur bleibt“, sagt der 55-Jährige. „Das ist eigentlich der Grund, warum wir heute hier sind.“ Wenn etwas erst einmal weg sei, dann sei es meist für immer weg. „Ich hoffe, dass dies nicht das letzte Mal ist, dass ich hier mit Peter stehe“, sagt er. Und weiter: „Unterschreibt für das Kino!“

Lisa Andresen (27) unterschreibt nach der Filmvorführung für den Erhalt des Kinos. Mehr als 200 Menschen stehen nach dem Abend bereits auf der Liste.
Lisa Andresen (27) unterschreibt nach der Filmvorführung für den Erhalt des Kinos. Mehr als 200 Menschen stehen nach dem Abend bereits auf der Liste. © HA | Janina Dietrich

Sein Appell zeigt Wirkung. Die meisten Zuschauer bleiben nach der Filmvorführung an der Kasse stehen, um ihren Namen auf eine der ausgelegten Listen zu schreiben. Auch Lisa Andresen. Die 27-Jährige ist in Bargteheide aufgewachsen. Inzwischen wohnt sie zwar in Sülfeld, geht aber immer noch gern ins Cinema Paradiso. „Ich verbinde viele Erinnerungen mit dem Kino, habe hier zahlreiche Kindergeburtstage gefeiert“, sagt sie. „Es ist schön, nicht so weite Wege bis zum Kino fahren zu müssen.“ Mehr als 200 Unterschriften kommen allein am Sonntag zusammen. Jansen will die Aktion noch bis Ende November fortsetzen und die Listen dann an die Stadt übergeben.

Besucherin Angelika Krone würde sich freuen, wenn die Aktion Erfolg zeigt. Sie wohnt in Bad Bramstedt, kommt aber regelmäßig nach Bargteheide, um dort mit einer Freundin ins Kino zu gehen. „In meiner Heimatstadt hatten wir auch mal so ein schönes, altes Kino“, sagt sie. „Vor ein paar Jahren hat es leider geschlossen.“ Sie hofft, dass es in Bargteheide nicht so weit kommt, sagt: „Das Programm und die Kombination aus Lokal und Kino sind einfach klasse. Das muss erhalten bleiben.“