Ahrensburg. Auf dem Badlantic-Grundstück am Reeshoop sollten nach Abriss des Bades Häuser gebaut werden. Nun könnte ein Freizeitzentrum entstehen.
Auf dem Grundstück des Ahrensburger Badlantic können entgegen bisheriger Planung keine Wohnungen gebaut werden. Das ist das Ergebnis einer Lärmuntersuchung. Rund 5600 von 20.000 Quadratmetern sollten beim Hallenbad-Neubau als Bauland verkauft werden. Auch wenn die Stadt nun auf Millioneneinnahmen verzichten muss, stehen die Parteien weiter geschlossen zum Großprojekt.
Dessen Realisierung nimmt allerdings mehr Zeit in Anspruch als bisher gedacht. Anfang 2023 könnte die Schwimmhalle eröffnen – ein gutes Jahr später als grob anvisiert. Baubeginn wäre Anfang 2021. Die Kosten, die vor drei Jahren auf 13,5 Millionen Euro geschätzt wurden, dürften angesichts der aktuellen Preisentwicklung in der Baubranche ebenfalls steigen.
Funktionales Sportbad statt riesengroßes Spaßbad: Das ist der Weg, den Ahrensburg einschlägt. Ein erster Entwurf des Hamburger Architekturbüros Geising+Böker sieht ein 25-Meter-Becken mit acht Bahnen, Ein- und Dreimeter-Sprungbrett, Lehrschwimm- und Kursusbecken sowie ein Kinderplanschbecken vor. Die weiteren Details soll ein Architektenwettbewerb im nächsten Jahr ergeben.
Möglich wäre ein Sport-, Kultur- und Freizeitzentrum
In einer vorbereitenden Lärmuntersuchung hat das Rathaus festgestellt, dass „eine Ausweisung von Wohnbauflächen aufgrund der schwierigen Lärmsituation städtebaulich nicht vertretbar ist“. Stattdessen könnte nun auf der Fläche, auf der das Badlantic jetzt steht, ein Sport-, Kultur- und Freizeitzentrum errichtet werden.
Für die Kommunalpolitiker ändert sich an der Notwendigkeit eines neuen Hallenbades allerdings nichts. „Wir sind bei der Gesamtplanung nach allen Seiten offen“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Detlef Levenhagen auf Abendblatt-Anfrage. „Die Einzelheiten werden wir im weiteren Verfahren klären, bis zum Bau ist es ja noch lange hin.“
Die Grünen finden den neuen Entwurf sogar deutlich besser als den alten. „Wir haben Wohnungen an der Stelle ohnehin nicht für sinnvoll erachtet“, sagt Fraktionschefin Nadine Levenhagen. „Und es gibt genug Vereine in der Stadt, die Platz brauchen.“ Deshalb sei ein Freizeitzentrum grundsätzlich eine gute Idee. Wichtig ist für die Grünen, dass das neue Hallenbad „ganz klar“ ein Sport- und kein Erlebnisbad mehr ist.
Erlös des Grundstücksverkaufs fällt nun weg
Das mittlerweile 35 Jahre alte Badlantic müsste saniert werden. Gutachter hatten dafür elf bis 13 Millionen Euro errechnet. Die Besucherzahl hat sich im Vergleich zu den Anfangsjahren auf jetzt 260.000 mehr als halbiert. Die Stadt ist alleiniger Gesellschafter des privatisierten Bades – und deckt alljährlich ein Defizit von 1,7 Millionen Euro.
„Ganz ohne Zuschuss wird ein Hallenbad nie auskommen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Jochen Proske, „aber eine kleinere Variante kann den Betrag deutlich reduzieren.“ Wenn jetzt kein Bauland verkauft werde, fielen Einnahmen weg. Proske: „Bei der Kalkulation sollten wir genau prüfen, was wir tatsächlich brauchen.“ Das gelte auch für ein weiteres städtisches Gebäude und die Folgekosten.
Die Wählergemeinschaft Ahrensburg für Bürgermitbestimmung (WAB) sieht in dem Wegfall der Wohnungen kein Problem. „Der Verkauf des Areals wäre ein netter Nebeneffekt gewesen“, sagt der WAB-Fraktionsvorsitzende Peter Egan, „das neue Hallenbad haben wir aber immer separat betrachtet.“ Eine substanzielle Kostenvorhersage könne es ohnehin erst nach dem Architektenwettbewerb geben.
Jetzige Halle wird abgerissen, das Freibad bleibt bestehen
Das jetzige Badlantic soll nach Eröffnung des Nachfolgers abgerissen werden. „Die Stadt hat dann ein eigenes Grundstück, das sie auch selbst gut nutzen kann“, sagt Peter Egan. Ideen gebe es viele: Neben Sport und Kultur sei auch eine Kita oder ein Seniorentreff denkbar. Für die Ahrensburger FDP kommt das Nein zum Wohnungsbau nicht überraschend. „Wir haben immer versprochen, dass Neubauten die vorhandene Infrastruktur nicht gefährden dürfen“, sagt Fraktionschef Thomas Bellizzi. In direkter Nachbarschaft liegen der Gasthof Strehl sowie Fußball- und Tennisplätze. Für die Liberalen steht ebenfalls außer Zweifel, dass die neue Schwimmhalle nötig ist. „Gerade vor dem Hintergrund, dass viele Kinder nicht schwimmen können, braucht unsere Stadt ein modernes Sportbad“, sagt Thomas Bellizzi.
In die Planung sind die Nutzer wie Sportvereine und Schulen eingebunden. Ihre Vorschläge – beispielsweise acht statt sechs Bahnen im Sportbecken, mehr Räume für die Nutzer und ein Dreimeter-Sprungbrett – wurden berücksichtigt. Der Neubau soll mit der Cottage-Sauna verbunden werden.
Das Badlantic war in den 1980er-Jahren mit seinem einzigartigen Wellenbecken das erste Spaßbad in der Region – und ein Publikumsmagnet. Doch längst haben ihm andere Städte den Rang abgelaufen, darunter Norderstedt mit dem Arriba (800.000 Besucher im Jahr) und Kaltenkirchen mit der Holstentherme (460.000).
Im Juli 2017 trafen die Ahrensburger Stadtverordneten die Grundsatzentscheidung für den Neubau. Im Mai dieses Jahres folgte das einstimmige Ja, einen Bebauungsplan aufzustellen. Das Freibad bleibt so, wie es jetzt ist – nur mit deutlich kleinerer Liegewiese.
Hauptausschuss Ahrensburg Mo 22.10., 19.30 Uhr, Peter-Rantzau-Haus, Manfred-Samusch-Straße 9
Das Bad in Zahlen
1983 wird das Badlantic mit Sportbecken, Sprungturm und Wellenbad eröffnet.
260.000 Besucher kommen jährlich, am Anfang waren es noch rund 600.000.
6,40 Euro kostet die Tageskarte, für Kinder 3,80.
1,7 Millionen Euro Defizit gleicht die Stadt jährlich aus. 2,2 Millionen Liter Wasser fassen die Becken.