Ahrensburg. Bei den Meys aus dem Ahrensburger Ortsteil Ahrensfelde engagieren sich Vater, Sohn, die drei Töchter und ihre Freunde in der Ortswehr.
„Mein Papa hat uns mit dem Feuerwehr-Virus infiziert“, sagt Franziska Mey über ihr Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr mit einem Schmunzeln im Gesicht. Ihr Vater Michael ist Ortswehrführer in Ahrensfelde. Alle seine Kinder, so auch die Zwillingsschwestern Antonia und Constanze (17) sowie Bruder Maximilian (15), sind dort engagiert. Mutter Bettina ist zwar nicht in der aktiven Wehr, hilft aber trotzdem mit. Franziska sagt: „Sie ist eigentlich immer mit dabei – außer bei den Einsätzen.“
Obwohl Bettina Mey auch dabei unterstützt. Sie sagt: „Wenn nachts der Pieper schrillt, stelle ich meinem Mann die Schuhe raus.“ So hat das Ehrenamt die ganze Familie im Griff. Und nicht nur das: Sowohl der Freund von Tochter Franziska als auch der von Constanze sind ebenfalls bei der Feuerwehr aktiv.
Engagement der Meys war nicht vorgezeichnet
Dabei war das Engagement bei der kleinen Ortswehr der Familie aus Hamburg nicht in die Wiege gelegt. Vater Michael wurde erst nach dem Umzug nach Ahrensfelde mit 44 Jahren Mitglied. Seit drei Jahren ist der 57-jährige Steuerfachangestellte nun Ortswehrführer. „Ich habe ein Helfersyndrom“, sagt er und sprang ein, als ein Skandal um Kameraden, die Brände selbst gelegt hatten, die Wehr erschütterte.
Franziska, die heute Jugendwartin und stellvertretende Gruppenführerin ist, wurde zudem von einer Schulfreundin mit zur Jugendfeuerwehr genommen. „Mit 13 Jahren bin ich schließlich eingetreten“, sagt die heute 24-Jährige. Gefallen habe ihr, dass bereits damals viele Mädels in der Jugendfeuerwehr waren. „Nur beim Übertritt in den aktiven Dienst bin ich als einzige übrig geblieben.“ Dass das mit der aktuellen Generation anders wird, dafür will Franziska Mey sorgen. Derzeit sind sechs von 21 Mitgliedern der Jugendwehr weiblich, darunter auch die beiden 17-jährigen Schwestern Constanze und Antonia. „Wir wollen in die aktive Wehr“, sagt die blonde Constanze. Auch Bruder Maximilian (15) nickt zustimmend.
Teil der Familie arbeitet als Steuerfachangestellte
Die Berufsfeuerwehr wäre allerdings nichts für sie, sagt Antonia, die gerade das Berufsgymnasium mit der Fachrichtung Wirtschaft in Ahrensburg besucht. „Wir wollen was Richtiges lernen“, sagt sie lachend. Vielleicht will sie auch ins Steuerfach – so wie Mutter, Vater und die große Schwester. Zwillingsschwester Constanze hat hingegen gerade eine Ausbildung zur Zimmerin in Hoisdorf begonnen. Ihr Freund Tom Wriede ist ebenfalls bei der Feuerwehr und seit seinem 18. Geburtstag auch Mitglied der aktiven Wehr.
Auch Franziska Mey, die bereits seit elf Jahren dabei ist, hat ihren Freund Jan Langbehn bei der Feuerwehr kennengelernt. „Bei einem Hoffest vor fünf Jahren hat es gefunkt“, sagt sie. Langbehn stand da für die Feuerwehr am Grill. Ihr 37 Jahre alter Freund, Elektrotechniker von Beruf, engagiert sich bereits seit 1992 bei der Wehr, erst in Hoisdorf, nun in Ahrensburg. „Meine Freunde und ich haben Fußball gespielt und sind zur Feuerwehr gegangen. Da bin ich hängengeblieben“, sagt er. Franziska, die zwischenzeitig auch ein Engagement für den Arbeiter-Samariter-Bund erwogen hatte, bestätigt: „Feuerwehr ist das einzig Wahre.“
3300 Ehrenamtler
Jedenfalls im Rettungswesen. Seit diesem Jahr engagiert sie sich auch noch in der Politik, sitzt für die CDU in der Ahrensburger Stadtverordnetenversammlung. Ihr Ziel: „Ich will für das Ehrenamt werben“, sagt die Steuerfachangestellte. Geworben hat sie der Ahrensburger CDU-Vorsitzende Maik Neubacher. „Wir haben zusammen niederdeutsches Theater bei der Stormarner Speeldeel gespielt“, sagt Mey. Außerdem studiert die vielbeschäftigte junge Frau Steuerrecht an einer privaten Uni in Hamburg. „Freie Abende zu Hause sind selten. Aber der Sonntag ist mir heilig“, sagt sie. Um Termine zu koordinieren, führt sie einen Online-Kalender zusammen mit ihrem Freund.
Mutter Bettina: „Den bräuchten wir eigentlich für die ganze Familie.“ Immerhin: Einen Familienchat beim Kurznachrichtendienst WhatsApp gibt es schon. Erst kürzlich wollte die Familie gemeinsam Essen gehen, da schrillte der „Herzschrittmacher“, wie Michael Mey seinen Pieper nennt – und (fast) die ganze Familie musste zum Einsatz. Tochter Franziska ergänzt: „Selbst bei einem Fehlalarm sind wir mit An- und Abfahrt und Umziehen mindestens eine Stunde unterwegs.“ So wurde die Pizza im Anschluss zum Mitnehmen geordert und zu Hause gegessen.
Familie verbringt viel Zeit gemeinsam im Dienst
Antonia sagt: „Am meisten Spaß machen die Dienste mit Franzi.“ Bruder Maximilian ist 15, besucht die zehnte Klasse der Gemeinschaftsschule am Heimgarten. „Zur Feuerwehr mitgenommen wurde ich seit meinem sechsten Lebensjahr“, sagt er. Offiziell eingetreten ist er mit zehn, dem frühestmöglichen Zeitpunkt. So war auch sein Weg vorgezeichnet. „Außerdem bin ich Bastler“, so der 15-Jährige. Schwester Constanze: „Sein Zimmer gleicht einem Ersatzteillager.“ Keine schlechten Voraussetzungen für einen Feuerwehrmann.
Franziska Mey, die häufiger mit ihrem Vater ausrückt, sagt: „Mittlerweile sitze ich oft auf dem Fahrersitz, und mein Vater koordiniert vom Beifahrersitz den Einsatz.“ Die Meys – eine Familie, in der alle füreinander einstehen. Und für das Gemeinwohl.