Barsbüttel. Fachkräftemangel: Angestellte und Beamte in der Verwaltung erhalten 1000 Euro, wenn sie Personal für freie Stellen vermitteln.
Ob auf dem Bau, im produzierenden Gewerbe oder in den Verwaltungen – der Fachkräftemangel ist eines der beherrschenden Themen hierzulande. Firmen sind zwar froh über die konjunkturelle Situation und die damit verbundene guten Auftragslage, viele von ihnen kommen bei den Anfragen aber nicht hinterher und suchen händeringend Personal. Prämienzahlungen für Mitarbeiter, die neue Kollegen generieren, sind zum Beispiel im Gesundheitswesen bei Pflegediensten keine Seltenheit. Diesen Weg geht jetzt auch eine Stormarner Behörde: Barsbüttel zahlt Gemeindemitarbeitern 1000 Euro Prämie pro Akquise.
Das hat jetzt der Hauptausschuss auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Die Zustimmung der Gemeindevertretung ist nicht mehr nötig. Bürgermeister Thomas Schreitmüller (parteilos) wird nun eine Vereinbarung mit dem Personalrat schließen. Die Regel soll von Oktober an gelten. Sie beinhaltet, dass Beamte und Angestellte 500 Euro brutto nach der Probezeit des Geworbenen und dieselbe Summe nach einem Jahr Behördenzugehörigkeit erhalten.
In Barsbüttel mit seinen 13.700 Einwohnern arbeiten derzeit 200 Menschen für die Gemeinde, darunter zahlreiche Erzieherinnen in den Kindertagesstätten. Dort ist die Not am größten. In der Vergangenheit wurden ob des Fachkräftemangels Gruppen zusammengelegt und auch geschlossen.
Mitarbeiter sollen neue Kollegen werben
Eine Projektgruppe mit den Kita-Leitungen beschäftigte sich mit dem Thema Personalgewinnung, schlug das Prinzip „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ im Rathaus vor. Die Entscheidungsträger hatten keine Einwände. Der Hauptausschussvorsitzende Volkmar Dietel (CDU) sagt: „Die Verwaltung ist auch Dienstleister. Stellen in der Gemeinde müssen in allen Bereichen optimal besetzt sein. Die Prämienregelung ist gut investiertes Geld. Wir beugen damit Problemen vor.“
Derzeit hat Barsbüttel drei Jobs zu vergeben. „Vor zwei Monaten war die Situation eine andere, da waren sechs Stellen unbesetzt“, sagt Anke Stiefenhofer, Fachbereichsleiterin Zentrale Dienste und Bürgerbüro. Fluktuation gebe es hauptsächlich in Kitas, weil Kolleginnen in Rente gingen oder die Familienplanung vorantrieben. Aber nicht nur dort ist es problematisch, zeitnah Ersatz zu finden. Die Position eines IT-Spezialisten im Rathaus sollte im Januar dieses Jahres vergeben werden. Zweimal wurde ausgeschrieben, ein Auserwählter zog seine Zusage zurück. Erst jetzt hat ein Computer-Experte angebissen und startet im November in den Job. Laut Anke Stiefenhofer dauern Nachbesetzungen nicht selten bis zu neun Monate.
Gemeinde gibt bislang viel Geld für Stellenanzeigen aus
Dabei investiert die Gemeinde viel Geld in das Schalten von Stellenausschreibungen in Zeitungen und Online-Portalen, auch sind alle freien Positionen auf der eigenen Homepage verzeichnet. In diesem Jahr hat das bisher rund 5000 Euro gekostet. „Wenn das neue Prinzip erfolgreich ist, könnten wir die Ausgaben bei den Anzeigen reduzieren“, so Stiefenhofer. Ganz darauf verzichten will sie aber nicht. „Es darf nicht den Anschein haben, dass es nur noch mit ,Vitamin B’ geht.“
Kosteneinsparungen bei der Rekrutierung sind der eine Vorteil, in dessen Genuss Barsbüttel kommen könnte. Einen anderen bei der Prämienregelung beschreibt Stiefenhofer so: „Der persönliche Kontakt zwischen Mitarbeitern und Bewerbern erhöht die Chance, dass die neuen Kollegen auch wirklich zur Stelle passen. Sie treten in der Regel rascher ihren Job an und arbeiten sich schneller ein.“ Zudem blieben sie ihrem neuen Arbeitgeber im Normalfall länger treu als Kandidaten, die über Inserate gewonnen werden. Außerdem hofft die Fachbereichsleiterin durch das Mitarbeiterwerbungs-Programm auf eine Stärkung des Teamgeistes. Stiefenhofer kennt im Kreis keine andere Gemeinde, die so eine Prämie zahlt. Der Fachkräftemangel beschäftigt Stormarner Rathäuser besonders, weil sich dort ein Generationswechsel abzeichnet. Etliche erfahrene Verwaltungsmitarbeiter gehen von Reinbek bis Reinfeld demnächst in den Ruhstand. Ihre Stellen müssen neu besetzt werden.
Kreisverwaltung wirbt gezielt im Internet um Fachkräfte
So drastisch wie in der Kreisverwaltung ist der Umbruch allerdings nirgendwo: Im Kreishaus in Bad Oldesloe hört binnen acht Jahren und bis 2025 jeder dritte Mitarbeiter aus Altersgründen auf. Rund 700 Menschen verdienen ihr Geld bei der Behörde. Deswegen hat sie bereits 2017 eine Job-Offensive gestartet, in einem ersten Schritt eine vierte Führungsebene mit Koordinatoren und Sachgebietsleitern installiert sowie die Zahl der Plätze für zwei Ausbildungsvarianten und das duale Studium erhöht. Mit dem Karriereportal auf www.kreis-stormarn.de präsentiert die Behörde ihre Stellenangebote und wirbt gezielt um Fachkräfte.