Reinfeld/Reinbek. Obacht: scheinbar gesunde Äste fallen ab. Gründe sind „Trockenstress“ bei Bäumen und deren schwere Früchte nach dem heißen Sommer.
Wer in diesen Tagen durch Stormarns Wälder streift, sollte häufiger den Blick nach oben richten. Es könnten aus heiterem Himmel Äste von den Bäumen herabfallen – und das auch ohne Sturm und Wind. Grund: Die lange Dürreperiode setzt die gut fünf Millionen Bäume in Stormarns Wäldern sowie an den Straßen unter enormen „Trockenstress“. Sie werfen deshalb grüne Äste ab, um sich an den Wassermangel anzupassen.
„Astabbrüche sind eine Gefahr, die jetzt ständig vorhanden ist“, warnt Förster Andreas Körber von der Försterei Lütjensee. Und Förster Matthias Wruck von der Reinfelder Försterei Fohlenkoppel weist mit Nachdruck darauf hin, dass gerade von Straßenbäumen wie Eichen und Buchen eine besondere Gefahr für den Straßenverkehr ausgeht.
In Reinbek fiel ein dicker Ast aus zehn Metern Höhe auf die Straße
Erst am Montagabend war in der Reinbeker Buchtallee aus einer Höhe von zehn Metern ein dicker Eichenast abgebrochen und auf die Straße vor einer Grundstückseinfahrt gefallen. Verletzt wurde zum Glück niemand. Bereits Mitte August musste die Feuerwehr in Richtung Kneeden bei Bad Oldesloe ausrücken, weil zwei Stämme einer alten Eiche abgebrochen und auf die B 75 gestürzt waren.
Wegen der Dürre warnen nun Forstexperten und Behörden vor weiteren unvorhersehbaren Gefahren. „Insbesondere bei der Eiche sind in diesem Jahr verstärkt Grünastabbrüche zu verzeichnen“, heißt es in einer Warnung der Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation. Von außen seien die gefährdeten Äste zwar nicht zu erkennen. Die Blätter seien grün und scheinbar weiterhin ausreichend mit Wasser versorgt. „In Wirklichkeit sind die Äste jedoch komplett trocken.“
Förster: Herbstwetter könnte Gefahr noch vergrößern
Förster Andreas Körber aus Lütjensee rechnet damit, dass die Gefahren in den nächsten Wochen größer werden. „Wind und Sturm werden die Astabbrüche noch verstärken.“ Sein Kollege Matthias Wruck aus Reinfeld war auf der Reinfelder Weizenkoppel und der L 84 zwischen Reinfeld und Bad Segeberg unterwegs, um Bäume im Trockenstress unter die Lupe zu nehmen. Seine Befürchtung: Schwere Äste könnten plötzlich auf die Straßen fallen. „Ich schätze, dass wir uns rund 40 Prozent der Straßenbäume näher ansehen müssen, ob von ihnen eine Gefahr ausgeht“, sagt der Förster, der unter anderem für Reinfeld, Tremsbüttel und Bad Oldesloe zuständig ist.
In Kooperation mit den schleswig-holsteinischen Landesforsten werden deshalb in den nächsten drei Wochen Hubsteiger eingesetzt, um gefährliche Äste von Straßenbäumen vorsorglich zu entfernen. Doch nicht nur der Trockenstress der Bäume, der zu einer Unterbrechung der Wasserzufuhr in den Leitungsbahnen führt, kann zu Astabbrüchen führen. Es gebe zudem eine „zentnerschwere Last bei Eichen und Buchen“, sagt der Förster Körber. Nach Expertenangaben haben einige Baumarten viele Früchte entwickelt. Dies führe bei Bäumen mit schweren Einzelfrüchten – darunter Eiche und Rosskastanie – zu enormem Gewicht. Gerade durch Trockenstress vorgeschädigte Äste könnten diese Last nicht mehr halten – und stürzen ab.
Vorsorglich rät in Hamburg die Wirtschaftsbehörde dazu, längere Aufenthalte vor allem unter Eichen und Kastanien zu vermeiden und bei Notfällen die örtliche Feuerwehr unter der Telefonnummer 112 zu informieren. In Kooperation mit den schleswig-holsteinische Landesforsten gibt es zudem die App „Hilfe im Wald“, die im Unglücksfall schnell das Aufsuchen des nächst gelegenen Rettungstreffpunktes ermöglicht und die Rettungsleitstelle informiert.
Weitere Infos:
http://www.intend.de/
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