Ahrensburg. Wissenschaftler haben ein Standortkonzept für die Metropolregion Hamburg entwickelt. Es soll nun bundesweit umgesetzt werden.

Sie stehen zum Beispiel vor Rathäusern und Supermärkten, auf öffentlichen Parkplätzen, in Gewerbegebieten und an den Autobahn-Raststätten: Rund 40 Ladestationen für Elektroautos gibt es mittlerweile im Kreis Stormarn – Tendenz steigend. 14 Orte sind an das E-Netz angebunden. Aber wurden die

Hier finden Sie weitere Ladestationen

Mehr als 40 Ladestationen für Elektroautos gibt es mittlerweile in Stormarn. Anfang 2017 waren es erst 25.

An den A1-Raststätten Buddikate (Ost und West) und Trave sowie direkt an der Autobahnabfahrt Reinfeld im Gewerbegebiet auf dem Famila-Parkplatz ist das Schnellladen in 20 Minuten mit 50 Kilowatt (kW) möglich. Am Autobahnanschluss Stapelfeld steht an der Bäckerei eine Tesla-Ladestation mit acht Plätzen à 120 kW. Damit ist die Batterie in einer halben Stunde fast vollständig aufgeladen.

13 weitere Orte im Kreis bieten E-Tankstellen: Ahrensburg, Ammersbek, Bad Oldesloe, Bargteheide, Barsbüttel, Glinde, Großhansdorf, Oststeinbek, Reinbek, Reinfeld, Tremsbüttel, Trittau, Zarpen. Überwiegend sind 22-kW-Anschlüsse zu finden. Ladezeit: etwa 90 Minuten.

Eine bundeseinheitliche Karte mit allen Stationen gibt es noch nicht. Stormarns Klimaschutzmanagerin Isa Reher empfiehlt für die Suche die Portale www.goingelectric.de und www.lemnet.org.de, weil sie viele Details nennen. Der Kreis hat Infos auf www.kreis-stormarn.de/go/elektromobil erfasst.

1/4

überhaupt sinnvoll platziert? „Ja“, sagt Enak Ferlemann (CDU), parlamentarischer Staatssekretär des Bundesverkehrsministeriums. „Überall dort, wo viel Verkehr ist und die Menschen sowieso zum Parken hinfahren, sind Ladestationen sinnvoll.“ Dazu zählten Einkaufszentren genauso wie Behörden und Bahnhöfe, aber auch Firmenparkplätze.

Der Staatssekretär stellte am Montag in Bad Segeberg gemeinsam mit den anderen Beteiligten die Ergebnisse des 3,4-Millionen-Euro-Projekts „HansE“ vor, mit dem in den vergangenen drei Jahren die E-Mobilität in der Metropolregion Hamburg gefördert wurde. Wissenschaftler der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen begleiteten den Prozess. „Wir haben ein Konzept entwickelt, das sich mit der Frage beschäftigt, wo Stromtankstellen aufgestellt werden müssen, damit sie sinnvoll sind“, sagt Ferlemann. Basierend auf den Ergebnissen wurden 50 Ladestationen in der Metropolregion Hamburg außerhalb der Hansestadt installiert – darunter in den Kreisen Stormarn, Segeberg, Pinneberg und Harburg. „Es ging nicht darum, sie einfach nur irgendwo aufzustellen“, sagt Marion Köhler, Sprecherin der Metropolregion Hamburg. „Das sollte mit Sinn und Verstand geschehen.“

Das Aufladen an den Stationen braucht Zeit

Die Wissenschaftler aus Aachen schauten sich für ihre Analyse genau an, wo die Menschen in der Metropolregion wohnen, wo sie arbeiten, was sie in ihrer Freizeit machen und welche Verkehrswege sie nutzen. Auch die demografische Struktur der Bevölkerung habe eine Rolle gespielt. „Wir haben ein Modell entwickelt, das bestimmte Gebiete als Potenzialräume ausweist“, sagt Andreas Witte, akademischer Oberrat am Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr. „Dabei haben wir ein Netz für die ganze Region entwickelt, nicht für einzelne Städte. Dieses konnten wir hier gleich in der Praxis testen.“

Gute Standorte seien zum Beispiel in der Nähe von Einkaufsmöglichkeiten, Fitnessstudios oder Kinos, sagt Köhler. „Die Menschen müssen in der Umgebung etwas tun können, denn das Aufladen dauert etwas.“ Turbo-Ladestationen brauchen 30 Minuten, die normalen Stromtankstellen benötigen eine bis vier Stunden. An einer gewöhnlichen Haushaltssteckdose laden Elektroautos zwischen 8 und 14 Stunden auf.

407 Elektrofahrzeuge sind derzeit im Kreis zugelassen

„Die Kommunen in der Region haben jetzt das Werkzeug dafür, um die Struktur noch weiter auszubauen“, sagt Marion Köhler. „Denn unsere 50 Ladestellen sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Es muss jetzt in der Fläche weitergehen.“ Der Kreis Segeberg hat dafür schon Vorbereitungen getroffen, will vor allem die ländlichen Gebiete stärker einbeziehen. „Wir fördern den Bau öffentlicher Ladestationen mit 75 Prozent, haben 2018 dafür 500.000 Euro im Haushalt bereitgestellt“, sagt Kreispräsident Claus Peter Dieck (CDU). Die Resonanz ist groß. 34 Förderanträge wurden bereits eingereicht. „Unser Ziel von 50 Ladestationen werden wir spätestens Anfang 2019 erreicht haben“, sagt Dieck. „Dann haben wir im Kreis genauso viele Strom- wie Benzintankstellen.“ Am Nachmittag traf er sich mit Vertretern anderer Kreisbehörden aus der Metropolregion, um sich über das weitere Vorgehen nach dem Ende des Projekts „HansE“ auszutauschen.

Die Klimaschutzmanagerin des Kreises Stormarn Isa Reher
Die Klimaschutzmanagerin des Kreises Stormarn Isa Reher © HA | Johanna Helbing

Darunter war auch Stormarns Klimaschutzmanagerin Isa Reher. Sie sagt: „Für weitere Ladestationen in Stormarn gibt es schon Förderbescheide und die Umsetzung ist in Arbeit.“ Derzeit sind im Kreis 407 Elektrofahrzeuge zugelassen. Hinzu kommen 326 Hybridautos. Bei insgesamt 199.254 zugelassenen Wagen bleiben sie allerdings trotz steigender Zahl ein kleiner Anteil.

15.000 E-Tankstellen bundesweit in den kommenden Jahren

Peter Lindlahr, Geschäftsführer der Hamburger Projektleitstelle für Elektromobilität hySolutions GmbH, rechnet damit, dass die E-Mobilität zwischen 2020 und 2022 ihren Durchbruch schafft. „Bis dahin müssen wir die Ladeinfrastruktur schaffen“, sagt er. Dieses Ziel hat auch Staatssekretär Enak Ferlemann. Er sagt: „Das Projekt der Metropolregion Hamburg hat Modellcharakter für ganz Deutschland.“ Das Bundesverkehrsministerium, das „HansE“ mit 1,8 Millionen Euro gefördert hat, will mit den gewonnenen Erkenntnissen die E-Mobilität in der gesamten Bundesrepublik vorantreiben. „Unser Ziel für die kommenden Jahre sind 15.000 E-Tankstellen, davon 5000 Schnelllader“, sagt Ferlemann. Das Konzept aus dem Norden soll bei der Wahl der richtigen Standorte helfen.

„Unser Anspruch als Metropolregion ist es, Impulsgeber und Innovationstreiber zu sein“, sagt der Hamburger Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD), Vorsitzender des Regionsrats der Metropolregion Hamburg. In der Hansestadt seien die Ladestationen anfangs ziemlich unkontrolliert errichtet worden. „Künftig wollen wir strukturierter vorgehen“, sagt Rieckhof. „Die Ladeinfrastruktur muss dort sein, wo die Menschen sie auch brauchen.“

Wichtig sei zudem, für den jeweiligen Standort den geeigneten Ladetyp auszuwählen, sagt Andreas Fricke, Vorstand des Energiedienstleisters HanseWerk. „Vor Supermärkten sind Schnellladestationen nötig, weil die Menschen maximal eine Stunde mit Einkaufen beschäftigt sind.“ Für Parkplätze, auf denen die Autos über Nacht oder während des Arbeitstages stehen, reichten dagegen auch die normalen langsameren Ladestationen.