Ahrensburg. Machbarkeitsstudie zum Naturschutzgebiet: Eigene Homepage, neuer Rundwanderweg und Wanderausstellung sollen mehr Besucher anlocken.

„Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal – auf den Spuren der eiszeitlichen Rentierjäger“: Unter diesem Leitmotiv soll das 339 Hektar große Naturschutzgebiet bekannter werden. Oberste Priorität hat eine neue Internetseite, die alle Angebote und Informationen zusammenfasst. Das ist das zentrale Ergebnis einer Machbarkeitsstudie zur Umsetzung digitaler Erlebnisräume, die die Beratungsagentur Freizeitwirtschaft Hamburg (fwi) im Auftrag des Kreises Stormarn erstellt hat.

„Als kurz- bis mittelfristiges Ziel sowie als sinnvolles erstes Maßnahmenpaket empfehlen wir die Umsetzung der Website, verbunden mit der Installation eines neuen Themenweges mit digitalen Erlebnissen“, so die Gutachter in ihrem 125-seitigen Bericht. Begleitend könne eine Wanderausstellung zum rund sieben Kilometer langen Areal entlang der Bahnlinie von Ahrensburg bis nach Hamburg-Rahlstedt mehr Aufmerksamkeit erzeugen. Im Tunneltal lebten zum Ende der Eiszeit vor 10.000 Jahren Steinzeitmenschen in Zelten, ernährten sich durch die Rentierjagd.

„Das Ahrensburger Tunneltal verfügt über alle Zutaten, um ein interessantes Angebot mit breitem Zielgruppenpotenzial abzubilden. Dieses Potenzial ist heute nur ansatzweise ausgenutzt“, so das Urteil der auf Freizeit und Tourismus spezialisierten Unternehmensberater. In den Drei-Punkte-Startplan müsste etwa eine halbe Million Euro investiert werden.

1. Website „Tunneltal“: Die Konzeption einer Internetseite schlägt mit rund 100.000 Euro zu Buche – plus Folgekosten für die dauerhafte Pflege. Der Name sollte kurz und prägnant sein, zum Beispiel „Eiszeiterlebnis-Tunneltal“ oder „Expedition Tunneltal“. Es sollte keine reine Info-Plattform sein, sondern interaktive Elemente bieten wie 360-Grad-Blicke an unterschiedlichen Orten. „Ein Tunneltalerlebnis für unterwegs und zu Hause“, so die Gutachter.


2. Themenweg/Lehrpfad „Eiszeit“ oder „Eiszeitlicher Rentierjäger“: Circa 200.000 Euro kostet ein Rundwanderweg, an dem Stelen mit QR-Codes Informationen zu einzelnen Stationen auf Smartphone oder Tablet-PC liefern. Das können auch Filmchen zum Leben der Steinzeitmenschen oder zu den Ausgrabungen des Ahrensburger Archäologen Alfred Rust (1900–1983) sein.

Unübersichtlich: Hinweisschilder im Wald sind häufig beschmiert
Unübersichtlich: Hinweisschilder im Wald sind häufig beschmiert © HA

Aktuell sehen die Experten im Forst Hagen einen „Schilder- und Markierungs-Wildwuchs“. Es gebe mindestens fünf unterschiedliche Systeme. Die Beschilderung schaffe Verwirrung, sei teilweise schlecht positioniert und unverständlich, durch Vandalismus beschädigt oder unleserlich. Fakten seien veraltet oder sogar falsch. Das Hamburger Institut schlägt zwei neue Routen vor: eine über 4,25 Kilometer mit acht bis zehn Stationen und eine über 6,6 Kilometer mit bis zu 13 Stationen.


3. Wanderausstellung: Ein modulares Ausstellungskonzept könnte beispielsweise im Haus der Wilden Weiden im benachbarten Naturschutzgebiet Höltigbaum, in Ahrensburg im Haus der Natur des Vereins Jordsand oder im Schloss sowie in Museen in der Umgebung präsentiert werden. Die Herstellungskosten lägen bei etwa 200.000 Euro. Die Infos und digitale Angebote (VR-Brillen zum Eintauchen in 360-Grad-Videos) machten Lust auf Exkursionen in die Natur.

Forscher Alfred Rust erläutert 1958 seine Ausgrabungen
Forscher Alfred Rust erläutert 1958 seine Ausgrabungen © HA | Kreisarchiv Stormarn

Optional haben die Gutachter weitere Ideen, die langfristig umgesetzt werden könnten wie überdachte Pavillons den U-Bahnhöfen Ahrensburg West und Ost mit Karten und Download-Infos. Eine Tunneltal-App (möglicherweise inklusive Höltigbaum) wäre ein optimaler Smartphone-Wanderführer. Aussichtsplattformen und Kunstwerke in der Landschaft sorgten für zusätzliche Attraktionen. Und an der neuen Bahnbrücke für die Straße Brauner Hirsch könnte ein Aussichtspunkt angebaut werden inklusive Park- und Rastmöglichkeit. Als „Vision“ bringen die Fachleute ein Besucherzentrum ins Spiel mit Gruppenprogrammen, Kino zur Entstehung des Tunneltals und Gastronomie. Beispiele sind das Wattenmeer-Besucherzentrum in Cuxhaven und die Arche Nebra („Die Himmelsscheibe erleben“) bei Halle (Saale).

Die Stormarner SPD-Fraktion hatte die Machbarkeitsstudie Angang 2016 beantragt. Eine Lenkungsgruppe aus Experten, Verwaltungsmitarbeitern und Kommunalpolitikern begleitete den Weg zur fertigen Präsentation. „Jetzt können wir sehen, welche Vorschläge wir wie umsetzen“, sagt die Ammersbeker Kreistagsabgeordnete Sigrid Kuhlwein (SPD), von Anfang an eine der treibenden Kräfte. Wichtig sei, nur sehr behutsam in die Natur einzugreifen.

Die Studie ist zunächst dem Schul-, Kultur- und Sportausschuss des Kreises zugegangen. Eine große Präsentation ist für Ende September bei einem gemeinsamen Termin mit dem Ahrensburger Kulturausschuss geplant. Der Stadt gehört das Areal zum großen Teil.

Zum Ende der jüngsten Eiszeit schmolzen die bis zu 300 Meter hohen Gletscher, die über dem heutigen Ahrensburg lagen. Später zogen die Rentierjäger weiter gen Norden.

Schul-, Kultur- und Sportausschuss des Stormarner Kreistags Mi 29.8., 18.00, Sitzungsraum F 22 der Kreisverwaltung, Mommsenstraße 14, Bad Oldesloe