Lütjensee. Plan für dreispurigen Ausbau bei Lütjensee liegt aus. Zehn-Millionen-Euro-Projekt soll die unfallträchtige Strecke sicherer machen.
Die wohl gefährlichste Straße in Stormarn wird weiter entschärft. Das Land setzt den dreispurigen Ausbau der wegen vieler Frontalzusammenstöße gefürchteten Bundesstraße 404 zwischen den Autobahnen 1 (bei Hammoor) und 24 (bei Grande) fort. Der vier Kilometer lange Abschnitt von der Anschlussstelle Lütjensee/Schönberg bis Lütjensee/Grönwohld bekommt als Nächstes Überholfahrstreifen. Danach ist die vier Kilometer lange Strecke zwischen dem Anschluss Bargteheide bis hinter Todendorf/Sprenge an der Reihe.
Von Trittau bis Kuddewörde sowie von Grande bis zur A 24 ist die B 404 bereits dreispurig ausgebaut. Für den dritten Bauabschnitt bei Lütjensee liegt jetzt der Planfeststellungsbeschluss aus. Das bedeutet, dass nur noch eine Klage vor dem Oberverwaltungsgericht in Schleswig das Zehn-Millionen-Euro-Vorhaben stoppen könnte.
Lastwagen-Anteil ist nachts besonders hoch
Täglich sind fast 21.000 Fahrzeuge auf der kurvenreichen Bundesstraße zwischen den beiden Autobahnen unterwegs. Der Lastwagen-Anteil ist mit rund 13 Prozent (nachts sogar 23 Prozent) überproportional hoch. Das ist mit ein Grund für viele leichtsinnige Überholmanöver, die nahezu täglich zu gefährlichen Situationen führen. Auf der ehemaligen „Todesstrecke“ war schon 2003 ein Überholverbot auf fast neun Kilometern zwischen Todendorf und Trittau erlassen worden.
Aus Sicht von Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) wird sich die Verkehrssicherheit mit der Dreispurigkeit auf bald 15 Kilometern deutlich erhöhen. Zugleich werde eine für Berufspendler und die Logistikbranche überregional bedeutsame Verkehrsachse gestärkt. „Da der Ausbau auf vorhandenem Straßengrund stattfindet und symmetrisch zur heutigen Fahrbahnachse verläuft, waren aufwendige Variantenbetrachtungen nicht erforderlich“, sagt der Ahrensburger.
Parkplätze und Anschluss Sprenge werden geschlossen
Für die Verbreiterung der Bundesstraße bei Lütjensee fällt der ohnehin seit Langem nicht genutzte Radweg am Rand weg. Außerdem werden die Rastplätze Löps und Drahtteich geschlossen. Die von der Gemeinde Lütjensee geforderten Lärmschutzwälle oder -wände sind nicht vorgesehen, wohl aber der Einsatz von besonders leisem Asphalt. In Richtung Norden und Süden wird jeweils ein Extra-Überholbereich eingerichtet.
„Der genaue Terminplan hängt von der Rechtskraft des Beschlusses ab“, sagt Jens Sommerburg, Leiter des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr (LBV) in Lübeck. Gibt es keine Klagen, kann das Baufeld noch in diesem Jahr geräumt werden. Wenn dann auch noch der Bund das nötige Geld bereitstellt – wovon auszugehen sei –, wäre der Ausbau schon 2019 möglich.
Dreispurigkeit hat sich aus Sicht der Polizei bewährt
Für den letzten und vierten Abschnitt bis zur Autobahn 1 ist das Planfeststellungsverfahren noch in Arbeit. Dort sollen die Anschlussstelle Todendorf/Sprenge dicht gemacht sowie die Rastplätze Mannhagen und Wolfsbrook-Ost wegfallen. Aus Sicht der Polizei hat sich die Dreispurigkeit im Bereich von Trittau/Großensee bis zur Autobahn 24 im Süden bewährt. „Das Unfallgeschehen ist spürbar zurückgegangen“, sagt Rena Bretsch, Sprecherin der Polizeidirektion. „Schwere Unfälle konnten nicht verzeichnet werden.“
Nach offizieller Richtlinie ist zwar auch die restliche Strecke nicht als Unfallschwerpunkt eingestuft. „Gleichwohl haben sich im zweispurigen Bereich Unfälle aufgrund des Verstoßes gegen das bestehende Überholverbot ereignet“, sagt die Polizeisprecherin. Um dem entgegenzuwirken, gebe es regelmäßig Kontrollen. Zahlen zu Verstößen liegen jedoch nicht vor. Im Juli vergangenen Jahres hatten sich allerdings gleich drei Frontalzusammenstöße innerhalb von nur elf Tagen auf der Strecke ereignet. Damals kam in Höhe Grönwohld ein Mann ums Leben, dessen Kombi gegen einen Tanklaster geprallt war. Insgesamt wurden 14 Menschen verletzt, fünf davon schwer.
Übergangslösung auf dem Weg zur Autobahn bis zur Elbe
Für die Planer ist die Dreispurigkeit eine Übergangslösung. Gen Norden ist die ehemalige Bundesstraße 404 vom Autobahn-1-Kreuz Bargteheide bis nach Stolpe (bei Neumünster) auf knapp 60 Kilometern bereits zur A 21 mit zwei Fahrspuren je Richtung geworden. Der Anschluss bis nach Kiel ist im Bau.
Der Abschnitt zwischen den Autobahnen 1 und 24 wurde im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030 im „Vordringlichen Bedarf“ eingestuft. Die dreispurigen Stormarner Strecken könnten in einen weiteren Ausbau zur Autobahn integriert werden. In Richtung Süden ist die Fortführung über eine neue Elbbrücke bei Geesthacht bis zur A 39 bei Lüneburg angedacht.
Das ist auch eine Kernforderung der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck. „Nur durch den Sprung über die Elbe wird die A 21 ihren wahren Verkehrswert erreichen und ein Netz von Autobahnen in der Metropolregion Hamburg verknüpfen, mit spürbaren Entlastungen für die A 1, die A 7 und die A 24“, sagt Rüdiger Schacht, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Standortpolitik. Deshalb dürfe der Bau von dreistreifigen Überholabschnitten auch nur ein Provisorium bleiben auf dem Weg zu einer echten Autobahn.
Planunterlagen für den dreispurigen Ausbau der B 404 bei Lütjensee liegen aus bis zum 3. September in diesen Verwaltungen: Amt Bad Oldesloe-Land, Mewesstraße 22–24; Amt Trittau, Europaplatz 5; Rathaus Ahrensburg, Manfred-Samusch-Straße 5; Online: www.planfeststellung.bob-sh.de