Bad Oldesloe/Kiel. Stormarn-Report: Es fehlen nur noch wenige Lehrkräfte. Doch es gibt einen großen Sanierungsbedarf. Und zu wenig moderne Technik.
Für rund 26.700 Schüler im Kreis Stormarn beginnt am Montag das neue Schuljahr. Und für mehr als 2000 Erstklässler in der kommenden Woche die Schulzeit. Zwar gibt es an zahlreichen Gebäuden noch einen erheblichen Sanierungsstau und dringenden Handlungsbedarf bei der Digitalisierung. Dafür sind jetzt aber weniger Lehrerstellen unbesetzt. Der Abendblatt-Bildungsreport dokumentiert zum Schulstart Momentaufnahmen von Stormarns Bildungslandschaft.
An den Gemeinschaftsschulen ohne Oberstufe und an den Gymnasien konnten jetzt alle Lehrerstellen besetzt werden, sagt eine Sprecherin des Kieler Bildungsministeriums. An den Grundschulen sind noch 5,15, in den Förderzentren 3,69 und an den Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe noch zwei Stellen offen. Der Ahrensburger Politiker Tobias Koch, Vorsitzender der CDU-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag, sagt: „Stormarns Schulen profitieren davon, dass es mit dem Beginn des Schuljahres so viele Lehrer in Schleswig-Holstein gibt wie nie zuvor.“
Ministerin: ein Schuljahr der politischen Bildung
Martin Habersaat, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion aus Reinbek, bekräftigt seine Forderung, die Zahl der fachkundig unterrichteten Stunden zu erhöhen „und nicht, wie von der Jamaika-Koalition betrieben, die Zahl der zu unterrichteten Stunden hoch zu jazzen“. In Schleswig-Holstein sind aktuell 177 Lehrerstellen unbesetzt, sagte die Kieler Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Das neue Schuljahr, verspricht sie, „soll ein Schuljahr der politischen Bildung werden“. Im Zentrum stehe dabei vor allem die Demokratie-Erziehung.
Auch bei der Digitalisierung ist noch viel zu tun. Der Bildungsmonitor der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft attestierte jetzt Schleswig-Holstein erhebliche Schwächen bei der Computernutzung in den Schulen. Bei der digitalen Ausstattung gibt es zu große Unterschiede. Viele Schulen verfügten über keinen Breitbandanschluss, kritisiert Anita Klahn, bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion aus Bad Oldesloe. „Wir drängen daher darauf, dass schnell ausreichend Geld für die Digitalisierung vom Bund zur Verfügung gestellt wird“, sagt sie. Zu den Vorreitern beim digitalen Lernen zählt die Emil-Nolde-Schule in Bargteheide. „Wir verfügen über zwei PC-Räume mit 40 Computern“, sagt Schulleiterin Andrea Aust. Alle Klassen seien mit Smartboards und Dokumentenkameras ausgestattet.
Viele Schulen sind baulich in einem schlechten Zustand
Pädagogisch nicht bewährt hätten sich jene Medien, die – wie bei teuren Tablets – Schüler vereinzelt an Inhalten arbeiten lassen. Positiv seien nach wie vor Bücher und Medien, mit denen die Schüler gemeinsam kommunzieren könnten. „Gern würden wir jetzt auf interaktive Whiteboards umsteigen, aber dafür fehlen uns leider momentan die Mittel“, sagt Andrea Aust.
Zur Mängelliste gehört ebenso der schlechte bauliche Zustand zahlreicher Schulen im Kreis. Das betrifft nicht zuletzt die Toiletten. Reinbek, sagt der SPD-Landtagsabgeordnete Habersaat, müsse sich in den kommenden Jahren insbesondere um die Gemeinschaftsschule kümmern, die eine neue Oberstufe, aber noch nicht die erforderliche räumliche Ausstattung habe. Während Oststeinbek gerade den Neubau einer Grundschule plant, ist in Glinde die Sanierung der Gemeinschaftsschule Wiesenweg bald abgeschlossen.
Volkshochschulen verzeichnen neuen Unterrichtsrekord
Das Schuljahr 2018/19 setzt Maßstäbe für die künftigen Abiturienten – sie müssen mindestens genauso lange durchhalten wie die vorherigen Schüler. Im regionalen Bildungsreport punktete der Kreis Stormarn regelmäßig mit der landesweit höchsten Abitur-Quote. Fast jeder zweite Schüler an allgemein bildenden Schulen erlangte die Hochschulreife. Zum Verlgeich: In Schleswig-Flensburg sind es nur 21,6 Prozent. Entsprechend gering ist in Stormarn der Anteil der Schüler ohne Abschluss. Er war im Jahr 2017 mit 4,7 Prozent so gering wie sonst nirgendwo in Schleswig-Holstein und ist von sieben Prozent im Jahr 2008 weiter gesunken.
Für lebenslanges Lernen bieten die elf Volkshochschulen (VHS) jährlich rund 3000 Kurse in der Erwachsenenbildung an. Die Zahl der Unterrichtsstunden stieg von 62.200 (im Jahr 2010) auf den Rekord von 76.200 (2016). Mehr als 30.000 Kursteilnehmer werden jährlich gezählt. Am stärksten nachgefragt sind Gesundheitsthemen sowie Fremdsprachen- und Deutschkurse. Mehr als 900 Kursleiter stehen zur Verfügung, darunter 165 in Ahrensburg, 130 in Sachsenwald/Reinbek, 129 in Glinde und 116 in Bad Oldesloe.
20 berufsbildende Schulen im Kreis
Die Volkshochschulen im Kreis Stormarn finanzieren sich durch Einnahmen aus Teilnehmergebühren (36,9 Prozent), öffentlichen Zuschüssen (39,3 Prozent), Bundesmitteln (17,4 Prozent), EU-Mitteln (1,3 Prozent) und anderen Einnahmen (5,1 Prozent). Wie es im Datenreport der Volkshochschulen für den Kreis Stormarn heißt, seien diese Einrichtungen „ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor“. Der Umsatz der Volkshochschulen betrug im Jahr 2016 rund 4,5 Millionen Euro. Die Honorar- und Gehaltskosten lagen für 964 Mitarbeitende bei insgesamt 3,2 Millionen Euro.
In Stormarn stehen insgesamt 20 berufsbildende Schulen zur Verfügung. Dazu gehören drei Schulen des Gesundheitswesens und die Fachhochschule für Verwaltung und Dienstleistung mit dem Studienort Reinfeld. Absolventen eines Studienganges der Fachhochschule wird der Diplomgrad oder der Bachelor als Hochschulgrad verliehen. Auf dem Campus Reinfeld hat der Fachbereich Rentenversicherung seinen Sitz. Laut Bildungsbericht der Landesregierung 2017 befinden sich knapp 53.000 junge Menschen in ganz Schleswig-Holstein in einer dualen Ausbildung.