Ahrensburg. Paten, Politiker und Bürgermeister sind entsetzt über Reaktionen einiger Hausbewohner und über Kommentare in den sozialen Netzwerken.
Die Abendblatt-Berichterstattung über eine Flüchtlingsfamilie aus Syrien erhitzt weiter die Gemüter. Der Artikel, der am Donnerstag in der Regionalausgabe Stormarn erschienen ist, war auf abendblatt.de die am häufigsten gelesene Geschichte des Tages. Bis Freitagnachmittag hatten knapp 300 Leser den Artikel kommentiert. Darüber hinaus zeigen sich Flüchtlingshelfer, Politik und Verwaltung empört über die Reaktionen einiger Hausbewohner. Wie berichtet, hatte eine Hausgemeinschaft im Ahrensburger Stadtteil Gartenholz verhindert, dass eine sechsköpfige Flüchtlingsfamilie in das Mehrfamilienhaus einzieht.
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Axel Fricke, Vorsitzender des Freundeskreises für Flüchtlinge in Ahrensburg, sagt nun: „Das Verhalten hat unsere Paten beschämt.“ Reaktionen von außerhalb habe es bislang noch nicht gegeben, so Fricke. „Wir werden für unsere Arbeit nicht angefeindet. Aber wir merken schon, dass sich die bundespolitische Debatte in der Stimmung niederschlägt.“ Die Gewinnung neuer Paten sei dadurch merklich schwerer geworden. Fricke, der die Familie gut kennt, sagt: „Schade ist, dass es mit den Makias eine Familie trifft, die zwar an ihren Traditionen festhält, aber trotzdem gut integriert ist.“ Bürgermeister Michael Sarach spricht sich derweil dafür aus, „mit den Integrationsbemühungen jetzt nicht nachzulassen“. Bürgervorsteher Roland Wilde (CDU) zeigt sich empört, dass Teile der Hausgemeinschaft nicht einmal bereit waren, die Familie kennenzulernen.
Der Grünen-Kreispolitiker Jörg Hansen hatte den Artikel in einer Ahrensburg-Gruppe auf Facebook veröffentlicht, auch dort bekam der Beitrag bis zum Nachmittag des Folgetages knapp 150 Leserkommentare. Hansen tritt negativen Äußerungen entgegen und ruft dazu auf, der Familie zu helfen. „Vor drei Jahren war ich stolz auf diese Stadt, ihre Hilfsbereitschaft.“ Dass diese mit der Zeit nachlasse, sei normal. Aber so offen artikulierten Fremdenhass wie in diesem Fall habe er noch nicht erlebt.
Stimmungsumschwung in Teilen der Bevölkerung
Peter Egan von der Wählergemeinschaft betont, dass Wohnraum im Kreis ohnehin knapp sei. Fremdenfeindliche Kommentare seien im vergangenen Kommunalwahlkampf trotzdem selten gewesen. Für Ahrensburgs SPD-Fraktionsvorsitzenden Jochen Proske „sind wir hier keine Insel der Seligen“. Die Einlassungen seien deswegen leider keine Überraschung. „Wir müssen dem Eindruck entgegen treten, Flüchtlingen würde mehr gegeben.“ CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen spricht von Einzelfällen, die „aber eine Schande für die Stadt sind“. Klar sei, wer Hilfe brauche, müsse eine Chance erhalten. Dem stimmt auch Thomas Bellizzi zu. Der FDP-Politiker, der für die Unterbringung von Migranten in Schwarzenbek zuständig ist, sagt: „Wir müssen Aufklärung auf beiden Seiten leisten.“ Initiativen wie der „Mieterführerschein“ seien sinnvoll, das Gelernte müsse jedoch auch überprüft werden.
Ali Haydar Mercan von den Linken empfiehlt der Familie, rechtlich gegen die Abweisung vorzugehen. „Mich schockiert, wie leicht einigen Bewohnern so fremdenfeindliche Kommentare über die Lippen gehen.“ Schade sei, dass sich der Vermieter davon habe beeindrucken lasse. Allerdings könne er gut verstehen, dass die syrische Familie nun nicht mehr in das Haus einziehen wolle.