Trittau. Anna Lena Grau ist die neue Stipendiatin in der Trittauer Wassermühle. Jetzt begutachte der Landrat die Kunst aus Alltagsgegenständen.
Seit dem 1. Mai lebt und arbeitet eine Bildhauerin aus Hamburg in der Trittauer Wassermühle. Künstlerin Anna Lena Grau ist die neue Stipendiatin der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn. Bis 2007 studierte sie an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Seitdem präsentierte die Künstlerin ihre Werke in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland. Nun kann sie sich ein Jahr lang auf ihr Schaffen konzentrieren. Die Früchte ihrer Arbeit werden im März/April 2019 während einer Ausstellung in der Galerie der Wassermühle zu sehen sein. Stormarns Landrat Henning Görtz kam schon jetzt zu Besuch.
Grau arbeitet im Atelierhaus neben der Mühle in einer Ateliergemeinschaft mit vier anderen Künstlern zusammen. In ihrem Arbeitsraum liegen auf einem Tisch ausgebreitet Zeichnungen, die mit schwarzer Tinte und klarem Wasser angefertigt wurden. „In den letzten zwei Monaten habe ich hauptsächlich gezeichnet, gelesen und geschrieben“, sagt Anna Lena Grau. Neben dem Zeichnen, das für die Künstlerin zur ständigen Arbeit dazugehört, arbeitet die 38-Jährige hauptsächlich mit klassischen Abformtechniken und Materialien wie Ton, Gips, Silikon, Wachs oder auch Bronze.
Die Ideen für ihre Werke entstehen meist durch das Lesen von Texten und die Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen, historischen und technischen Themen. Danach begibt sich die Künstlerin auf die Suche nach einer Form und setzt sich intensiv mit verschiedensten Materialien auseinander. Diese Formfindung ist ein wichtiger Prozess und mit Veränderung verbunden. „Neue Details entstehen, andere werden wieder zerstört“, so Grau.
Eine Freundin half ihr als Genick-Modell
Manchmal ist die Gestalt an sich der Auslöser für die Auseinandersetzung mit einer Thematik. So war der Ausgangspunkt für eine ihrer früheren plastischen Arbeiten die Faszination für Nackenkissen. Die Bildhauerin machte mit Silikon einen Abdruck vom Genick einer Freundin. Darüber trug sie eine Schicht Gips auf. Im Anschluss gab sie der Arbeit mit Ton die Form eines Nackenkissens. In einem Bronzeabguss verewigte sie das Gips-Original des Kissens. Zu sehen ist das Werk im vorderen Teil des Atelierhauses. Landrat Henning Görtz ließ es sich bei seinem Atelierbesuch nicht nehmen, die Bronze in den Händen zu wiegen. „Das müssten so um die zwölf Kilo sein.“
Momentan ist die Künstlerin verstärkt an Phänomenen der Tarnung und Anpassung im Tierreich interessiert. „Der Oktopus ist ein faszinierendes Tier“, so Grau. Katharina Schlüter, Leiterin Kunst und Kultur der Sparkassenstiftung, ist neugierig auf die Entwicklung der Künstlerin: „Es wird spannend zu beobachten sein, wie sich die Material-und Formensprache der Werke Graus während des Jahres in Trittau weiterentwickelt.“ Die Bildhauerin selbst freut sich sichtlich über die Möglichkeit, in der Wassermühle leben und werken zu können. „Das Stipendium ermöglicht mir eine ganz andere Ruhe bei meiner Arbeit.“