Reinbek. Vertreter der Kommunen äußern Bedenken bei Gipfeltreffen in Reinbek. Veranstalter des Radrennens plant weitere Gespräche.
Ob die Cyclassics, das einzige deutsche World-Tour-Radrennen für Profis, einen Teil der rund 20.000 Jedermann-Fahrer durch Stormarn führen, ist noch immer nicht entschieden. Auf einem mehrstündigen Treffen hinter verschlossenen Türen mit allen Beteiligten im Reinbeker Sachsenwaldforum wurde kein richtungsweisendes Ergebnis erzielt. Wie berichtet, möchte Veranstalter „Ironman Germany GmbH“ eine Strecke, die am 19. August – dem letzten Sommerferiensonntag – durch zahlreiche Kommunen östlich von Hamburg führt. Einige Städte und Gemeinden lehnen aber auch die überarbeitete Route ab, sehen Verkehrsprobleme und die Sicherheit der Bürger in Gefahr. Es ist ein hartes Ringen mit offenem Ausgang.
Nach Abendblatt-Information war die Stimmung alles andere als ausgelassen, zu groß waren die Bedenken einiger Teilnehmer. Dirk Willhoeft, Leiter der Straßenverkehrsaufsicht des Kreises Stormarn, soll versucht haben, Brücken zu bauen. Bei dem Gipfel waren rund 40 Personen anwesend, darunter neben Vertretern von Städten und Gemeinden auch die Polizei. Es ging darum, den Antrag für die Genehmigung vorzubesprechen.
Route soll über Ammersbek in den Kreis führen
Die Strecke soll über die Ammersbeker Ortsteile Lottbek, Hoisbüttel und Bünningstedt durch Stormarn und in den Kreis Herzogtum Lauenburg verlaufen, bevor die Radsportler über Reinbek in Lohbrügge wieder Hamburger Gebiet erreichen. Außerdem sollen sie Ahrensburg, Großhansdorf, Hoisdorf, Lütjensee, Trittau und Hamfelde passieren.
Zu den Kritikern zählt Trittaus Bürgermeister Oliver Mesch. Er sagt: „Das Radrennen isoliert ein großes Wohngebiet mit rund 1000 Menschen, Rettungskräfte kommen nur unter erschwerten Bedingungen dorthin.“ Die Sicherheit der Trittauer sei ihm wichtiger als das Event. Zudem habe man zu diesem Zeitpunkt durch Baustellen schon zwei Straßensperrungen im Ort. „Und an dem Sonntag ist auch der Schützenfestumzug inklusive Sperrung der Hauptstraße“, so Mesch. Er habe sich mit Feuerwehr und Ordnungsamt eng abgestimmt und beschreibt seine Haltung so: „Als Bürgermeister kann ich das Rennen nicht verantworten.“ Auch Reinbek ist unter anderem ob geplanter Straßenarbeiten nicht positiv gestimmt. Die Entscheidung über die Strecke fällt die Straßenverkehrsaufsicht des Kreises.
Veranstalter soll über weitere Schritte informieren
Bei dem Gespräch dabei war Imke Bär, Sprecherin der Stadt Ahrensburg. Sie sagt: „Es wird versucht, für jedes Problem eine Lösung zu finden. Ahrensburg ist nicht der Knackpunkt.“ Details wollte sie nicht nennen. Man habe sich darauf geeinigt, dass der Veranstalter informiert. Dessen Geschäftsführer Oliver Schiek bestätigte, „dass wir noch Hausaufgaben machen müssen“. Er plane weitere Gespräche mit Bürgermeistern und Feuerwehren. „Ich bin aber positiv gestimmt.“
Der Veranstalter ist gezwungen, neue Wege zu suchen. Denn der Landkreis Harburg, durch den die Cyclassics bereits seit ihrer Premiere vor mehr als 20 Jahren führten, hatte im vergangenen Jahr die Notbremse gezogen. Nachdem zu der Langstrecke des Radrennens auch noch das Triathlon-Event Ironman hinzukam und viele Bürger wegen der Streckenführung mit Verkehrsbehinderungen leben mussten, wurde die weitere Unterstützung verweigert. Zudem sahen sich Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren, die für Absperrungen zuständig waren, immer mehr Beschimpfungen ausgesetzt.
Triathlon durch Stormarn ist bereits gescheitert
Daraufhin fasste die „Ironman Germany GmbH“ Stormarn und den Kreis Herzogtum Lauenburg ins Auge. Für die Cyclassics wurde eine Strecke ausgemacht, die auch Glinde und Oststeinbek impliziert. Die Radroute des Ironmans sollte ebenfalls die beiden Kommunen queren. In Städten und Gemeinden gab es Widerstand – mit dem Ergebnis, dass der Triathlon Stormarn auslässt. Am 29. Juli werden die Ausdauersportler nun über den Hamburger Großmarkt im Hafen hinaus in die Vier- und Marschlande radeln.
In Sachen Cyclassics besserte der Veranstalter nach, kreierte eine neue Strecke ohne Glinde und Oststeinbek. Kreis und Polizei hatten sich gegen die Route über die Möllner Landstraße ausgesprochen. Sie muss als Ausweichmöglichkeit für die Autobahnen 1 und 24 frei bleiben. Doch ein Selbstgänger ist auch die zweite Variante nicht.