Bargteheide. Polizei und Verwaltung fürchten Ausschreitungen wie 2017. Beamte überwachen deswegen die Wiese mit Videokameras und zeigen Präsenz.

Stark alkoholisierte Jugendliche, die sich prügeln, zerschlagene Glasflaschen, Drogenkonsum und Berge von Müll – solche Szenen haben vielen Bargteheidern 2017 den Spaß am Vatertag verdorben. Mehr als 500 Jugendliche und junge Erwachsene hatten sich im Stadtpark auf der Wiese vor dem Ganztagszentrum versammelt und gefeiert. Aber es gab auch Randale. Es gab schwere Straftaten, zahlreiche Verletze. Und die Wiese glich am Tag danach einer Müllhalde. Dem wollen Polizei und Stadt nun einen Riegel vorschieben.

„Die Aktivitäten haben deutlich zugenommen und ein Ausmaß erreicht, dass nicht mehr zu tolerieren ist“, sagt Hauptkommissar Helge Hammermeister. „Das ist kein Bargteheider Problem, sondern ein gesellschaftliches“, ergänzt Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht. Die Stadt wolle nicht das Feiern im Stadtpark verbieten. „Wir sehen uns aber in der Pflicht, friedliche Gäste vor Randalierern zu schützen.“

Mitbringen von Glasflaschen auf die Festwiese ist verboten

Gemeinsam haben Polizei und Stadt nun ein Konzept für den Vatertag entwickelt. Die Wiese des Ganztagszentrums wird am 10. Mai in der Zeit von 12 Uhr bis 1 Uhr in der Nacht mit Videokameras überwacht. Ein vergleichbares Vorgehen hat es in Bargteheide noch nie gegeben. Mit Schildern soll auf diese außergewöhnliche Form der Überwachung hingewiesen werden. Ferner haben Verwaltung und Polizei ein Verbot von Glasflaschen für das gesamte Areal verhängt. Wer solche mitbringt, muss dieses in einem Container entsorgen.

Die Polizei will mit mindestens zehn Beamten vor Ort Präsenz zeigen. Im Stadthaus soll eine Einsatzzentrale eingerichtet werden. Hauptkommissar Hammermeister von der Polizeistation Bargteheide sagt dazu: „Wir werden mit ausreichend Einsatzkräften bis in den Abend vor Ort ansprechbar und schnell einsatzfähig sein.“ Sollte die Lage eskalieren, könnten die Beamten Verstärkung von Revieren in Ahrensburg, Trittau oder Großhansdorf anfordern.

2017 wurden Jugendliche bei Schlägerei verletzt

Auch Mitarbeiter des Jugendschutzes des Kreises Stormarn werden am Vatertag in Bargteheide im Einsatz sein, um sich um betrunkene Jugendliche zu kümmern. Darunter seien zunehmend ganz junge Menschen. Helge Hammermeister: „Solche Jugendlichen werden wir sofort an deren Eltern übergeben.“

Als 2017 bei Schlägereien zahlreiche Jugendliche verletzt wurden, kümmerte sich eine Sondereinsatzgruppe des Rettungsdienstes um sie. Wie viele Kräfte von welchen Diensten nun vor Ort sein werden, stehe noch aus. „Der Rettungsdienst kann aber dennoch kurzfristig in das Konzept integriert werden“, sagt Polizist Hammermeister.

Beschwerden über Müll und Lärm im Park häufen sich

Jürgen Müller sorgt sich um Hundedame Polly. Die Wiese im Stadtpark meidet er am Tag nach Himmelfahrt
Jürgen Müller sorgt sich um Hundedame Polly. Die Wiese im Stadtpark meidet er am Tag nach Himmelfahrt © HA | Christina Schlie

Die Beschwerden über Müll und Lärm im Park durch Spaziergänger und Anwohner häufen sich laut Verwaltung. Am Vatertag sei es besonders schlimm. „Es ist erschreckend, dass die Wohlstandskinder immer jemanden brauchen, der ihren Müll wegräumt“, sagt dazu Jürgen Müller. Der Bargteheider spielt regelmäßig mit seiner Hundedame Polly auf der Wiese am Ganztagszentrum. „Am Tag nach dem Vatertag geht das nicht. Da habe ich Sorge, dass sich mein Hund verletzt.“ Dass die Jugendlichen dort feiern, sei für Müller kein Problem. „Doch warum können die ihren Dreck nicht wegräumen? Wenn die am Abend zu betrunken sind, sollen sie am nächsten Morgen zum Aufräumen kommen.“

2017 benötigten acht Mitarbeiter des Bauhofes einen ganzen Tag, um die Wiese und das Gelände rund um das Ganztagszentrum wieder in seinen Ursprungszustand zu versetzen. „Zerbrochene Flaschen, Müll und Einweg-Grills lagen herum“, sagt Dietmar Fleischmann, Mitarbeiter des Haupt- und Ordnungsamtes der Stadt Bargteheide.

Stadt ist ein großer und wichtiger Schulstandort

Wenige Meter von den Hauptschauplätzen entfernt stehen Mehrfamilienhäuser an der Lohe. In einem der Häuser wohnt eine Frau, die namentlich nicht genannt werden möchte. Aber sie sagt: „Ich gehe an dem Abend nicht vor die Tür. Die Stimmung ist angespannt, man spürt die Aggressivität.“ Immer wieder seien vor ihrem Haus Straßenlaternen demoliert worden. Flaschen und Müll landeten in Blumenbeeten.

Warum hat sich ausgerechnet Bargteheide zu einem solchen Treffpunkt entwickelt? Hauptkommissar Hammermeister: „Die Stadt ist ein großer und wichtiger Schulstandort, gerade für die weiterführenden Schulen. Der Vatertag hat sich zu einer Art Klassen- oder Ehemaligentreffen entwickelt.“ Der Polizist hofft auf die Vernunft der Stadtparkbesucher. „Wer sich selbst im Griff hat, gibt auch auf andere Acht. Wir wollen einen friedlichen Feiertag erleben.“