Ahrensburg. Infotafeln, Hörspiele, Burgmodell: Ahrensburger Tunneltal wird zum Erlebnis-Wanderweg. 915.000-Euro-Projekt soll Mitte August starten.

In gut drei Monaten will die Stadt Ahrensburg die morsche Moorwanderwegbrücke im Tunneltal abreißen und neu bauen. Die 320 Meter lange Konstruktion kostet jetzt voraussichtlich rund 915.000 statt der bisher veranschlagten 891.000 Euro. Neu sind Infotafeln zum Moor, zu den vor 12.000 Jahren dort lebenden Rentierjägern und zur ehemaligen Burg Arnesvelde.

Damit wird der schnöde „Neubau der Moorwanderwegbrücke“ zur schmucken „Erneuerung des Moorwanderwegs zur touristischen Inwertsetzung des Naturerbes Tunneltal“. Der wohlklingende Titel und das damit verbundene Info-Angebot sichern Ahrensburg 457.500 Euro. Für diesen 50-Prozent-Zuschuss aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) des Landes Schleswig-Holstein war der Tourismus-Bezug eine Bedingung.

Stadt erwartet Förderbescheid über 50 Prozent vom Land

Guckie-Röhren zeigen Bilder von Rentierjägern oder der Burg
Guckie-Röhren zeigen Bilder von Rentierjägern oder der Burg © HA | NaturErleben

„Unsere Schwimmbrücke ist ein Unikat in Deutschland“, sagt Annette Kirchgeorg, als stellvertretende Fachdienstleiterin im Umweltamt des Rathauses für das Projekt zuständig. Ähnliche Konstruktionen ständen stets auf Pfählen – bei dem bis zu 16 Meter tiefen Ahrensburger Moor so gut wie unmöglich. „Das würde einen massiven Eingriff ins Naturschutzgebiet bedeuten“, sagt Kirchgeorg. „Das wollen wir selbstverständlich vermeiden.“

Beim Aufstellen der vom Hamburger Planungsbüro 51 entwickelten Brücke können die Handwerker auf der jetzigen Trasse bleiben. Eine zusätzliche Baustraße sei nicht nötig. „Alle nötigen Genehmigungen liegen vor“, sagt Annette Kirchgeorg, auch die Archäologen und Naturschutzbehörden haben ihr Okay gegeben.

Hinzu komme, dass das Land das neue Projektkonzept sehr begrüße. Der schriftliche Förderbescheid wird in diesen Tagen erwartet. Wenn nun auch noch die Kommunalpolitiker im Umweltausschuss und in der Stadtverordnetenversammlung zustimmen, kann der Auftrag Anfang Juli vergeben werden. Die Baugenehmigung ist für 15. August bis Ende Februar 2019 erteilt.

Zeitreise von der letzten Eiszeit in die Gegenwart

Anfang Dezember hatte die Ahrensburger Verwaltung den Förderantrag bei der Investitionsbank Schleswig-Holstein eingereicht. Schnell sei klar geworden, dass es ohne „touristisches Angebot mit Erlebnischarakter“ kein EFRE-Geld geben werde. Also schaltete das Rathaus die Agentur „NaturErleben“ im Kieler Vorort Molfsee ein. Die hat unter anderem am Haus der Wilden Weiden im Naturschutzgebiet Höltigbaum bei Stapelfeld mitgewirkt und am Naturzentrum auf der Insel Amrum.

Idee für den Start am U-Bahnhof West: Infotafel mit Geschichten am Audiopult
Idee für den Start am U-Bahnhof West: Infotafel mit Geschichten am Audiopult © HA | NaturErleben

„Das Tunneltal ist eine Perle vor der Haustür“, sagt der Diplom-Biologe Andreas Schmidt von „NaturErleben“. Er zeigt in einer Konzeptstudie, wie die Moorbrücke mit einfachen Mitteln Touristen anlocken kann. „Es ist doch spannend, wie dort die Rentierjäger gelebt haben und wie sich danach das Moor entwickelt hat“, sagt Schmidt. Nach neuen Erkenntnissen sei die Burg Arnesvelde zudem eine der größten nördlich der Elbe erhaltenen Burganlagen des elften Jahrhunderts. „Der Gast geht auf der Brücke quasi auf eine Art Zeitreise vom Ende der letzten Eiszeit bis in die Gegenwart.“

Vier von den „NaturErleben“-Vorschlägen möchte die Stadt zunächst für rund 24.000 Euro umsetzen. Am Start punkt in der Nähe des U-Bahnhofs West soll eine Infotafel mit stromunabhängigem Audiopult stehen. „Bis zu vier Kurzhörspiele mit 90 Sekunden stimmen Besucher ein“, sagt Andreas Schmidt. Das System sei in kanadischen Nationalparks erprobt und wetterfest.

Dritte Idee: acht bis 16 Meter lange Bohrkerndarstellung

Als Zweites zeigen sogenannte Guckies – die Bilderröhren stehen auch auf dem Höltigbaum – großformatige Bilder. Das kann die Burg sein, der eiszeitliche Rinnensee oder der „kleine Drache“, wie der im Moor lebende Kammmolch genannt wird.

Dritte Idee ist eine acht bis 16 Meter lange Bohrkerndarstellung, die am Brückengeländer erläutert, was sich in der Tiefe unter den Holzplanken befindet. Am Ende der Brücke soll schließlich ein Modell zeigen, wie die nahe Burg Arnesvelde zu ihren Glanzzeiten ausgesehen hat. Weitere Vorschläge sind jederzeit nachrüstbar, zum Beispiel ein Suchspiel für Kinder mit Tier- oder Pflanzen-Silhouetten, virtuelle Verknüpfungen auf kurze Info-Filmchen per QR-Code oder Flugblätter.

Umweltausschuss Ahrensburg Mi 9.5., 19.30, Peter-Rantzau-Haus, Manfred-
Samusch-Straße 9