Glinde. Planer erstellt Konzept, wie sich die Begräbnisstätte entwickeln könnte. Bürger können sich heute Abend in der Kapelle informieren.
„Auf dieser Fläche stand vor wenigen Jahren noch ein Grab neben dem anderen“, sagt Friedhofsgärtnerin Frauke Haftendorn und zeigt auf eine Rasenfläche. Parallel verlaufende Trampelpfade lassen erkennen, dass dort einmal Menschen beigesetzt waren. Doch langsam lichten sich die Reihen der Grabsteine auf dem Friedhof in Glinde.
Was nun aus dieser Fläche und vielen weiteren auf dem etwa 53.000 Quadratmeter großen Friedhof wird, ist unklar. 2017 hat die Stadt einen Friedhofsentwicklungsplan in Auftrag gegeben. Erste Überlegungen, wie die Begräbnisstätte umgestaltet werden könnte, wird der Planer am heutigen Mittwoch bei einer Bürgerinformationsveranstaltung vorstellen. Ziel ist laut Verwaltung, mit den Anwohnern ein Konzept zu entwickeln. „Vielleicht haben die Menschen Ideen, auf die wir noch nicht gekommen sind“, sagt Nicole Skrivanek, zuständige Sachbearbeiterin im Rathaus. Um einen „Flickenteppich“ zu vermeiden, habe die Stadt auf einigen Flächen keine Gräber mehr vergeben.
Zahl der Urnenbestattungen deutlich gestiegen
Die Gründe für das Ausdünnen seien vielseitig. „So geht der allgemeine Bestattungstrend hin zu pflegeleichten Urnengräbern“, sagt Nicole Skrivanek. Das belegen Zahlen. Im Jahr 2008 wurden in Glinde 60 Menschen in Särgen auf dem Friedhof beigesetzt. Knapp zehn Jahre später waren es nur noch 33 Erdbestattungen.
Die Zahl der Urnenbestattungen ist hingegen deutlich gestiegen. 2008 waren es noch 88, im vergangenen Jahr wurden 135 Urnen unter die Erde gebracht. Auch wenn die Zahl der Bestattungen damit zugenommen hat, werde deutlich weniger Platz gebraucht. Frauke Haftendorn: „Viele Menschen wollen anonym bestattet werden.“ Die dafür zur Verfügung stehende Rasenfläche auf dem Friedhof sei schon voll. Eine weitere Möglichkeit ist die Urnenbestattung mit einer kleinen ebenerdigen Tafel. „Einigen Angehörigen ist es wichtig, den Namen des Verstorbenen irgendwo lesen zu können“, erklärt Haftendorn, die seit 25 Jahren für die Stadt als Gärtnerin arbeitet, die letzten zweieinhalb auf dem Friedhof.
Beisetzung einer Urne kostet 100 Euro
So kennt sie auch die Wünsche der Menschen. „Weil sie ihren Angehörigen nicht zur Last fallen wollen, entscheiden sich viele für ein pflegeleichtes Grab.“ Auch lebten im Unterschied zu früher nicht mehr alle Familienmitglieder an einem Ort, sodass Angehörige der Verstorbenen oft von weit her anreisen müssten. Ein weitere Grund, warum sich mehr Menschen für eine Feuerbestattung entscheiden, seien die Kosten. „Viele können sich eine Erdbestattung einfach nicht mehr leisten“, sagt die Friedhofsgärtnerin.
So kostet in Glinde laut Gebührenordnung die Beisetzung einer Urne 100 Euro, die eines Sarges 870 Euro. Hinzu kommen Grabplatzgebühren. Für 25 Jahre kostet ein Urnenplatz 100 Euro bei anonymer Bestattung, 200 Euro für einen 0,25 Quadratmeter großen Rasenplatz für maximal zwei Urnen oder 800 Euro für ein ein Quadratmeter großes Urnengrab, in das vier Urnen passen und auf das ein Grabsein gestellt werden kann. Plätze, in die Särge eingelassen werden können, kosten für 25 Jahre zwischen 1900 Euro für ein Einzelgrab und 7500 Euro für ein Familiengrab mit vier Sargplätzen. Ein solches wurde in den vergangen Jahren laut Haftendorn jedoch nicht mehr vergeben.
Glinde macht mit dem Friedhof ein Minusgeschäft
Somit stellt der Trend, der weg von individuell gepflegten Sarggrabstellen geht, die Verwaltung auch vor finanzielle Probleme. Nach einer Hochrechnung aus dem vergangenen Jahr macht Glinde jährlich mit dem Friedhof ein Minus von rund 45.000 Euro. Auch dieser Aspekt spielt beim Entwicklungsplan eine wichtige Rolle. Planer Heinrich Kettler sagt: „Wir müssen auf die Nachfrage reagieren.“ So soll es zwar immer noch die Möglichkeit der traditionellen Erdbestattung geben, gleichzeitig aber dem Trend gefolgt werden. Neben Seebestattungen wünschten sich viele Menschen Waldbestattungen. Die Urne wird dann nahe einem Baum beigesetzt.
„Diese Möglichkeit gibt es noch nicht auf dem Glinder Friedhof“, sagt Kettler. Hinzu komme der Wunsch nach einer Urnenwand. Diese könnte an der Kapelle entstehen. Schon jetzt gibt es Urnenstellen auf dem Friedhof. Zwar trägt noch nicht jedes Fach eine Gravur mit dem Namen des Verstorbenen, doch es sind laut Frauke Haftendorn bereits alle Plätze vergeben.
Erweiterungsflächen werden nicht mehr gebraucht
Auch die Gärtnerin findet es spannend, was sich künftig auf dem Friedhof ändern wird. Heinrich Kettler ist der Meinung, dass die derzeitige Größe ausreichend für eine Stadt wie Glinde ist. „Die Erweiterungsflächen werden aber nicht mehr gebraucht“, sagt der Planer. Was auf diesen Areal und den freiwerden Flächen auf dem Friedhof möglich ist, darüber wird Kettler die Bürger heute informieren. „Auch die Trauerhalle wird ein Thema sein.“
Bürgerinformationsabend, Mittwoch, 25. April, 16 bis circa 18 Uhr, Kapelle des Friedhofs Glinde, Willinghusener Weg 71