Bad Oldesloe. Mehr Einwohner und neue Gewerbegebiete, aber fehlende Wohnungen: In Stormarn kämpfen elf Parteien und Gruppen um Plätze im Parlament.

Der Kreis Stormarn nimmt in Schleswig-Holstein eine Ausnahmerolle ein. Er ist schuldenfrei, die Einwohnerzahl von gut 242.000 wächst weiter, die Arbeitslosenquote von 3,3 Prozent ist sogar bundesweit spitze. So besteht unter den Parteien im Kreistag weitgehend Einigkeit, den Erfolgskurs bis 2023 weiter einzuschlagen.


Die Positionen der CDU

„Die Wirtschaft ist für uns sehr wichtig, denn sie ist eine Voraussetzung dafür, dass es den Menschen hier gut geht“, sagt CDU-Spitzenkandidat Joachim Wagner aus Oststeinbek. Arbeitsplätze sicherten Einkommen der Bürger sowie Steuern der Städte und Gemeinden. Deshalb spricht sich die CDU klar für das länderübergreifende Gewerbegebiet Hamburg-Rahlstedt/Stapelfeld und den Autohof am Autobahnkreuz bei Hammoor aus. Der vierspurige Ausbau der Bundesstraße 404 in Richtung Süden müsse ebenso vorangebracht werden wie der Ausbau der A-1-Anschlussstellen Ahrensburg und Stapelfeld, wo es oft gefährliche Staus gibt.

Das Wachstum bringe die nächste Herausforderung mit sich: ausreichend Wohnungen zu bauen. Diese Woche unterzeichnen Unternehmen, Kreis und die Mehrzahl der Kommunen den Pakt für bezahlbares Wohnen. „Das ist ein erster Schritt“, sagt Wagner. Bis 2030 müssten laut Gutachtern jedes Jahr rund 1200 Wohnungen fertig werden. Vor fünf Jahren bekam die CDU 41,1 Prozent der Stimmen, gewann 22 von 25 Wahlkreisen direkt. „Wir wollen stärkste Fraktion bleiben und haben gute Chancen, diesmal alle 25 Wahlkreise zu holen“, sagt Wagner.


Die Positionen der SPD

Wie reagiert die Politik auf den angespannten Wohnungsmarkt?
Wie reagiert die Politik auf den angespannten Wohnungsmarkt? © Claas Greite | Claas Greite

Das will die SPD (2013: 30,0 Prozent/16 Sitze) verhindern – auch wenn Spitzenkandidat Reinhard Mendel ahnt, dass es beim Bundestrend nicht leicht wird, das Ergebnis zu halten. Die Sozialdemokraten halten den Ausbau der B 404 sowie der A-1-Anschlussstellen Ahrensburg und Stapelfeld ebenfalls für sinnvoll. Gleiches gilt für den Autohof Hammoor. Mit dem Kinderschutzbund werde ein Konzept gegen Kinderarmut erstellt. „Dabei geht es nicht nur um Dinge wie Mittagessen in Schulen, sondern auch um die Ursachen“, so Mendel. Dazu zählten hohe Mieten. Der Wohnungsbau-Pakt sei ein Auftakt. „Vielleicht finden wir ja doch noch den Weg zu einer kreiseigenen Wohnungsbaugesellschaft.“ Um junge Leute auf dem Weg von der Schule in den Job besser begleiten zu können, sollte der Kreis eine Jugendberufsagentur schaffen. Die Berufsschulen in Ahrensburg und Bad Oldesloe sollten in Regionale Bildungszentren (RBZ) umgewandelt werden.


Die Positionen der Grünen

Nicht nur bei den Grünen Thema: der Nahverkehr mit Bus und Bahn
Nicht nur bei den Grünen Thema: der Nahverkehr mit Bus und Bahn © Deutsche Bahn AG | Günter Jazbec

Dass die Natur bei allem Wachstum nicht vergessen wird, wollen die Grünen sicherstellen – auch mit einem eigenen Fachbereich Umwelt- und Ressourcenschutz beim Kreis. „Gewerbegebiete sollten mit ökologischen Standards ausgewiesen werden“, sagt Spitzenkandidatin Sabine Rautenberg. Um den Verzicht aufs Auto zu erleichtern, sollten Busse häufiger und bis in die Nacht fahren (auf Hauptstrecken mindestens alle 30 Minuten). Die S 4 sollte ein eigenes Gleis bis Bargteheide bekommen und bis Bad Oldesloe im 20-Minuten-Takt verkehren. Weitere Ideen: breitere Radwege mit Blick auf E-Bikes und Radschnellwege, zum Beispiel von Hamburg über Ahrensburg, Bargteheide, Bad Oldesloe und Reinfeld nach Lübeck. Nachhaltigkeit sollte ein Lernziel an Schulen sein, Mülltrennung stärker unterstützt werden. So könnten Recyclinghöfe Grünabfall kostenlos annehmen. 16,5 Prozent der Stimmen und neun Sitze bekamen die Grünen. „Wir wollen wieder eine mindestens so große Fraktion stellen“, sagt Rautenberg.


Die Positionen der FDP

Doppelt so viel Mandate wie jetzt peilt die FDP (6,2 Prozent/drei Sitze) an. „Wir wollen ein zweistelliges Ergebnis“, sagt Thomas Bellizzi, der auf Listenplatz zwei steht. Auch für die Liberalen sind der Autohof Hammoor, Ausbau der B 404 sowie der A-1-Anschlüsse Ahrensburg und Stapelfeld wichtig. „Stormarn steht so erfolgreich da, weil wir eine so erfolgreiche Wirtschaft haben“, sagt Bellizzi. Um den Verkehrszuwachs einzudämmen, sollte der Lkw-Verkehr stärker von der Straße auf die Schiene verlagert werden, zum Beispiel mit einem Shuttle zwischen den Häfen Hamburg und Lübeck. Die S 4 brauche mittelfristig ein eigenes Gleis bis nach Bad Oldesloe. „Unabhängig davon muss der Regionalexpress erhalten bleiben.“


Die Positionen von Forum 21

Die Wählergemeinschaft Forum 21 (2,9 Prozent/zwei Sitze) fordert ein Berufsbildungszentrum in Reinbek/Südstormarn, so Spitzenkandidat Heinrich Dierking. In der Region lebten 35 Prozent der Stormarner, die Firmen zahlten 40 Prozent aller Gewerbesteuern. Der Weg zur Berufsschule nach Ahrensburg und Bad Oldesloe sei zu weit. Außerdem müsse die K 80 bei Glinde und Reinbek mit besserem Lärmschutz ausgebaut werden. „Dort fahren täglich 30.000 Autos und damit mit Abstand so viele wie auf keiner anderen Kreisstraße“, sagt Dierking. Morgens und abends staue sich der Berufsverkehr.


Die Positionen der Linken

Wie die Wählergruppe hofft auch die Linke (2,7 Prozent/ein Sitz) auf mehr Stimmen. „Sozialer Wohnungsbau ist immens wichtig für Stormarn“, sagt Spitzenkandidatin Heidi Beutin. Für ärmere Menschen sollte ein ÖPNV-Sozialticket (kostet in Berlin 27,50 monatlich) eingeführt werden, Schüler und Auszubildende sollten kostenlos Bus und Bahn fahren dürfen.


Die übrigen Bewerber

Bisher nicht im Kreistag vertreten sind fünf weitere Bewerber: die Alternative für Deutschland (AfD, kandidiert in 23 Wahlkreisen), die Freien Wähler (FW, 20), die Unabhängige Wählergemeinschaft Ammersbek (UWA, 10), die Familien-Partei (6) und die Deutsche Kommunistische Partei (DKP, 2).


Wer tritt bei Ihnen an? Das sind alle 211 Direktkandidaten in den 25 Wahlkreisen

Nordstormarn (1): Dennis Möck (CDU), Christoph Schoer (SPD), Dr. Rolf Thielmann (Grüne), Frank Stahl (FDP), Klaus Sommerfeldt (AfD), Brigitte Palaß (Linke), Christian Löffler (Familie), Peter Kister (Freie Wähler), Hajo Heinz Brügge (Forum 21);

Reinfeld (2): Gesa Dunkelgut (CDU), Heinz Hartmann (SPD), Ines Knoop-Hille (Grüne), Marc-Oliver Hempel (FDP), Klaus Eickmeyer (Linke), Klaus Richarz (Familie), Jennifer Liebe (FW), Ute Kreusch (Forum 21);

Bad Oldesloe Nord (3): Wolfgang Gerstand (CDU), Karin Trepkau (SPD), Klaudia Rahmann (Grüne), Heiko Vosgerau FDP), Peter Romberg (AfD), Hendrik Holtz (Linke), Jonas Rahmel (Familie), Peter Hink (FW), Regina Fleckenstein (Forum 21);

Bad Oldesloe Süd-Ost (4): Birgit Reichardt-Mewes (CDU), Torben Hermann (SPD), Dana Herberg (Grüne), Karl-Reinhold Wurch (FDP), Ute Wocker (AfD), Florian Kautter (Linke), Tom Winter (Familie), Wolfgang Schmidt (FW), Nicole Fleckenstein (Forum 21), Neele Okens (UWA);

Bad Oldesloe West (5): Mathias Nordmann (CDU), Jens-Pieter Friese (SPD), Wilfried Janson (Grüne), Julia L. Winkelmann (FDP), Joachim Dittmer (AfD), Anna Kromm (Linke), Sebastian Bönat-Schulz (Familie), Walter Schmuck (FW), Ekkehard Marks (Forum 21);

Bad Oldesloe-Land (6): Kirstin Krochmann (CDU), Friedrich-Eugen Bukow (SPD), Hartmut Jokisch (Grüne), Jonas Tuchlinski (FDP), Erwin Griem (AfD), Fred Grosser (Linke), Swenja Wildhagen (Familie), Miriam Wachholz (FW), Stefanie Plessner (Forum 21);

Tangstedt (7): Jürgen Lamp (CDU), Susanne Borchert (SPD), Uwe Schreiber (Grüne), Peter Larsson (FDP), Sascha Sparr (AfD), Jutta Doroszenko (Linke), Anna Steinhauer (FW), Thomas Fleckenstein (Forum 21), Cornelia Recker (UWA);

Bargteheide Nord-West (8): Hans-Werner Harmuth (CDU), Sebastian Schütt (SPD), Wiebke Garling-Witt (Grüne), Gorch Hannis la Baume (FDP), Mark Görlich (AfD), Claus Hagenah (Linke), Jörg M. Behn (FW), Elisabeth Musa-Uder (Forum 21), Jens Andrew Kühl (UWA);

Bargteheide Süd-Ost (9): Norbert Siemer (CDU), Susanne Danhier (SPD), Karen Zarnitz (Grüne), Dirk Backen (FDP), Hans Neubert (AfD), Karl Allwardt (Linke), Daniel Biedermann (FW), Heike Hehl (Forum 21);

Bargteheide-Land (10): Bettina Spechtmeyer-Högel (CDU), Frank Schmalowsky (SPD), Kurt Reuter (Grüne), Carsten Unger (FDP), Klaus-Peter Schulze (AfD), Andreas Willhöft (Linke), Sandra Wiedrowski-Baumgarth (FW), Meike Fleckenstein (Forum 21), Ralph Otto (UWA);

Ammersbek (11): Bernd A. Sutter (CDU), Sigrid Kuhlwein (SPD), Brigitte Richter (Grüne), Gabriela Späte (FDP), Hans Helmut Franck (AfD), Nicole Johannsen (Linke), Dorothea Wepner (FW), Benjamin Plessner (Forum 21), Gordian Okens (UWA);

Ahrensburg Nord-Ost (12): Janne Bollingberg (CDU), Ole Kämper (SPD), Monja Löwer (Grüne), Thomas Bellizzi (FDP), Kai Groß (AfD), Erik Schrader Linke), Kim-Antonia Kaschke (FW), Leona Timm (Forum 21), Frank Spanehl (UWA);

Ahrensburg West (13): Maik Neubacher (CDU), Margot Sinning (SPD), Susanna Hansen (Grüne), Michael Stukenberg (FDP), Fabian Weber (AfD), Joachim Land (Linke), Daniela Schipper (FW), Peter Schlüter (DKP), Renate Schlüter (Forum 21), Marc Asmussen (UWA);

Ahrensburg Süd (14): Claudia Rathje (CDU), Franca Boege (SPD), Jörg Hansen (Grüne), Peter Rininsland (FDP); Olaf Kriewald (AfD), Hans-Rüdiger Gorzolla (Linke), Sigrid Ahlers (FW), Friedrich Gentzsch (DKP), Manfred Hehl (Forum 21), Laurin Mende (UWA);

Großhansdorf (15): Mathias Schwenck (CDU), Reinhard Niegengerd (SPD), Stefan Kehl (Grüne), Elena Grimmer (FDP), Oliver Böge (Linke), Andreas Arnold (FW), Uta Marks-Thiessenhusen (Forum 21), Oliver Mende (UWA);

Siek (16): Florian Drebber (CDU), Jörn John (SPD), Sabine Rautenberg (Grüne), Hergen Tantzen (FDP), Michael Derlin (AfD), Dieter Schubin (Linke), Grazyna Hess (FW), Rita Beckers (Forum 21);

Lütjensee (17): Daniela Brunke (CDU), Durmis Özen (SPD), Detlef Ziemann (Grüne), Martina Hellhoff (FDP), Ralph Eitelbach (AfD), Horst-Peter Kischka (Linke), Thomas Krüger (FW), Oliver Plessner (For. 21);

Trittau (18): Benjamin Borngräber (CDU), Gerd Ludwig (SPD), Sabine Paap (Grüne), Frank Aschpurwis (FDP), Arnulf Andreas Fröhlich (AfD), Heidi Beutin (Linke), Sören Caliebe (FW), Frauke Willms-Nagode (Forum 21), Antje Schwarz (UWA);

Barsbüttel (19): Otto Kiehl (CDU), Franziska Eggen (SPD), Joachim Germer (Grüne), Siemer Rosenwinkel (FDP), Peter Sellhorn (AfD), Margarete Hoffmann (Linke), Henry Raeune (Forum 21);

Glinde Nord (20): Torsten Linde (CDU), Tim-Peter Schirrmacher (SPD), Petra Grüner (Grüne), Jan Lont (FDP), Britta Siemer (AfD), Ralf Iden (Linke), Cathrin Pohl (Forum 21),

Glinde Süd (21): Maria Hengst (CDU), Frank Lauterbach (SPD), Jan Schwartz (Grüne), Stefan Deyda (FDP), Elke Hopf (AfD), Janine Böhmer (Linke), Christine Dorka (Forum 21);

Oststeinbek (22): Joachim Wagner (CDU), Angela Batty (SPD), Matthias Sünnemann (Grüne), Peter Martens (FDP), Annette Walther (AfD), Martina Bornstein (Linke), Rolf Schipper (FW), Matthias Bauch (For. 21);

Reinbek Nord (23): Hans Helmut Enk (CDU), René Wendland (SPD), Günther Herder-Alpen (Grüne), Jari Grünig (FDP), Tom Obermüller (AfD), Thies Wilkening (Linke), Heidrun Tacke (Forum 21);

Reinbek Mitte (24): Patrick Ziebke (CDU), Gerd Prüfer (SPD), Malte Harlapp (Grüne), Karin Seitz (FDP), Björn Rödig (AfD), Dirk Becker (Linke), Christa Sellmer (FW), Leif Fleckenstein (Forum 21);

Reinbek Süd-Ost (25): Niklas Schwab (CDU), Hans-Joachim Schulze-Hortung (SPD), Anja Ramackers-Reinke (Grüne), Bernd Uwe Rasch (FDP), Birgit Ernst (AfD), Jürgen Borchers (Linke), Heinrich Dierking (Forum 21).