Das Aufstellen von Trauerkerzen am Ahrensburger Lindenhof-Areal mag symbolisch passen, ist moralisch aber nicht zu rechtfertigen.
Bürger, die sich um ihr Stadtbild sorgen, weil sie einen Neubau wegen dessen Ausmaßen nicht gutheißen, dürfen ihren Unmut zum Ausdruck bringen. Mehr noch: Sie sollen es sogar. Dafür gibt es geeignete Orte, zum Beispiel in den politischen Gremien. Dort sitzen die Volksvertreter. Sie sind diejenigen, die Projekte auf den Weg bringen, Bebauungspläne absegnen. Die gilt es von Einwänden zu überzeugen. Zudem gibt es bei Bauleitverfahren Phasen, in denen Bedenken an die Verwaltung herangetragen werden können.
Haben das auch jene Unzufriedenen gemacht, die jetzt in Ahrensburg die Grenze der Geschmacklosigkeit überschreiten, weil ihnen die Bebauung des Lindenhof-Areals nicht gefällt? Das Aufstellen von Trauerkerzen mag ja symbolisch passen, moralisch ist diese Aktion nicht zu rechtfertigen. Angebracht ist so ein Ritual zum Beispiel am Hamburger Jungfernstieg, wo ein Mann die frühere Lebensgefährtin und seine kleine Tochter erstochen hat. Trauerkerzen sind ausschließlich mit dem Tod von Lebewesen in Verbindung zu bringen, nicht mit Bauprojekten.
Überraschend ist die Bebauung des ehemaligen Parkplatzes übrigens nicht. Jahrelang wurde in der Stadt über dieses Thema gesprochen. Projektgegner hätten ausreichend Möglichkeiten gehabt, sich in einer Initiative zu organisieren,um gegen das Vorhaben zu protestieren. Der Vorfall in der Schlossstadt ist nicht nur schäbig, er zeugt auch von Feigheit. Denn es gebietet der Anstand, bei Protesten auch Gesicht zu zeigen.