Ahrensburg. Jugendvertretung in Ahrensburg plädieren für Unterkunft mit Schlafplätzen und Schulungsräumen. Bauausschuss berät über die Nutzung.

Theater, Genussbrauerei, Museum, Kino – Ideen, wie der alte Speicher des Gutshofs in Ahrensburg verwendet werden könnte, gab es in den vergangenen Jahren einige. Das Gebäude neben dem Park Hotel an der Lübecker Straße, hinter dem Marstall gelegen, steht seit Jahren größtenteils leer und ist baufällig. Seit Anfang 2016 gehört es der Stadt. Lediglich das Erdgeschoss wird derzeit von zwei Mietern als Lagerstätte und Atelier genutzt. Doch nun könnte Bewegung in die Planungen für den Speicher kommen. Ahrensburgs Bauamt will im nächsten Bauausschuss ein Exposé zu mehreren möglichen Nutzungen vorstellen.

Und zudem wollen der Stadtjugendring und der von ihm gewählte Kinder- und Jugendbeirat (KiJuB) eine neue Initiative für das dreigeschossige Gebäude mit rund 1600 Quadratmetern Nutzfläche starten. Ihr Ziel: Aus dem Speicher soll ein Jugendgästehaus werden. Mit Schlafzimmern, Seminarräumen, sanitären Anlagen und einer Küche. „Wir stellen uns mindestens eine Größe von 30 bis 40 Betten vor, wenn möglich, können es gern auch mehr sein“, sagt Tim Grammerstorf, Vorsitzender des KiJuB, zu den Plänen der Ahrensburger Jugendvertretungen.

Das Jugendgästehaus in Lütjensee ist oft ausgebucht

Diese sehen den Bedarf für ein Jugendgästehaus, weil sie immer wieder auf der Suche sind nach Kursräumen und Unterkünften, etwa für ihre Jugendleiter-Schulungen. „Zwar gibt es in der Nähe das Jugendgästehaus Lütjensee, das ist aber sehr oft ausgebucht“, berichtet Tim Grammerstorf. Der 18 Jahre alte Abiturient des Beruflichen Gymnasiums in Bad Oldesloe sieht nicht nur in Stormarn Bedarf für ein Jugendgästehaus, sondern auch darüber hinaus. „Wir hatten schon Anfragen von Jugendgruppen aus Hamburg, die sich für solch ein Haus interessieren.“

Nach der Vorstellung des KiJuB und des Stadtjugendrings soll das Haus Jugendgruppen und -verbänden aus ganz Deutschland offenstehen, für Schulungen, Seminare und klassische Ferienfreizeiten. „Wir denken an ein Haus, in dessen Einrichtung sich die Nutzer selbst versorgen“, sagt Grammerstorf. Ein Jugendgästehaus müsse dabei nicht die einzige Nutzung sein. „Wir sind dafür offen, dass dieses nur einen Teil des Speichers einnimmt und mit einer anderen Nutzung kombiniert wird.“

Es gibt acht mögliche Nutzungsvarianten

Doch wie steht Ahrensburgs Bauverwaltung zur Idee der Jugendlichen? Unabhängig von deren Initiative hat sie für den Bauausschuss ein Exposé vorbereitet. Der Ausschuss soll beschließen, dieses zur Grundlage der künftigen Nutzungsbestimmung für den Speicher zu machen. In dem Papier wird als Ziel formuliert, dass eine Nutzung publikumswirksam und wirtschaftlich tragfähig sein muss. Hintergrund des Papiers ist, dass für die Sanierung und Umnutzung des Gebäudes im Innenstadtkonzept rund 3,6 Millionen Euro aus Städtebau-Fördermitteln vorgesehen sind.

In einer Tabelle nimmt die Verwaltung acht mögliche Nutzungsvarianten an: Gastronomie, Jugendgästehaus, Musicalschule, Museum, Theater, Kreativbüros, Galerie und Verwaltung. Für jede Nutzung prüft sie, inwieweit diese wiederum acht Kriterien erreicht.

Bauverwaltung: Gastronomie hat höchsten Nutzwert

Dazu werden jeweils Punkte von null (geringe Zielerreichung) bis zwei (hohe Zielerreichung) vergeben. Die acht Kriterien sind: Förderung von Kultur, Tourismus und Freizeit, wirtschaftliche Tragfähigkeit, bauliche Umsetzbarkeit, Integration von Gastronomie, Förderung der sozialen Infrastruktur, Synergieeffekte, Steigerung der Aufenthaltsqualität und Effekte für das Wohnumfeld. Das Ergebnis der Verwaltung: Eine gastronomische Nutzung hat mit zwölf Punkten die höchste Zielerreichung. Es folgt ein Jugendgästehaus mit elf Punkten. Knapp dahinter liegen die übrigen Nutzungsvarianten (zehn und neun Punkte), abgeschlagen ist die Variante als Verwaltungsbau (vier Punkte). Laut der Bauverwaltung hat also eine Gastronomie im Speicher den höchsten Nutzwert für das Quartier.

„Eine gastronomische Einrichtung benötigt nur einen Teil der Speicherfläche. Diese sollte daher mit einer anderen Nutzung kombiniert werden, um das Gebäude auszulasten“, sagt Bauamtsleiter Peter Kania zu den Bewertungen. Und er stellt klar: „Die bewerteten Nutzungen sind nicht abschließend. Es können bei den künftigen Planungen noch weitere Möglichkeiten geprüft werden.“ Eine abschließende Empfehlung für eine Nutzung gibt die Verwaltung daher dem Bauausschuss nicht.

Bau- und Planungsausschuss tagt am 18. April

Detlef Levenhagen (CDU) sagt: Bezüglich des alten Speichers müssen wir schauen, was die Stadt braucht und sich rechnet.“
Detlef Levenhagen (CDU) sagt: Bezüglich des alten Speichers müssen wir schauen, was die Stadt braucht und sich rechnet.“ © HA | Christian Thiesen

Ahrensburger Stadtverordnete zeigen sich auf Abendblatt-Anfrage aufgeschlossen für die Idee eines Jugendgästehauses und auch offen für fast jede Nutzungsidee. „Wir müssen schauen, was die Stadt braucht und was sich rechnet“, sagt Detlef Levenhagen (CDU). „Ein Theater favorisiere ich allerdings nicht, dafür haben wir schon den Alfred-Rust-Saal.“ Für Jochen Proske (SPD) ist der Vorschlag der Ahrensburger Jugendvertretungen „spannend und interessant“. Thomas Bellizzi (FDP) sagt: „Ein Jugendgästehaus klingt charmant und hätte für uns für den Speicher Priorität. Damit könnte man das Gutshof-Quartier beleben.“ Peter Egan (WAB) ist „komplett offen für jeden Vorschlag, auch für ein Jugendhaus“. Der Stadtverordnete kann sich auch vorstellen, den alten Speicher künftig Projektentwicklern aus dem Kulturbereich zeitweise zu überlassen.

Bau- und Planungsausschuss, Mi 18.4., 19 Uhr, Peter-Rantzau-Haus,
Manfred-Samusch-Straße 9, Ahrensburg

Getreidespeicher, Jugendclub und Denkmal

Der Speicher wurde 1895 als Ersatz für eine abgebrannte Scheune erbaut und als Getreidespeicher genutzt. Er war Teil des Haupthofes des Gutes Ahrensburg.

Zu diesem gehörten auch das Verwalterhaus und der Marstall mit Reithalle. Im Laufe der Jahre wurde der Speicher mehrfach umgenutzt und entsprechend umgebaut, beispielsweise als Jugendclub. Anfang 2016 hat die Stadt Ahrensburg das Gebäude vom Eigentümer des benachbarten Park-Hotels erworben.

Vorausgegangen war ein knapper Beschluss der Stadtverordneten. Der Kaufpreis betrug rund 600.000 Euro. Durch den Einsatz von Städtebaufördergeld musste Ahrensburg davon rund 200.000 Euro tragen. Als Kulturdenkmal steht heute das Ensemble von Speicher, Marstall, Reithalle und Verwalterhaus unter Denkmalschutz.

Für den Unterhalt hat die Stadt Ahrensburg in diesem Jahr 523,66 Euro für den Speicher eingeplant. Hinzu kommen rund 3000 Euro für Sicherungsmaßnahmen, die durch Städtebaufördergeld finanziert werden.

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