Bargteheide. Stadt plant Fahrbahnmarkierungen an mehreren Straßen, auf denen Auto- und Radfahrer einander gefährlich nahe kommen.
Mit einem Schutzstreifen soll der Radverkehr in Bargteheide an mehreren Straßen sicherer gemacht werden. Geplant sind Markierungen auf der Jersbeker Straße, der Alten Landstraße sowie der Rudolf-Diesel-Straße. Sie sollen an die Fahrbahnbenutzungspflicht erinnern. Und sowohl Autofahrer als auch Radfahrer zu mehr Rücksichtnahme bewegen. Zusammen mit der Arbeitsgruppe Radverkehr setzt die Stadt zusätzlich auf Aufklärung.
Peter Anklam (SPD) ist Radfahrer aus Überzeugung. Auch weite Wege legt der 68 Jahre alte Stadtvertreter und Sprecher der Rad-AG auf seinem E-Bike zurück. Er kennt zahlreiche Routen im Umland von Bargteheide. Umso mehr stört er sich an der derzeitigen Situation auf Bargteheider Straßen. Anklam sagt: „Ich bin von Autofahrern schon mehrfach beschimpft und angehupt worden. Seit wir an mehreren Stellen der Stadt auf der Straße fahren müssen, gibt es Probleme. Diese Situation scheint vielen nicht klar zu sein.“
Nur noch drei verbindliche Radwege
Geändert wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen bereits 1997. Demnach dürfen Radwege nur dann als benutzungspflichtig einstufen werden, wenn aufgrund der örtlichen Verhältnisse eine „erhöhte Gefährdung für die Verkehrsteilnehmer“ besteht. Mit dieser Gesetzesänderung sollten die benutzungspflichtigen Radwege reduziert und die Eigenverantwortung der Verkehrsteilnehmer gestärkt werden. Die Vorgabe setzten viele Städte und Gemeinden jedoch erst nach 2010 um, als das Bundesverwaltungsgericht die Regelung bestätigte.
Wie in vielen Kommunen Stormarns wurden die blauen Schilder in Bargteheide erst 2014 abgeschraubt. Seither gibt es im gesamten Stadtgebiet nur noch drei verbindliche Radwege – an der L 82 Hamburger/Lübecker Straße, der L 89 Südring/Lohe und am Westring. Das Problem: Alle anderen ehemaligen Radwege dürfen heute nicht mehr befahren werden – außer sie sind gesondert farblich markiert.
Auf der Brücke wird es für Radfahrer eng
„Diesen Fall gibt es an der Rathausstraße“, sagt Thomas Degenhardt von der Stadt. „Auch dort darf auf der Straße gefahren werden, wohingegen frühere Rad- und Fußwege von der gemeinsamen Benutzung ausgeschlossen sind.“ Das bedeutet, dass alle Verkehrsteilnehmer im Alter ab zehn Jahren auf der Straße fahren müssen. So auch bei der Bahnüberquerung am Tremsbütteler Weg. Obwohl die Stadt an dieser Stelle für mehrere tausend Euro einen breiteren Überweg bauen ließ, müssen Räder heute auf die schmale und viel befahrene Straße ausweichen.
Was nach der Straßenverkehrsordnung vorgegeben ist, wird aus diesem Grund weder von Radfahrern noch von Autofahrern akzeptiert. „Viele fahren nach wie vor auf dem Gehweg, um Gefahrensituationen zu vermeiden“, sagt Peter Anklam. „Bei einem Unfall laden sie jedoch große Schuld auf sich.“
Schutzstreifen sollen Situation entschärfen
Zumindest auf drei besonders verkehrsreichen Straßen ohne Radweg – der Jersbeker Straße, der Alten Landstraße sowie der Rudolf-Diesel-Straße – sollen nun Schutzstreifen die Situation entschärfen und Autofahrer für die Lage der Radfahrer sensibilisieren. 2014 ließ die Stadt für 8000 Euro ein Gutachten vom Planungsbüro PGV aus Hannover erstellen, um das Vorhaben mit der Markierung beim Kreis beantragen zu können – und stieß zunächst auf Widerstand. Aufgrund der Fahrbahnbreite ist der Schutzstreifen nur auf einer Seite möglich und kann nur in Richtung Stadtmitte befahren werden.
„Dennoch ist die Benutzung wegen des Rechtsfahrgebotes eindeutig“, sagt Degenhardt. „Wir rechnen damit, dass das Konzept schon bald realisiert werden kann, obwohl die endgültige Entscheidung noch aussteht.“ Bargteheides Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht setzt auf gegenseitige Akzeptanz sowie Toleranz. Sie sagt: „Information und Aufklärung sind bei diesem Thema besonders wichtig. Autofahrer müssen lernen, dass auch Radfahrer Rechte haben.“
Neuer Flyer mit Radwegenetz
Um die Rahmenbedingungen für den Radverkehr in Bargteheide zu verbessern, soll unter anderem ein neuer Flyer mit dem aktuellen Radwegenetz der Stadt erstellt werden. Weiterhin ist das seit Jahren geplante Fahrradparkhaus ein wichtiges Thema der städtebaulichen Entwicklung.
Erst bei der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Planung und Verkehr erhielt die Verwaltung einen Prüfauftrag für das Projekt. „Wir wollen den Stadtdialog im Juni fortsetzen“, sagt Kruse-Gobrecht. „Dazu gehören insbesondere die Gestaltung des Bahnhofsumfeldes und damit verbunden gute Stellflächen für Fahrräder.“ Wie diese konkret aussehen sollen und wie sich der Bedarf in den nächsten Jahren entwickeln könnte, soll ermittelt werden.