Ahrensburg/Reinbek. SPD vergibt mit 2250 Euro dotierten Olof-Palme-Friedenspreis an engagierte Ahrensburger und Trittauer. Neun Initiativen nominiert.

Der Ahrensburger Verein „Arise – eine Schule für Ghana“ und das Europakomitee Trittau teilen sich den mit 2250 Euro dotierten Olof-Palme-Friedenspreis der SPD Stormarn, der jetzt im Reinbeker Schloss übergeben wurde. Die Ahrensburger bekommen 1500 Euro, die Trittauer 750 Euro. Neun Initiativen aus Stormarn waren für den Preis nominiert.

Annelie Stötefalke hat „Arise e.V.“ gegründet. 2014 verbrachte die heute 22-jährige nach ihrem Abitur an der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule zehn Wochen in dem westafrikanischen Land. Sie unterrichtete an einer Senior High School im ländlichen Accra und baute dort eine Preschool für Kinder im Alter von zwei bis neun Jahren auf. Für sie hatte es vorher kein Schulangebot gegeben. „In Ghana ist es üblich, für den Schulbesuch zu bezahlen, was für viele unmöglich ist“, sagt die Ahrensburgerin. Viele Eltern schicken ihre Kinder deshalb lieber zum Geldverdienen als zur Schule.

Verein Arise hilft Kindern und Frauen in Westafrika

Vor ihrer Abreise organisierte Annelie Stötefalke Tische, Stühle, eine Tafel und eine provisorische Schulunterkunft. Seitdem setzt sie sich mit den 42 Mitgliedern ihres Vereins dafür ein, dass die Schule erhalten und ausgebaut wird. Von Oktober bis Dezember 2017 war die Lehramtsstudentin gerade wieder in Ghana – zum siebten Mal. Vater Olaf Stötefalke (59), Abteilungsleiter bei der Abfallwirtschaft Südholstein und Vorsitzender des Vereins, sagt: „Wir leben alle in dieser Welt und wollen ein wenig Verantwortung dafür übernehmen.“ Vieles haben sie schon geschafft: 40 Kinder bekommen jeden Tag eine Mahlzeit und ein Lernangebot. Die Schule bietet drei ghanaischen Frauen einen Arbeitsplatz und dem Verein gelingt es, die Bedingungen vor Ort zu verbessern.

Das ist der Preis

Über Olof Palme, der 1986 einem Attentat zum Opfer fiel, sagt SPD-Kreisvorsitzende Susanne Danhier: „Wie sehr wünsche ich mir heute einen so aufrechten Friedenspolitiker.“

Seit 1987 verleiht die SPD Stormarn mit der Walter-Jacobsen-Gesellschaft am Todestag des früheren schwedischen Ministerpräsidenten den nach ihm benannten Preis für den Einsatz gegen Ungerechtigkeit.

Zum 31. Mal ging er an Gruppen, Verbände, Vereine und Menschen, die sich in besonderer Weise für Frieden und Demokratie einsetzen. Mehr als 160 Nominierte haben so schon Anerkennung erfahren.

Beim Verein Arise (www.arise-ghana.de) können Sie Mitglied werden oder spenden auf das Konto der Sparkasse Holstein: IBAN DE77 2135 2240 0179 1400 17, BIC NOLADE21HOL.

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25.000 Euro hat Arise bisher aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Einnahmen aus eigenen Aktivitäten investiert. Nächstes Ziel ist ein Schulgebäude, das 50.000 Euro kostet. Ein Grundstück ist schon gefunden, ebenso eine Architektin für den Bau. Mit dem Kokrobitey Institute gibt es vor Ort auch einen Partner. Gemeinsam wollen sie eine Modellschule bauen.

Landrat Görtz sieht in jedem Nominierten einen Sieger

Die zweite Preisträgerin, Frauke Behnke, Europabeauftragte des Amtes Trittau, zeigte sich freudig überrascht. „Aber wir arbeiten auch viel“, erzählte sie stolz. Denn das Komitee pflegt seit Jahrzehnten einen intensiven Austausch mit vier Partnergemeinden in Finnland, Frankreich, Polen und England. Mit der Jugendarbeit, wie dem diesjährigen Euro-Sommercamp in Finnland, bringe es jungen Menschen den europäischen Gedanken näher, lobte Stormarns Landrat Henning Görtz (CDU). Er stellte alle neun Nominierten vor und sagte: „Jeder Finisher ist ein Sieger.“ Als Sieger fühlen dürfen sich auch die „Roter Stern Kickers 05 e.V.“ aus Ahrensburg, die sich gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzen, der Runde Tisch Ahrensburg, der vor Rechtsextremismus mahnt, die Freiwillige Feuerwehr Glinde, eine der kreisweit am meisten geforderten Wehren, die vorbildliche Integrationsarbeit für Geflüchtete leistet, die Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge in Trittau sowie die Flüchtlingshilfe Oststeinbek. Auch die Schwestern von der heiligen Elisabeth in Reinbek, die sich im St. Adolf Stift engagieren und für ein Krankenhaus in Tansania sammeln sowie Hella Weiss aus Ammersbek, die seit 17 Jahren junge Kopernikus-Stipendiaten aus Mittel- und Osteuropa aufnimmt, waren nominiert.

Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung und Forschung a.D., hielt die Festrede in Schloss Reinbek
Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung und Forschung a.D., hielt die Festrede in Schloss Reinbek © Barbara Moszczynski | Barbara Moszczynski

„Der Olof-Palme-Friedenspreis wird für den Mut des Einzelnen verliehen, der Demokratie erst möglich macht“, sagte Festrednerin Edelgard Bulmahn. Die frühere Bundesministerin für Bildung und Forschung sagte, Demokratie sei eine Staatsform, die keine Gleichgültigkeit vertrage. Durch Krisen und Kriege seien die Menschen empfänglich für einfache Botschaften und radikale Lösungen geworden. Demokratie fordere Verantwortung und den Willen, die Würde des Menschen zu verteidigen.