Ahrensburg. Standort Gänseberg wird reiner Service-Stützpunkt. Neue Modelle nur noch im Außendienst. Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben.

Audi-Kunden müssen sich in Ahrensburg auf Veränderungen einstellen: Ab sofort werden im konzerneigenen Autohaus keine Neuwagen mehr verkauft. Schon 2014 hatte es Befürchtungen gegeben, dass der Standort Gänseberg nach der Betriebsaufgabe von VW an der Hamburger Straße ebenfalls geschlossen werden könnte. Nach Einschätzung der Porsche Holding Salzburg, verantwortlich für die Premiumtochter Audi, waren die Verkaufszahlen nicht zufriedenstellend. Jetzt bestätigt Audi Hamburg, dass der Standort Gänseberg künftig als Service-Stützpunkt für Audi und VW dienen soll. Der Verkauf wurde nach Hamburg und in den Außendienst verlagert.

„Für uns ist das die Ideallösung“, sagt Jürgen Deforth, Geschäftsführer der Audi Hamburg GmbH. „Hoffentlich ebenfalls für die Ahrensburger.“ Seit Jahren stand der Standort in der Schlossstadt wegen geringer Verkaufszahlen in der Diskussion. Die Auflagen der Holding für den Verkauf von Neufahrzeugen konnten schon lange nicht mehr erfüllt werden. Laut Deforth ist die Ausstellungsfläche zu klein, der Investitionsstau hingegen zu groß. Ungeachtet der hohen Kundenzufriedenheit und wiederholter Auszeichnungen als Top-Servicepartner kündigte der Geschäftsführer 2017 an, dass es an diesem Standort keine größeren Investitionen mehr geben werde.

Gebrauchte Fahrzeuge stehen jetzt in Hamburg-Lokstedt

Mit 35.631 Mitarbeitern und einem Umsatz von 21,1 Milliarden Euro (Stand 2016) ist die Porsche Holding Salzburg das nach eigenen Angaben „größte Automobil-Handelsunternehmen Europas“. Neben Porsche gehören die konzerngeführten Autohäuser der Volkswagen-Marken und Audi dazu. Während das VW-Autohaus an der Hamburger Straße bereits 2014 schließen musste und so 40 Arbeitsplätze in der Schlossstadt verloren gingen, sollte Audi gerettet werden.

Hierfür wollte das Unternehmen bereits im selben Jahr den Service von VW und Audi zusammenführen. Zusätzlich sollte ein Teil aus Platzgründen nach Glinde ausgegliedert werden. Doch die Kunden nahmen diese Zusammenlegung nicht wie gewünscht an. Trotz der Neuanstellung zweier geschulter VW-Mechatroniker und der Montage großer Schilder mit dem Volkswagen-Logo blieb das Autohaus am Gänseberg, was es zuvor war – ein Anlaufpunkt für Audi-Kunden. „Von ehemals 17.000 Arbeitsstunden an der Hamburger Straße haben wir in dieser Zeit 14.000 an umliegende Werkstätten verloren“, erläutert der Geschäftsführer der Audi Hamburg GmbH. „Aus diesem Grund wollten wir das Thema VW in Ahrensburg wieder dringend ausweiten und den Service im Wirtschaftsraum aufrechterhalten.“

Auf diesem Gelände im Gewerbegebiet An der Strusbek standen kürzlich noch viele Autos von Audi. Jetzt sind dort nur noch BMW zu sehen
Auf diesem Gelände im Gewerbegebiet An der Strusbek standen kürzlich noch viele Autos von Audi. Jetzt sind dort nur noch BMW zu sehen © HA | Janina Dietrich

Im September wurde bereits der Verkauf von Audi-Gebrauchtwagen aus Ahrensburg abgezogen. Statt am früheren Standort An der Strusbek werden die Gebrauchten seither aus strategischen Gründen auf dem Gelände des ehemaligen Porschezentrums in Hamburg an der Straße Nedderfeld vertrieben. Auf 18.000 Quadratmetern Fläche ist die größte Audi-Gebrauchtwagen-Auswahl im Norden entstanden. Alle Mitarbeiter wurden übernommen.


Verkäufer betreuen Ahrensburger im Außendienst

Am Standort Gänseberg waren bis zuletzt 31 Mitarbeiter beschäftigt. Daran soll sich auch mit dem neuen Konzept nichts ändern. Vielmehr seien sogar drei neue Arbeitsplätze geschaffen worden, so Deforth. Karosseriearbeiten werden dort weiterhin angeboten. Zwei neue Kollegen für die Mechanik werden noch gesucht. Somit könnten Kunden künftig auf alle der gängigen Serviceleistungen zurückgreifen.

Verändert haben sich hingegen die Arbeitsplätze zweier Standortverkäufer. Sie betreuen die Ahrensburger Kunden künftig nur noch im Außendienst. Die Ausstellungsplätze wurden in die Hamburger Stützpunkte Kollaustraße und Am Rugenbarg verlagert. „Statt Neuwagen werden wir nur noch drei bis vier Vorführwagen im Schauraum haben und nutzen die freien Parkmöglichkeiten für den Service“, sagt Jürgen Deforth. „Da wir hier aus Platzgründen noch nie die gesamte Produktpalette zeigen konnten, wird sich für unsere Kunden nicht viel ändern.“ Sie bekommen die Fahrzeuge nach Wunsch von den Außendienstmitarbeitern auch nach Hause geliefert. Um den Standort als Servicestützpunkt kenntlich zu machen, soll die Außendarstellung erneuert werden. Zusätzlich sei geplant, die Serviceannahme und die Kundenwartezone neu zu gestalten.

Früherer VW-Standortleiter übernimmt nun am Gänseberg

Geleitet wird der Standort Ahrensburg ab März dieses Jahres von Marc Herold. Er war bis 2014 Standortleiter von Volkswagen in Ahrensburg. „Wir wollen mit ihm viele Kunden zurückgewinnen“, sagt Jürgen Deforth. „Marc Herold lebt hier mit seiner Familie und kennt den Markt und viele Gewerbetreibende persönlich.“ Dies sei eine optimale Lösung und ein „klares Bekenntnis“ zum Standort Ahrensburg.