Oststeinbek. Politiker befürworten 15-Millionen-Euro-Projekt gegenüber der Feuerwache. Seniorenbeirat fordert Schaffung altersgerechten Wohnraums.
Die Gespräche wurden hinter verschlossenen Türen geführt. Am Tisch saßen die Fraktionsvorsitzenden, Bürgermeister Jürgen Hettwer und eine Abordnung des Wohnungsunternehmens Semmelhaack. Dessen Leiter der Projektentwicklung, Hartmut Thede, präsentierte seine Ideen für ein 1,8 Hektar großes Areal gegenüber der Feuerwache an der Brückenstraße – und stieß damit bei den Politikern auf Wohlwollen. Geplant sind 80 Seniorenwohnungen, 30 Prozent davon öffentlich gefördert, inklusive eines Pflegekonzepts. Das Investitionsvolumen beträgt rund 15 Millionen Euro. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Sache umgesetzt wird, ist hoch.
Für Oststeinbek wäre das der große Wurf. Denn auf ihrer jüngsten Sitzung fassten die Gemeindevertreter den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan zwischen den Straßen Willinghusener Weg und Hansetor im Norden der Gemeinde mit 90 Einheiten. Auch dort sollen ältere Menschen einziehen – in Eigentums-, Miet- und Sozialwohnungen. Ursprünglich wollte Semmelhaack auf jener Fläche aktiv werden und war mit den Grundstückseigentümern einig, dann überlegten es sich Hans-Egon Wulf und sein Schwiegersohn Christian Stölken jedoch anders und entschieden, ein eigenes Projekt in Angriff zu nehmen.
Kaufpreisforderungen für Grundstücke zu hoch
Nun scheint es, dass das jahrelange Bemühen der Firma mit Sitz in Elmshorn belohnt wird. In der Vergangenheit hatte Semmelhaack für verschiedene Orte in Oststeinbek Seniorenwohnungspläne entwickelt. Doch entweder gab es keine Mehrheit in der Politik wie beim Rathausparkplatz, oder die Kaufpreisforderungen der Grundstückseigner waren wie im Fall des Postwegs zu hoch.
Druck macht vor allem der örtliche Seniorenbeirat, der seit Langem die Schaffung von altersgerechtem Wohnraum fordert. Den hatten die Parteien übrigens allesamt in ihrem Programm bei der jüngsten Kommunalwahl. Im Mai 2018 sind die Bürger wieder aufgerufen, ihre politischen Vertreter auszusuchen. Bis dahin könnte das Brückenstraßen-Projekt auf den Weg gebracht sein. „Im ersten Bauausschuss des kommenden Jahres soll es vorgestellt werden. Ich glaube, dass es schnell vorangeht“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans-Joachim Vorbeck. Er sei von dem Konzept überzeugt. „Oststeinbek kann zwei Wohnanlagen für ältere Bürger gebrauchen, die Vorhaben stehen nicht im Wettbewerb.“
Drei Gebäude mit jeweils drei Geschossen geplant
Eine Teilfläche, auf der Semmelhaack bauen will, gehört der Gemeinde. Über den Preis muss noch verhandelt werden. Beim anderen Bereich herrscht Klarheit. „Wir haben den Kaufvertrag mit einem Landwirt abgeschlossen“, sagt Thede. Das Unternehmen plant drei Gebäude mit jeweils drei Geschossen und in einem Fall plus Staffelgeschoss. Die Wohnungen mit zwei und drei Zimmern sind zwischen 50 und 85 Quadratmeter groß, barrierefrei und ausschließlich zu mieten. Im Innenhof ist ein Teepavillon als Ort für Begegnungen vorgesehen, dazu Gehwege mit Bänken, die in die Natur eingebettet sind.
Kooperationspartner ist das Reinbeker Bismarck Seniorenstift und damit zuständig für das Pflege- und Betreuungskonzept. Zu der Einrichtung gehören ein ambulanter Pflegedienst genauso wie externe Dienstleister, auf deren Angebote Bewohner zurückgreifen können. Dazu zählen zum Beispiel ein Friseur, eine medizinische Fußpflege, Lebensmittel-Lieferanten und eine Floristin. Es wird außerdem eine Tagespflege mit zehn Plätzen offeriert, die einen Fahrdienst beinhaltet. Er bringt die Menschen über Oststeinbek hinaus zu Ärzten oder Geschäften.
Mieter im betreuten Wohnen können zudem den Service Essen auf Rädern nutzen. Die Wohnungen sind auch für Senioren vorgesehen, die keine Hilfe benötigen. Angedacht für alle Interessierten sind Kurse und Arbeitsgemeinschaften wie Handarbeiten und Singen, ein Café sowie Konzerte, Vorträge und Lesungen in einem Gemeinschaftsraum. Semmelhaack hat ein solches Konzept bereits in Elmshorn und Lübeck verwirklicht. In Halstenbek, Bargteheide und Trittau sind Wohnprojekte dieser Art in Planung.
SPD will die Meinung des Seniorenbeirates einholen
Die Präsentation im kleinen Kreis hat Rudi Hametner, Fraktionsvorsitzender der Oststeinbeker Wählergemeinschaft (OWG), gefallen. Er sagt: „Die Seniorenwohnungen an der Brückenstraße machen Sinn. Wir stehen zu 100 Prozent hinter dem Projekt.“ Zurückhaltender ist SPD-Fraktionschef Christian Höft: „Wir werden erst mit Bürgern und dem Seniorenbeirat reden, bevor wir eine Entscheidung treffen. Gegen einen zweiten Standort für Seniorenwohnungen spricht allerdings nichts.“ Ein Projekt ausschließlich für ältere Menschen an der Brückenstraße hält die SPD für suboptimal. Sie möchte auch bezahlbaren Wohnraum für junge Familien schaffen. „Für Mitglieder der Feuerwehr wäre ein Haus gegenüber der Wache optimal“, sagt Höft.
Sollten Oststeinbeks Politiker in den Gremien zügig Beschlüsse fassen, dauert es ob des Verfahrens trotzdem bis weit in die zweite Hälfte des kommenden Jahres, ehe der Bebauungsplan steht. Laut Thede benötigt Semmelhaack zwölf bis 15 Monate für die Errichtung der Gebäude.