Grosshansdorf. CDU-Landtagsabgeordneter zum Nadelöhr am Autobahnanschluss: Kommunen könnten private Planer für zusätzliche Brücke engagieren.

Der beste Weg aus dem Stau im Berufsverkehr auf und an der A-1-Anschlussstelle Ahrensburg führt über eine zusätzliche Brücke. Wie berichtet, haben das Verkehrsplaner im Auftrag von Kreis, Wirtschaftsaufbaugesellschaft Stormarn (WAS), Ahrensburg, Großhansdorf und Siek festgestellt.

Problem: Die Realisierung des Bauvorhabens kann noch zehn Jahre auf sich warten lassen. Dies liege auch an zu geringen Planungskapazitäten beim Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) und der Priorisierung von Großprojekten wie dem Fehmarnbelttunnel oder der Rader Hochbrücke im Verkehrsministerium, sagt Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß nach einem Gespräch mit dem LBV.

Ahrensburg, Großhansdorf und Siek müssten erst zahlen

Dabei ist gerade Ahrensburg seit der Landtagswahl gut in Kiel vertreten. Sowohl Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) als auch CDU-Fraktionschef Tobias Koch wohnen in der Stadt. Buchholz, seit vier Monaten im Amt, sagt: „Ich kann den Realisierungszeitraum noch nicht seriös abschätzen.“

Tobias Koch (CDU) im Kieler Landtag
Tobias Koch (CDU) im Kieler Landtag © HA | Lutz Wendler

Tobias Koch, der die Fraktion des Koalitionspartners anführt, hat eine Idee, wie der Engpass beim LBV umgangen werden könnte: „Der Kreis und die betroffenen Kommunen könnten auf private Planer zurückgreifen.“ In enger Abstimmung mit dem Landesbetrieb könnte so eine Lösung im Sinne der wirtschaftsstarken und bevölkerungsreichen Region um Hamburg gefunden werden. Bund und Land würden anschließend einen Großteil der Kosten ersetzen. „Wenn Ahrensburg zeitnah einen neuen Flächennutzungsplan verabschiedet, könnten zusätzliche Gewerbeflächen am Ostring zur Finanzierung beitragen“, ergänzt der Landespolitiker.

Verkehrsministerium arbeitet an Prioritätenliste

Das sieht auch Detlev Hinselmann, Geschäftsführer der WAS und selbst studierter Bauingenieur, so. Wichtig sei der Erfolg, Kreis und Kommunen würden von einer schnelleren Fertigstellung profitieren. „Wir müssen das als Investition betrachten“, sagt Stormarns oberster Wirtschaftsförderer. Eine Gegenfinanzierung durch die wachsenden Gewerbegebiete in Ahrensburg und Siek sei vorstellbar, genauso wie eine Beteiligung der WAS an den Kosten.

Jenseits von Großprojekten wie der festen Fehmarnbeltquerung wird im Verkehrsministerium gerade an einer Prioritätenliste gearbeitet. „Alles sofort und überall geht eben nicht“, sagt Minister Buchholz, der die Strecke aus Ahrensburg selbst nahezu täglich fährt.

Ein Unfallschwerpunkt sei die Strecke nicht

Mit den ständigen Staus an der Anschlussstelle sei auch er unzufrieden, ein Unfallschwerpunkt sei die Strecke aber nicht. Sicherheitsrelevante Projekte hätten Vorrang, danach kämen ökonomische Faktoren ins Spiel. „Nur weil Tobias Koch und ich aus Ahrensburg kommen, können wir uns nicht einseitig für unsere Heimat einsetzen“, sagt er. Buchholz sieht durchaus noch größeres Verbesserungspotenzial an der Autobahnanschlussstelle, zum Beispiel durch eine Verlegung der Fußgängerüberwege an der Autobahnauffahrt Richtung Lübeck und im Sieker Gewerbegebiet. Die Verkehrsplaner erwarten sich davon nur eine geringe Entlastung.

Auch der Verkehrsminister hält eine Vorplanung durch ein privates Büro für möglich. „Der LBV arbeitet schon jetzt mit privaten Anbietern zusammen.“ Dennoch müsste den beteiligten Kommunen klar sein, dass sie die Kosten erst einmal zu tragen hätten. Buchholz erläutert: „Die Ausgaben für die Planung betragen ungefähr 18 Prozent der Gesamtkosten eines Bauvorhabens.“ Nach einer ersten groben Schätzung der Verkehrsplaner würde eine zusätzliche Brücke mit ungefähr elf Millionen Euro zu Buche schlagen. Das wären dieser Rechnung zufolge knapp zwei Millionen Euro Planungskosten.

Bund und Land würden bis zu 95 Prozent erstatten

„Nach der Vorfinanzierung durch die Kommunen würden fünf bis maximal 15 Prozent davon dort hängen bleiben“, so Buchholz. Für Kreis, WAS, Ahrensburg, Großhansdorf und Siek könnte das im teuersten Fall eine Beteiligung von zusammen 300.000 Euro bedeuten. „Wir würden diese Planungen gern ausführen“, sagt Diplom-Ingenieurin Loana Eichholz, Mitarbeiterin des Oststeinbeker Planungsbüros Masuch + Olbrisch, das das Verkehrskonzept erstellt hat.

Doch was sagen die beteiligten Kommunen zu den Ideen aus Kiel? Für Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach ist klar: „Ich stehe kreativen Vorschlägen zur Lösung des Problems offen gegenüber.“

Ziwschenlösungen könnten noch wichtig werden

Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß sieht das ähnlich: „Wir brauchen dann aber die Zusicherung des LBV, dass die Planungen auch umgesetzt werden.“ Dann sei eine Vorleistung durch die Gemeinde denkbar. Siek und Großhansdorf hätten auch schon eine Abbiegespur finanziert, die der Landesbetrieb nicht bezahlen wollte. „Wir müssen nur aufpassen, nicht in den Ruf zu geraten, dass wir im Zweifel alles selbst bezahlen“, so Voß.

Dennoch könnten Zwischenlösungen noch wichtig werden. Denn Minister Buchholz sagt auch: „Trotz unseres Bekenntnisses zum Straßenbau: Der Beschleunigung eines Planfeststellungsverfahrens sind schon aus rechtlichen Gründen Grenzen gesetzt.“ Die ökologische Situation müsse über eine gesamte Vegetationsperiode – also ein Jahr – erfasst, der Auftrag anschließend europaweit ausgeschrieben werden, was weitere sechs Monate dauere.

Das weiß auch Bürgermeister Voß. Er sagt: „Selbst im Optimalfall vergehen bis zur Vollendung des Brücke noch mindestens fünf Jahre.“