Glinde. Amtsinhaber kann sich bereits im ersten Wahlgang gegen die Herausforderer Frank Lauterbach und Jan Schwartz durchsetzen.

Sonntagabend, 21.48 Uhr: Rainhard Zug blickt auf einen Zettel, der ihm gereicht wird, lächelt und küsst sofort seine Frau Margitta. Soeben hat der 46-Jährige erfahren, dass er acht weitere Jahre Verwaltungschef in Glinde bleibt. Bei der Bürgermeisterwahl erreichte der Amtsinhaber mit 55,1 Prozent im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit und vermied somit ein Stechen am 8. Oktober. Seine Kontrahenten, der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Lauterbach sowie der Grünen-Ortsvorsitzende Jan Schwartz, kamen auf 26,9 und 18 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 68,6 Prozent. 10.092 Glinder machten mit, davon waren 170 Stimmen ungültig.

„Ich hätte nicht gedacht, dass es im ersten Wahlgang klappt“, sagte der Sieger. „Das Ergebnis zeigt mir, dass Verwaltung und politische Gremien zusammen gute Arbeit in den vergangenen Jahren gemacht haben.“ Zug ist seit April 2001 Bürgermeister und parteilos. SPD-Kandidat Lauterbach sagte: „Herr Zug hat es verdient. Er wird künftig aber mehr die Bürger berücksichtigen müssen.“ Der Wahlkampf habe in Glinde viel verändert, sagt Jan Schwartz. „Herr Zug hat sich auf viele Forderungen von mir zubewegt wie zum Beispiel bei der Bürgerbeteiligung.“ Daran werde man den Bürgermeister künftig messen. Zugs zweite Amtszeit beginnt im April kommenden Jahres.

Der Amtsinhaber durfte sich nicht selbst wählen

Rainhard Zug war am Sonntagmorgen bereits um 7 Uhr im Rathaus zugegen, um die Wahlvorsteher zu begrüßen und ihnen für den Einsatz zu danken. Danach fuhr er zurück zu seiner Familie nach Groß Rönnau nahe Bad Segeberg und joggte noch vor dem Mittagessen einige Kilometer. Nach dem gemeinsamen Mittagessen mit seiner Frau Margitta sowie den Töchtern Laura und Leonie entspannte er, bevor es am frühen Nachmittag zurück nach Glinde ging. Normalerweise besucht Zug bei Abstimmungen zu jener Zeit immer die Wahllokale der Stadt, bringt Kaffee und Kuchen. Das durfte er diesmal aber nicht, weil es neben der Bundestagswahl und der Entscheidung über die Schulfusion eben auch um das Bürgermeisteramt ging. So hatte es ihm die Kommunalaufsicht des Kreises mitgeteilt. Auch durfte Zug im Gegensatz zu seinen Kontrahenten, die in Glinde leben, wegen seines Wohnortes in Sachen Verwaltungschef nicht wählen.

Frank Lauterbach
Frank Lauterbach © HA | René soukup

Als erster Kandidat gab Frank Lauterbach seine Stimme ab – am Morgen um 8.30 Uhr. Im Anschluss war er zu Hause für den Job aktiv. Lauterbach ist Angestellter in einer Steuerberatungskanzlei in Teilzeit, arbeitet zudem als selbstständiger Personal- und Businesscoach.

Bevor sich der Politiker gegen 17 Uhr zur gemeinsamen Wahlparty von SPD und CDU ins Bürgerhaus auf den Weg machte, besuchte er seinen Vater im Krankenhaus und ging mit Hund Buddy, einem Australian Shepherd, spazieren. Lauterbach hatte noch am Sonnabend in der Marktpassage um Stimmen geworben und rund 500 rote Rosen an Bürger verteilt.

Der Wahlkampf war fair verlaufen

Jan Schwartz
Jan Schwartz © HA | René Soukup

Jan Schwartz ließ es am Sonntag ruhig angehen und wählte nach dem Frühstück mit seiner Frau Petra Grüner erst am späten Vormittag. „Um die Zeit rumzukriegen“, wie der Grünen-Ortsvorsitzende sagt, sei er später zu einem verkaufsoffenen Sonntag in ein Barsbütteler Möbelhaus gegangen. Der Finanz- und Wirtschaftsjournalist, Büroleiter einer internationalen Nachrichtenagentur am Standort Hamburg, traf um 17 Uhr im Bürgerhaus ein, wo die Grünen eine eigene Wahlfeier organisierten.

Im Vorfeld der Bürgermeisterwahl war es zwischen den Kontrahenten fair zugegangen. Bei einer öffentlichen Podiumsdiskussion vor zweieinhalb Wochen verteilten die Kandidaten nur wenige Spitzen gegen die Mitbewerber.

Schwartz hatte in den Mittelpunkt seiner Kampagne den Slogan „Glinde braucht Mitmacher“ gestellt und damit ein bessere Bürgerbeteiligung verbunden. Eines seiner weiteren Anliegen: Glinde zur Fahrradstadt zu machen. Dabei geht es zum Beispiel um die Einrichtung von Schutzstreifen und einen Radschnellweg. Lauterbach war mit den Versprechen ins Rennen gegangen, die Verwaltungsabläufe transparenter zu machen, mehr Mut zu unkonventionellen Entscheidungen zu haben, ein Leitbild und eine Identität für Glinde zu vermitteln, runde Tische mit Bürgern zu initiieren, um Sachverstand und Ideen zu bündeln.

Rainhard Zug hatte unter anderem den Schmutz in der 19.300 Einwohner zählenden Kommune zum Wahlkampfthema gemacht und das Ziel ausgegeben, Glinde binnen drei Jahren zur saubersten Stadt in Stormarn zu machen. Priorität haben für ihn auch die Erarbeitung und Umsetzung eines Konzeptes für die Ortsmitte und eine sichere Finanz- und Verwaltungsstruktur zu schaffen. Am Ende war es dann der Amtsinhaber, der mit seinem Programm, seiner bisherigen Arbeit und seiner Person die Mehrheit der Glinder überzeugen konnte.