Glinde. Befürworter der Fusion räumen Niederlage ein. So wird es vorerst kein Zusammengehen von Wiesenfeld- und Sönke-Nissen-Schule geben.
Es ist eine überaus deutliche Entscheidung. Fast zwei Drittel der Wähler haben der Fusion der beiden Gemeinschaftsschulen in Glinde am Sonntag eine klare Absage erteilt. 64,9 Prozent der Wahlberechtigten beantworteten die Frage „Sind Sie für den Erhalt von zwei unabhängigen Gemeinschaftsschulen mit eigenem Schulprofil am Schulstandort Glinde?“ mit „Ja“. Die Sönke-Nissen-Schule und die Gemeinschaftsschule Wiesenfeld werden damit nicht, wie von der Politik einstimmig beschlossen, im Sommer 2018 im Schulzentrum zusammengelegt.
„Das freut uns sehr“, sagte Jörg Förster, Sprecher der Fusionsgegner. „Wir haben alle Argumente für die Fusion erfolgreich und glaubwürdig widerlegen können.“
Lange Gesichter dagegen bei den Aktiven der Initiative „Pro Schulfusion“, die zahlreich im Bürgerhaus erschienen waren, um die Auszählung der Stimmen zu verfolgen. „Wir sind unendlich traurig und enttäuscht, dass es uns nicht gelungen ist, den Wählern die dringende Erfordernis der Fusion zu vermitteln“, sagte Phillipp Maschmann, Sprecher der Initiative und des Elternrates der Sönke-Nissen-Schule. Das Ergebnis des Bürgerentscheides anfechten wollen die Fusionsbefürworter nicht. Das hatten sie schon vorher verkündet.
Auch Politiker zeigen sich enttäuscht von der Entscheidung
„Ich finde das ganz schrecklich für die Glinder Schülerinnen und Schüler“, sagte eine sichtlich enttäuschte Petra Grüner (Bündnis 90/die Grünen). „Wir müssen nun überlegen, was man tun kann, um die Sönke-Nissen-Schule zu stärken.“ Rainer Neumann, Fraktionschef der CDU, sagte: „Ich fürchte, dass viele nicht verstanden haben, worum es bei der Abstimmung ging.“
Jörg Förster von der siegreichen Wiesenfelder Elterninitiative „Interessengemeinschaft Schulvielfalt in Glinde“ sagte: „Jetzt muss geschaut werden, was wirklich das Beste für die Kinder an den beiden Schulen ist und wie die Sönke-Nissen-Schule attraktiver werden kann.“ Die Initiative sei sich bewusst, dass die grundsätzliche Diskussion nicht vom Tisch sei. Dazu gehöre auch ein Diskurs über das Auswahlverfahren in Wiesenfeld und die Verteilung der Flüchtlingskinder in den DAZ-Klassen (Deutsch als Zweitsprache), die bisher nur in der Sönke-Nissen-Schule unterrichtet werden. Sie hat als ehemalige Realschule keine Oberstufe und wird deswegen weniger nachgefragt als die Gemeinschaftsschule Wiesenfeld mit Oberstufe. Letztere musste deshalb in den vergangenen Jahren viele Kinder abweisen. Ein Großteil landete an der Sönke-Nissen-Schule. Dieses „ Zwei-Klassen-System“ wollten die Politiker abschaffen. Die Wiesenfelder sollen deshalb zur Sönke-Nissen-Schule ins Schulzentrum an den Oher Weg ziehen. Im Gegenzug wäre das bisher dort ansässige Glinder Gymnasium in die Räume am Holstenkamp gezogen.
Die Politiker hatten die Fusion bereits beschlossen
Die Wiesenfelder Eltern liefen schon 2015 Sturm gegen das Vorhaben, warnten vor einer riesigen und anonymen Schule mit mehr als 1300 Kindern und hohen Kosten der Fusion. Die Initiative Pro Schulfusion griff erst im Juni aktiv ein, nachdem die Fusionsgegner ihr Ziel, den Bürgerentscheid zu erwirken, schon erreicht hatten.
Das einstimmige Votum der Politiker aller drei Fraktionen hatte nicht ausgereicht, um die Gegner der Fusion zu überzeugen. Zu wenig durchdacht und überhastet erschien ihnen das Projekt. So hatte die Stadt unter anderem versäumt, die Jugendlichen an der Fusions-Entscheidung zu beteiligen und musste das nachholen. Wie groß das Interesse war, zeigte die Zahl von rund 450 jugendlichen Teilnehmern.
Zudem hatte das Projekt mit einer Kostenexplosion zu kämpfen. Eine Untersuchung zeigte auf, dass in allen Schulgebäuden Schadstoffe vorhanden sind, die bei Umbauten freigesetzt würden. Außerdem ist das Schulzentrum sanierungsbedürftig. Die sogenannten Standortentwicklungskosten liegen bei 16,6 Millionen Euro und umfassen etwa neue Bio-Räume für eine Million Euro und eine Mensa für 3,5 Millionen. Die direkten Fusionskosten schätzte der gerade wiedergewählte Bürgermeister Rainhard Zug auf etwa fünf Millionen Euro