Ahrensburg. In Ahrensburg wird diskutiert, ob die Sportplätze aus dem Zentrum ins Gewerbegebiet verlegt werden. Parteien sind nun gesprächsbereit.
In die Diskussion, ob der Stormarnplatz in Ahrensburg Sportplatz bleibt oder für eine Bebauung geöffnet wird, kommt Bewegung. Wie berichtet, hatte Bürgermeister Michael Sarach diese Variante im Bildungs- und Kulturausschuss wieder ins Spiel gebracht. Während die SPD den Vorschlag unterstützt, hatte es in der Vergangenheit Widerstand bei den anderen Parteien gegeben.
„Wir waren schon immer dafür, dass die Sportler eine große und schöne Anlage am Ostring bekommen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Hartmut Möller. Bei der Fraktionssitzung am Dienstagabend hätten sich die Mitglieder noch einmal einhellig dafür ausgesprochen. Möller hofft nun, dass auch in den anderen Parteien ein Umdenken einsetzt. In die städtische Struktur passe kein Sportplatz direkt hinter dem Rathaus mehr. „Das kenne ich nur vom Dorf.“ Er wolle der Debatte nicht vorgreifen, könne sich aber einen Stadtpark mit neuer Skaterbahn, Bolzplatz und Wohnbebauung am nördlichen Rand vorstellen. „Ahrensburg ist nicht so groß, ein Sportplatz am Ostring ist immer noch gut zu erreichen“, sagt Möller.
Bellizzi (FDP): „Wohnbebauung allein wäre zu massiv“
Ins Nachdenken gekommen ist nun die FDP. „Wir stehen neuen Ideen aufgeschlossen gegenüber“, sagt Fraktionschef Thomas Bellizzi. Wichtig sei, dass es ein stimmiges Gesamtkonzept gebe. Dazu müsse geklärt werden, welche Nutzung sich dann für den Stormarnplatz anbiete. Mit dem Zusatz hochwertiger Wohnungen an den Rändern des Platzes könne er sich eine ähnliche Kombination vorstellen, wie von SPD-Kollege Möller genannt. „Wohnbebauung allein wäre mir aber zu massiv.“
Unabhängig davon sei es wichtig, mehr Parkraum zu schaffen. Wie CDU und WAB unterstütze auch die FDP den Bau einer Tiefgarage unter einem Teil des Platzes. Das ginge aber auch, wenn er Sportstätte bliebe. Weitere Wohnungen seien wegen der Lautstärke des Spielbetriebs nur denkbar, wenn die Fußballplätze verlegt werden würden. „Stadtpark im Zentrum und Sportpark am Ostring wären eine Vision für Ahrensburg, mit der ich mich anfreunden könnte.“ Das helfe auch den Kaufleuten. „Wir brauchen Menschen, die in der Stadt wohnen und einkaufen und dazu nicht auf die grüne Wiese fahren.“
Verwaltung spricht sich für eine Verlegung der Plätze aus
Die WAB bleibt kritisch, will sich Alternativen aber zumindest anschauen. Fraktionsmitglied Peter Egan hatte sich im Abendblatt bisher für einen Verbleib der Fußballplätze im Zentrum ausgesprochen. „Den Bau eines Umkleidehauses dort würden wir unterstützen.“ Die genauen Kosten seien jedoch noch reine Spekulation. „Genau so wie die uns gegenüber geäußerte Behauptung des Bürgermeisters, ein Verkauf des Stormarnplatzes würde den Umzug des Sportplatzes finanzieren und zugleich die Stadt sanieren.“ Das gelte besonders, wenn nur ein Teil bebaut oder Sozialwohnungen errichtet werden sollten. Hier seien Verwaltung und SPD in der Pflicht, belastbare Zahlen zu liefern.
Christian Schubbert-von Hobe von den Grünen gefällt die fußläufige Erreichbarkeit der Plätze in der Stadt. Es könne jedoch neu nachgedacht werden, wenn die betroffenen Vereine einhellig für eine Verlegung seien.
Konservative gegen Stadtpark oder Wohnbebauung
Die Ahrensburger Verwaltung spricht sich für eine Verlegung aus. „Auch wenn es bisher Maßgabe der Politik war: Stadtplanerisch ergibt ein Sportplatz allein mitten im Zentrum keinen Sinn“, sagt Bauamtsleiter Peter Kania. Ohne die an dieser Stelle isolierten Sportplätze könne die Stadt die 30.000 Quadratmeter große Fläche freier gestalten. Wohnbebauung sei dabei eine der Möglichkeiten, die sich im Stadtzentrum anböte. Dafür stehe im Gewerbegebiet Beimoor-Süd zwischen Beimoorweg und Kornkamp-Süd eine insgesamt 80.000 Quadratmeter große Grünfläche zur Verfügung, die zu großen Teilen für eine oder mehrere Sportanlagen genutzt werden könne.
Detlef Levenhagen, in Nachfolge von Tobias Koch neuer CDU-Fraktionschef, ist weiter gegen die Verlegung: „Wir haben unseren Fraktionsbeschluss gerade erneuert, die Sportplätze an dem jetzigen Standort zu erhalten.“ Andere Optionen wie ein Stadtpark oder eine Wohnbebauung seien damit für die Konservativen vom Tisch.
FC Ahrensburg und Roter Stern Kickers sind dagegen
Der Abendblatt-Bericht hat auch für Diskussionen unter den Bürgern gesorgt. Andie Yessoufou hatte gerade erst ein Probetraining für die 1. Herrenmannschaft des FC Ahrensburg. Der 18-jährige Ammersbeker sagt: „Der Platz liegt hier ideal für mich“. Bei einer Verlegung befürchtet er eine längere Anfahrt. Anwohnerin Anna Pohl freut sich über die gute Stimmung bei den Spielen. „Mein Bruder spielt hier und die Stimmung ist auch dank der Spontan-Besucher immer super“, so die 29-Jährige.
Für Renate Siepe (71) ist der mögliche Umzug eine zweischneidige Sache: „Als alte Ahrensburgerin wünsche ich mir, dass die Plätze hier bleiben.“ Ihr Verstand sage aber, dass Wohnungen nötig seien. Die Stadt müsse jedoch aufpassen, ihren Charme nicht zu verlieren.
FC Ahrensburg und Roter Stern gegen Verlegung
Bernd Friz (78) sagt, es sei der „Fluch der Nähe zu Hamburg“, dass wegen des Bevölkerungszuzugs immer weiter verdichtet werden müsse. Er gibt aber selbst zu: „Ich bin aus Trittau hergezogen, um eben diese Anbindung an die Großstadt zu haben.“
Neben dem ATSV, der sich inzwischen für eine Verlegung stark macht, spielen auch der FC Ahrensburg und die Kicker vom Roten Stern auf dem Stormarnplatz. Beide Vereine wenden sich dagegen. Georg Tür (80), heute Vorsitzender des FCA und bis 2008 Leiter der Fußballsparte beim ATSV, sagt: „Ich habe für den Erhalt des Platzes wie ein Berserker gekämpft.“ Er habe schon als Kind dort Fußball gespielt. Zuschauer und Spieler für die Lage im Gewerbegebiet zu begeistern, werde schwer.
Kein Ergebnis in der Frage nach Nutzungseinschränkung
Das sieht auch Florian Meyer, Fußballobmann von den Roter Stern Kickers, so. Das Einzugsgebiet des Vereins reiche über Ahrensburg hinaus, viele Zuschauer und Spieler kämen wie er aus Hamburg. „Und da bedeutet eine Busfahrt vom Bahnhof schnell eine halbe Stunde extra.“ Außerdem spielten in dem Verein Flüchtlinge, für die die Anreise einfach gehalten werden müsse. Er befürchtet einen existenzbedrohenden „Totentanz“ bei den Spielen am Ostring, so der Fußballobmann.
Für Georg Tür vom FC Ahrensburg ist nun wichtig, sich erst einmal mit den Kickern vom Roten Stern abzusprechen. „Wir werden uns dafür einsetzen, an der Gesprächsrunde zwischen ATSV und Politik beteiligt zu werden“, so der Vereinsvorsitzende.
Unterdessen konnte die Stadt noch nicht herausfinden, ob für den Platz eine Nutzungseinschränkung besteht. „Die Aktenlage ist unübersichtlich“, sagt dazu Fachdienstleiter Robert Tessmer, der mit einem Ergebnis bis zum morgigen Freitag rechnet.