Zur Bundestagswahl am 24. September treten sieben Kandidaten im Wahlkreis 8 Segeberg/Stormarn-Mitte an. Das Abendblatt stellt sie vor.

Neuling gegen Routinier – das ist das Motto für den Zweikampf im Wahlkreis 8 Segeberg/Stormarn-Mitte. Der 30 Jahre alte Alexander Wagner geht für die SPD ins Rennen um das Direktmandat für den Bundestag. CDU-Konkurrent Gero Storjohann (59) möchte bei der Wahl am 24. September wie in den Vorjahren die direkte Fahrkarte nach Berlin lösen.

Seit 2002 arbeitet Storjohann, verheirateter Vater dreier Söhne, im Parlament mit, bei den vergangenen Bundestagswahlen hieß sein Gegner Franz Thönnes – doch der 62 Jahre alte Sozialdemokrat aus Ammersbek beendet nach 23 Jahren im Bundestag und einem Zwischenspiel als Parlamentarischer Staatssekretär im Gesundheits- und Sozialministerium seine politische Laufbahn.

Alexander Wagner legte eine Blitzkarriere hin

Gero Storjohann tritt (59) will für die CDU wieder in den Bundestag.
Gero Storjohann tritt (59) will für die CDU wieder in den Bundestag. © HA | Bundetag/Knittermeier

Gero Storjohann holte das Direktmandat bei den letzten beiden Wahlen mit 7,8 beziehungsweise 10,7 Prozent Vorsprung. Franz Thönnes schaffte den Einzug ins Parlament über die Landesliste. Sein Nachfolger Alexander Wagner steht auf Platz sieben – das könnte reichen, muss aber nicht. Derzeit stellt die SPD aus Schleswig-Holstein neun Abgeordnete im Bundestag.

Alexander Wagner (30) will die Nord-SPD im Bundestag vertreten
Alexander Wagner (30) will die Nord-SPD im Bundestag vertreten © HA | Frank Knittermeier

„Ich weiß, wie Politik funktioniert, und worauf es im Alltag ankommt“, sagt Alexander Wagner, der eine Blitzkarriere hingelegt hat: 2008, bei seinem Einzug in den Segeberger Kreistag, war Wagner mit 18 Jahren der jüngste Abgeordnete. Zwei Jahre war er Juso-Landesvorsitzender, er ist stellvertretender SPD-Kreisvorsitzender und gehört dem Landesvorstand an. Er spielt nicht nur Fußball beim SV Wahlstedt, sondern ist seit fast zehn Jahren auch dessen Vereinsvorsitzender.

Konkurrenten verfolgen ähnliche Ziele

Der Politikwissenschaftler war Büroleiter von Franz Thönnes und persönlicher Referent des früheren Landesministers für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie, Reinhard Meyer (SPD). Der Regierungswechsel machte ihn arbeitslos. Er sei jetzt Vollzeit-Wahlkämpfer, einen Plan B habe er nicht, sagt Wagner, der mit seiner Verlobten in Bad Segeberg lebt. Dass unverbrauchte Politiker gewünscht sind, zeige ihm ausgerechnet ein CDU-Mann: Daniel Günther, der neue schleswig-holsteinische Ministerpräsident. Wagner setzt sich unter anderem für eine ausreichende und sichere Rente ein, für mehr bezahlbare Wohnungen und kostenfreie Kitas.

Das sind ähnliche Ziele, wie sie auch Konkurrent Storjohann von der CDU verfolgt: Wohnungen bauen, die Rente sichern – der Christdemokrat setzt allerdings stärker auf die betriebliche und private Vorsorge. Verkehrssicherheit liegt dem Abgeordneten als Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestages am Herzen, eine bessere Infrastruktur, der Norden dürfe nicht abgekoppelt werden.

Neben den beiden Kandidaten der großen Volksparteien mit guten Chancen auf den Einzug in den Bundestag treten sechs weitere Bewerber an:



Ulrike Täck (49) tritt für die Grünen an
Ulrike Täck (49) tritt für die Grünen an © Ulrike Täck | Ulrike Täck

Ulrike Täck (49), Grüne: Die Professorin für Werkstoffkunde im Maschinenbau an der Fachhochschule Lübeck wohnt in Boostedt. Sie gehört den Grünen seit November 2014 an, ist gemeinsam mit Peter Stoltenberg Sprecherin des Segeberger Kreisvorstands. Die verheiratete Wissenschaftlerin, die keine Kinder hat, will „gemeinsam mit anderen Menschen die Zukunft Deutschlands gestalten und sich dabei besonders um die Themen Energiewende, Europa und die Veränderung in der Arbeitswelt kümmern“. Auf Platz sieben der Landesliste dürfte sie allerdings kaum eine Chance auf einen Wechsel nach Berlin haben.

Tobias Mährlein (57) aus Norderstedt kandidiert für die FDP
Tobias Mährlein (57) aus Norderstedt kandidiert für die FDP © HA | Andreas Burgmayer

Tobias Mährlein (57), FDP: Der Norderstedter ist seit Jahren für die Liberalen kommunalpolitisch aktiv. Der geschiedene, dreifache Vater kandidiert, weil er die Themen betonen möchte, die den normalen Leuten im Alltag zu schaffen machen. „Ich glaube, wir diskutieren in Deutschland zu viel über die Extreme an den Rändern der Gesellschaft.“ Mährlein empfiehlt sich als gestandener Unternehmer, der täglich in seiner Buchhandlung von den Bürgern „geerdet“ werde. Der FDP-Mann tritt auf Listenplatz fünf an und wird sehr wahrscheinlich den Einzug in den Bundestag nicht schaffen.

Miro Berbig (52) geht nach 2013 wieder für Die Linke an den Start
Miro Berbig (52) geht nach 2013 wieder für Die Linke an den Start © Miro Berbig

Miro Berbig (52), Die Linke: Der Fraktionschef der Norderstedter Linken ist schon vor vier Jahren zur Bundestagswahl angetreten. Die Steuerpolitik müsse gerechter, untere und mittlere Einkommen entlastet, die „Superreichen“ stärker zur Kasse gebeten werden. Eine Rente für alle, eine solidarische Bürgerversicherung – das sind Ziele des ledigen IT-Beraters, der sich in Norderstedt seit Langem für mehr bezahlbare Wohnungen einsetzt und eine städtische Wohnungsbaugesellschaft fordert.

Heiko Vermann (49) will für die AfD in den Bundestag
Heiko Vermann (49) will für die AfD in den Bundestag © HA | Picasa

Heiko Evermann (49), AfD: Der Diplom-Ingenieur ist Mitglied im Ellerauer Gemeinderat. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Der Sprecher des AfD-Kreisverbandes Segeberg will die Rede- und Meinungsfreiheit sowie die deutsche Kultur bewahren, die Einwanderung begrenzen und islamischen Fundamentalismus bekämpfen.

Rainer Schuckardt (67) trat 2013 schon für die Freien Wähler an
Rainer Schuckardt (67) trat 2013 schon für die Freien Wähler an © HA | Freie Wähler

Rainer Schuchardt (67), Freie Wähler: Schon zur Bundestagswahl vor vier Jahren und zur Europawahl 2014 trat Rainer Schuchardt für die Freien Wähler an. Der Regierungsdirektor a. D. lebt in Henstedt-Ulzburg, er ist auch stellvertretender Landesvorsitzender. Schwerpunkte sind die Sozial- und Arbeitsmarktpolitik.