Bad Oldesloe. Der Kreisfeuerwehrverband feierte am Freitagabend sein Jubiläum in Bad Oldesloe. Der Chef Gerd Riemann erinnert sich.
Von der Handwasserpumpe auf einem Pferdekarren hin zur modernen Brandbekämpfung: Seit 125 Jahren koordiniert der Kreisfeuerwehrverband Stormarn die Feuerwehrarbeit im Kreis. Am Freitagabend feierte er in Bad Oldesloe sein Jubiläum mit rund 400 Gästen.
Mehr als ein Drittel dieser Zeit hat Kreiswehrführer Gerd Riemann als aktiver Brandbekämpfer selbst erlebt. Seit 45 Jahren ist er Feuerwehrmann aus Leidenschaft. „Als 16-Jähriger bin ich in ein Feuerwehrauto gestiegen und wurde mitgenommen“, erinnert sich der heute 62-Jährige. Seitdem hat Riemann ungezählt Einsätze miterlebt. Einige sind dem Reinfelder besonders im Gedächtnis geblieben: „Ich erinnere mich an ein Amtsfeuerwehrfest in Elmenhorst, das unterbrochen werden musste, weil in der Nähe ein Feuer ausbrach.“
Großeinsatz: Schneekatastrophe 1978/79
Das war aber ein vergleichsweise kleines Feuer im Gegensatz zu dem wohl größten Brand in der jüngeren Geschichte der Stormarner Feuerwehren: „In einer Kerzenfabrik in Glinde gab es 1978 ein Großfeuer, die Löscharbeiten haben mehrere Tage gedauert.“ Damals wurde die Produktionshalle der Gies Kerzen GmbH vollkommen zerstört.
Zum Jahreswechsel folgte dann ein weiterer Großeinsatz in Stormarn: Die Jahrhundert-Schneekatastrophe im Winter 1978/79. Meterhohe Schneeverwehungen brachten den Straßen- und Eisenbahnverkehr in Norddeutschland zum Erliegen, Menschen konnten ihre Häuser nicht verlassen oder waren in ihren Autos vom Schnee eingeschlossen. Auch in Stormarn vielen in vielen Orten Strom- und Telefonnetze aus. Die Freiwilligen Feuerwehren waren im Dauereinsatz, ebenso wie alle anderen Rettungsorganisationen.
Gefahrenguteinsätze werden immer mehr
Die Schneekatastrophe zeigt, wie vielfältig die Arbeit der Kameraden ist. Es geht bei weitem nicht nur um das Löschen von Bränden. Das zeigte sich auch zehn Jahre später bei einem Gefahrguteinsätze im Jahr 1989. Über den Verursacher kann Gerd Riemann auch heute noch den Kopf schütteln. Ein Umweltsünder entsorgte auf einem A-1-Parkplatz bei Rohlfshagen eine große Menge der hochgefährlichen Chemikalie Kresol. Die eingesetzten Feuerwehrleute entfernten das Gift und mussten dabei Schutzanzüge tragen. Diese waren nach dem Einsatz ruiniert, da sie nicht ausreichend gereinigt werden konnten.
Gefahrguteinsätze gab es zur Gründung des Kreisfeuerwehrverbandes im Jahr 1892 natürlich noch nicht. So mussten sich die Stormarner Wehren immer neuen Gegebenheiten anpassen. Heute ist die Feuerwehr für so gut wie alle möglichen Szenarien gewappnet. Dass Feuerwehrschlauch und Atemschutzmaske bei weitem nicht ausreichen, verdeutlichen die Zahlen. Im Jahr 2015 wurden die Feuerwehren im Kreisgebiet zu 3194 Einätzen gerufen. Nur 418 davon waren zu löschende Brände.
88 Freiwillige Feuerwehren und 39 Jugendwehren
Wichtig sei daher die Nachwuchsarbeit und richtige Ausbildung, wie Landesbrandmeister Detlef Radke herausstellt: „Menschen motivieren und ausbilden für den ehrenamtlichen Dienst ist eine der Kernaufgaben eines Kreisfeuerwehrverbandes“, sagte der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes Schleswig-Holstein beim Festakt in der Stormarnhalle. Die Kreisausbildung in Stormarn habe sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt und passe sich den aktuellen Veränderungen an. „Dazu muss der Verband sowohl ein Ohr an der Basis als auch an den Stellen der technischen Entwicklungen haben und jederzeit darauf reagieren können.“
Für die Ausstattung der 88 Freiwilligen Feuerwehren und 39 Jugendwehren sorgt der Kreis Stormarn. „Früher war es meist das Ziel, das Feuer abzuwehren“, sagte Landrat Henning Görtz. Heute beginne die Arbeit oft schon früher, nämlich bei der Gefahrenabwehr. „Ich freue mich sehr, dass ich Kreiswehrführer Gerd Riemann in zwei Wochen für eine weitere Amtszeit verpflichten darf.“