Jersbek. Ein mobiler Messcontainer des Flughafens sammelt die Daten. Die Gemeinde drängt auf eine bessere Verteilung der Fluglärmbelastung.

Fluglärm wird in Jersbek jetzt offiziell erfasst. Dies ermöglicht ein sogenannter „mobiler Lärmmesscontainer“ des Hamburger Flughafens, der am Rande des Sportplatzes für zunächst vier Monate aufgestellt wurde. Angeregt wurde die Station von die Arbeitsgruppe Fluglärmschutz Jersbek (FLS Jersbek), die sich seit einem Jahr für mehr Ruhe in ihrem Ort engagiert.

„Der Lärmcontainer ist ein wichtiger Schritt, um die tatsächliche Lärmimmission darzustellen“, sagt Cornelia Teegen, Sprecherin der FLS. „Die objektiven Messwerte bieten uns eine bessere Diskussionsgrundlage.“

Lärmpegel steigt während der Überflüge

Zugenommen haben die Beschwerden in Stormarn seit einer Umstellung der Anflugregeln vor mehr als drei Jahren. Seitdem sind sogenannte Kurzanflüge über dicht besiedelte Hamburger Gebiete nicht mehr möglich – der Endanflug ab zehn nautische Meilen (NM) ist nun Standard. Genau hier, knapp 20 Kilometer vom Hamburger Flughafen entfernt, liegt die 1800 Einwohner zählende Gemeinde Jersbek. Während der Überflüge steigt der Lärmpegel um fast 100 Prozent, da der Grundgeräuschpegel sehr niedrig ist. Je nach Windrichtung und Landebahnöffnung kommt das bis zu 30 Mal in einer Stunde vor.

Erfasst wurden die Lärmereignisse seit Oktober 2016 bereits von einer privaten Messstation, die Bürger auf einem Wohnhaus installiert hatten. Die auf diese Weise erfassten Daten halten jedoch den Anforderungen des Flughafens nicht stand, da das Gerät nicht offiziell geeicht worden ist. Abweichungen können möglich sein. „Da der Container nur 250 Meter Luftlinie von der privaten Station aufgestellt wurde, können wir nun die Werte vergleichen“, so Teegen. „Die Überflughäufigkeit, Flughöhe und Lautstärke werden ab jetzt in der Datenbank gespeichert.“

Gesundheitliche Beeinträchtigung durch Fluglärm

Als langfristiges Ziel sieht Bürgermeister Herbert Sczech (Unabhängige Wählergemeinschaft, UWG) eine Verbesserung der Fluglärmverteilung, um für alle Betroffenen ein erträgliches Ergebnis zu bekommen. Es könne nicht sein, dass sich die Belastung auf einzelne Gemeinden konzentriere und andere profitierten, obwohl Alternativen möglich seien. „Auch wenn Lärm nicht alle Menschen stört, so ist er doch deutlich messbar“, so Sczech. „Und er birgt ein hohes Potenzial für gesundheitliche Beeinträchtigungen.“

Die Betroffenen erhoffen sich zusätzlich Unterstützung von offizieller Seite. Der Amtsausschuss des Amtes Bargteheide-Land hatte den Kreistag aufgefordert, sich mit der Fluglärmverteilung auseinanderzusetzen. „Die Umstellung der Anflüge erfolgte durch die politische Initiative aus Hamburg und ohne Anhörung Schleswig-Holsteins“, sagt Herbert Sczech. „Wir sehen die Notwendigkeit, eine übergeordnete Entscheidung einzufordern.“ Eine Antwort dazu steht noch aus.