Hamberge. Nach fast 30 Jahren Kampf unterzeichnet die Gemeinde einen Vertrag mit dem Land. Doch bis zum Bau werden noch Jahre vergehen.
In Hamberge könnte bald Ruhe einkehren: Seit Jahrzehnten kämpft der an A 1, A 20 und B 75 gelegene Ort für einen besseren Lärmschutz. Jetzt hat sich die Gemeinde mit dem Land geeinigt. Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) und Bürgermeister Paul Friedrich Beeck (CDU) haben gemeinsam einen öffentlich-rechtlichen Vertrag unterzeichnet, der einen umfangreichen Ausbau der Schallschutzwälle entlang der Autobahnen festlegt.
Dabei musste Hamberge allerdings einige Abstriche in Kauf nehmen. Die Umsetzung wird noch Jahre dauern. „Wir hatten gefordert, dass ein großer Teil des neuen Lärmschutzes zeitgleich zum dort geplanten E-Highway errichtet wird“, sagte Bürgermeister Paul Friedrich Beeck vor der Vertragsunterzeichnung. Doch das sei nicht möglich gewesen, weil erst ein Planfeststellungsverfahren nötig sei. Allein die Erstellung eines Umweltgutachtens wird mindestens ein Jahr dauern. Wenn alles gut läuft, kann der Bau des neuen Lärmschutzwalles frühestens in drei bis vier Jahren beginnen. „Das ist nicht optimal aber mit dem Vertrag haben wir jetzt eine Perspektive“, so Beeck.
Im kommenden Jahr wäre der Rechtsanspruch ausgelaufen
Das Land hatte schon vor Jahrzehnten eine Überarbeitung des Lärmschutzes zugesagt. Passiert ist seitdem nichts. Im nächsten Jahr wäre der Rechtsanspruch ausgelaufen. Dabei hatte das Bundesverkehrsministerium bereits 2015 grünes Licht für die Maßnahme gegeben. Daher kontaktierte Bürgermeister Beeck einen Anwalt. Dessen Rat: das Land Schleswig-Holstein verklagen, sollte keine Einigung erzielt werden.
Beeck war seine Erleichterung anzuhören, als die Gemeindevertreter vor der Vertragsunterzeichnung einstimmig für die Vereinbarung stimmten. Für ihn sei das auch eine pragmatische Lösung: „Wer solche Gerichtsverfahren kennt, weiß, dass sie Jahre dauern können und der Erfolg ungewiss ist.“ Doch offenbar hatte auch das Land kein großes Interesse an einem Rechtsstreit, der sich letztlich auch gegen die lärmgeplagten Bewohner Hamberges gerichtet hätte.
Minister Buchholz zufrieder mit der Einigung
Nachdem sich der Landtagsabgeordnete Claus Christian Claussen (CDU) beim Verkehrsministerium für die Hamberger Belange stark gemacht hatte, vereinbarte Bernd Buchholz einen Termin mit Gemeindepolitikern und dem Bürgermeister. Der Verkehrsminister zeigte sich mit der Einigung zufrieden: „Wir wollten eine vernünftige Lösung finden, damit auf der einen Seite der E-Highway gebaut werden kann und auf der anderen Seite auch die Gemeinde Hamberge zu dem kommt, was versprochen worden ist.“ Durch die Vereinbarung könne jetzt das Planfeststellungsverfahren eingeleitet und damit auch die Lärmschutzmaßnahme auf die Reise geschickt werden. Der E-Highway soll bereits 2019 in Betrieb genommen werden. Vorher werden auf einem Teilstück zwischen Lübeck und Reinfeld Oberleitungen gebaut, über die entsprechend ausgerüstete Lastwagen mit Strom versorgt werden können.
Die Lärmschutzmaßnahmen betreffen den Abschnitt der A 1 zwischen der B 75 und dem Autobahnkreuz Lübeck. Die Wälle samt Lärmschutzwänden sind dort derzeit insgesamt 4,40 Meter hoch. Sie sind damit ungeeignet, den Verkehrslärm angemessen von der benachbarten Wohnbebauung fernzuhalten. Durch die neue Lärmschutzmaßnahme sollen die Anlagen auf fast das Doppelte erhöht werden.
Ärger um Lärmschutz auch in anderen Gemeinden
Der Bundestagsabgeordnete Ingo Gädechens (CDU) freut sich, dass es jetzt endlich zu einer Einigung zwischen der Gemeinde und dem Land gekommen ist: „Das war ein hartes Stück Schwarzbrot, dass wir hier in den vergangenen Jahren gekaut haben“, sagte der Bundespolitiker, der beim Bundesverkehrsministerium für die Interessen der kleinen Ortschaft eintrat. Das Versprechen, das der Gemeinde einmal gegeben wurde, sei mit dem Vertrag jetzt eingelöst worden.
Hamberge ist nicht die einzige Gemeinde in Stormarn, in der es Ärger um bestehenden Lärmschutzmaßnahmen gibt. Vor einigen Wochen hatten Mönche des Kloster Nütschau in der Oldesloer Nachbargemeinde Travenbrück auf den ansteigenden Lärmpegel durch die benachbarte A 21 aufmerksam gemacht (wir berichteten). Immer wieder reisen Gäste des Klosters ab, weil sie sich durch den Verkehrslärm der 100 Meter entfernten Autobahn gestört fühlen.