Ahrensburg. Familien sorgen sich um Sicherheit der Kinder im Ahrensfelder Weg. Proteste kommen auch aus benachbarter Kita.
Die Stadt Ahrensburg hat während der Sommerferien eine Fußgängerampel an der Grundschule am Aalfang abbauen lassen. Das macht Eltern wütend: Sie befürchten, dass das Überqueren des Ahrensfelder Wegs zur Schule und zum dortigen Kindergarten nicht mehr sicher ist. „Ich bin empört“, sagt Liilia Link, „unsere Kinder nutzten diese Ampel ständig.“
Ihr vier Jahre alter Sohn Lukas steuerte die Ampel auf dem Rückweg vom Spielplatz immer an. „Wenn die Ampel grün war, wusste Lukas, dass er gehen durfte. Woher soll er jetzt wissen, wann er über die Straße kann?“, sagt die dreifache Mutter.
Besonders gefährlich sei es für die Schulanfänger, da sie zu klein seien, um die Autos sehen und die Geschwindigkeit einschätzen zu können. Der Ahrensfelder Weg, durch den täglich rund 600 Räder und knapp 1600 Autos fahren, ist bereits seit den 1990er-Jahren Fahrradstraße.
Die Stadtverwaltung hat die Ampel in der Tempo-30-Zone unter anderem abgebaut, weil sie wegen der geringen Verkehrsdichte teilweise gar nicht beachtet worden sei. Stephan Schott, Fachdienstleiter für den Verkehrsdienst im Rathaus, hat zweimal selbst beobachtet, dass Autofahrer bei Rot gefahren sind, weil niemand die Straße überquerte. Zuvor hatte offensichtlich jemand aus Spaß im Vorbeigehen den Knopf für Grün gedrückt.
Laut Rathaus wurde die Anlage häufig nicht beachtet
Schott: „Eine Ampel ist nur dann sicher, wenn die Straße befahren wird und viele Menschen den Übergang nutzen.“ Etliche Fußgänger warteten ihrerseits nicht auf Grün, sondern überquerten die Straße sofort, weil sie es gewohnt seien, dass kein Auto komme. Und Autofahrer hielten nicht an, wenn keine Fußgänger in Sicht seien. „Es ist sicherer für die Kinder, die Straße zu überqueren, nachdem sie nach rechts und links geschaut haben, als über eine Ampel, die nicht beachtet wird“, so Schott.
Die Beobachtungen des Rathausmitarbeiters decken sich mit Erfahrungen der Polizei. „Die Leute denken, es kann nichts passieren an dieser Ampel. Das verleitet schnell einige dazu, das Rotlicht zu missachten“, sagt Marco Hecht-Hinz von der Polizei in Ahrensburg. Die sei in die Diskussion eingebunden gewesen, doch der schnelle Abbau habe auch sie überrascht. Geschwindigkeitsmessungen habe es im Ahrensfelder Weg bisher nicht gegeben. „Sollte es zu erhöhten Geschwindigkeiten kommen, wird gegebenenfalls geschaut, ob eine Messung nötig ist“, sagt Hecht-Hinz.
Viele Eltern schätzen die Verkehrssituation im Ahrensburger Weg jetzt weitaus gefährlicher ein. Liilia Links achtjähriger Sohn Jonas besucht die Grundschule Am Aalfang. „Die Autos fahren sehr schnell“, sagt sie, „während der Mittagszeit nehme ich extra einen anderen Weg mit dem Auto, weil die Straße so stark befahren ist.“
Noch während der Ferien haben sich Mütter und Väter von Grundschülern an die Elternbeiratsvorsitzende Alessandra Wolf gewendet. Sie ist ebenfalls empört über die Entscheidung der Stadtverwaltung: „Einmal im Jahr kommt der Verkehrspolizist und übt mit den Kindern an dieser Ampel, wie sie sicher über die Straße gehen können. Jetzt werden die Kinder irgendwo zwischen den Autos über die Straße laufen“, sagt Wolf. Sie geht davon aus, dass der Verkehr mit dem Abbau der Ampel zunimmt: „Es werden viele Eltern ihre Kinder zur Schule fahren, wenn kein sicherer Übergang mehr geboten wird.“ Wolf ist seit sechs Jahren Elternvertreterin und kennt die Verkehrssituation am Ahrensfelder Weg sehr gut.
Im September 2016 sowie im März und April dieses Jahres gab es an Wochentagen Verkehrszählungen. Der höchste Wert wurde zwischen 7.30 und 9 Uhr mit 137 Autos erreicht. In derselben Zeit waren 102 Fahrräder im Ahrensfelder Weg unterwegs. Vor der ersten Schulstunde, die um 8 Uhr beginnt, ist der Verkehr besonders dicht.
Polizei plädiert für Umbauten zur Verkehrsberuhigung
„Die hohe Verkehrsbelastung lässt darauf schließen, dass hier nicht nur Kinder zur Schule gebracht werden, sondern es scheinen auch andere Autofahrer den Weg als Abkürzung, zum Beispiel zum Ostring, zu nehmen“, sagt Andreas Misselhorn, Verkehrsermittler der Polizei Ahrensburg. Er betont, dass mit der Demontage der Ampel verkehrsberuhigende Maßnahmen hätten ergriffen werden müssen. „Eine Fahrbahnverengung oder sogenannte Nasen würden die Straße für den Durchgangsverkehr unattraktiver machen.“
Am gestrigen ersten Schultag nach den Sommerferien riefen bereits mehrere besorgte Eltern in der Grundschule an. „Sie wollten hören, ob die Schule von der fehlenden Ampel wisse und ob etwas dagegen unternommen werde“, so eine Mitarbeiterin im Sekretariat. Meldungen über gefährliche Situationen habe es bisher nicht gegeben. Man rechne aber mit zahlreichen weiteren Anrufen im Laufe der Woche.
Ähnlich sind die Reaktionen in der benachbarten Kindertagesstätte Am Aalfang. Besonders Anwohner des Ahrensfelder Wegs machten sich Sorgen um die Sicherheit der Kinder. Kita-Leiter Jonathan Rubath sagt: „Das ist für uns eine entscheidende und wichtige Ampel. Noch besser wäre aber ein Zebrastreifen.“
Das Beste aus Sicht der dreifachen Mutter Liilia Link wäre es, die Ampel wieder aufzustellen. „Oder eine Alternative, zum Beispiel ein Zebrastreifen und mehr Poller, um die die Autos herumfahren müssen.“