Ahrensburg. An der Manhagener Allee haben die ehrenamtlichen Helfer von BürgerNAH ihre Arbeit aufgenommen. Sie unterstützen Menschen in Not.
Es ist es gerade ein paar Wochen her, dass an der Manhagener Allee 10 a noch Kunden Lakritzschnecken und Karamell-Bonbons kauften. Wer heute die kleinen Räume betritt, stößt zwar immer noch auf die bekannte weiß-rosa-farbene Einrichtung, doch Süßwaren gibt es hier nicht mehr. Nun stehen Elektrogeräte wie Radios, Wecker und Toaster in den Regalen. Zudem liegen Broschüren von sozialen Einrichtungen aus Ahrensburg und Umgebung aus. Im hinteren Bereich liegt ein spartanisch eingerichtetes Beratungszimmer. Nun sind hier drei Projekte unter einem Dach vereint: die Fundgrube Technik der Arbeiterwohlfahrt (Awo), das Repair-Café und die neue Anlaufstelle des Projekts Engagierte Stadt Ahrensburg namens BürgerNAH (Navigation durch Ahrensburger Hilfsorganisationen).
Nicht jeder Bürger kennt alle Hilfsangebote in der Stadt
Wie jeden Mittwoch steht Angelika Tiedemann (66) zur Marktzeit von 10 bis 14 Uhr in der neuen Beratungsstelle und wartet auf Menschen. Sie suchen Hilfe oder möchten sich selbst ehrenamtlich engagieren. Vor der neuen Anlaufstelle hat Tiedemann eine kleine Bierzeltgarnitur aufgebaut, einen Kartenständer aufgestellt, der als Broschürenhalter für soziale Einrichtungen umfunktioniert wurde. Die Ladentür steht offen. „Das machen wir so, weil wir glauben, dass dann mehr Leute den Weg zu uns finden“, sagt die Ahrensburgerin, die eine von vier ehrenamtlichen BürgerNAH-Beraterinnen ist. Aber was bedeutet BürgerNAH? Tiedemann und ihre Kollegin Anne-Rose Sieland, die auch Projektleiterin der Engagierten Stadt Ahrensburg ist, sagen: „Die Stadt hat zahlreiche Organisationen, Institutionen und Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren und Unterstützung für alle Bereiche des Lebens anbieten.“ Doch nicht jeder kenne die Angebote. „Das Projektteam möchte das ändern“, sagt Sieland und sortiert einige Flyer. Die Anlaufstelle erfülle drei zentrale Aufgaben: Informieren, Engagement fördern und Netzwerkarbeit.
In den ersten Wochen seien nur wenige Ahrensburger vorbeigekommen, aber einige Anfragen gab es. Sieland: „Ein Vater von zwei Kindern war völlig verzweifelt, weil seine Frau ins Krankenhaus musste und er aufgrund des bereits aufgebrauchten Urlaubes nicht auf die Kleinen aufpassen konnte.“ Seinen Arbeitgeber wollte er nicht darauf ansprechen, aus Sorge um seinen Arbeitsplatz. „In solchen Situation filtern wir den wichtigsten Hilfsansatz heraus, um die Situation erst einmal zu entspannen“, sagt Sieland. Fragen wurden geklärt, etwa, ob der Mann einen Anspruch auf eine Hilfe im Haus durch seine Krankenkasse bekommen könne, oder wer bei einem Gespräch mit dem Arbeitgeber unterstützen könne.
Angelika Tiedemann schildert einen anderen Fall: „Eine Frau wollte sich ehrenamtlich engagieren. Sie wusste nicht, welche Einrichtung zu ihr passen könnte. Zudem stellte sie die Bedingung, dass sie ihren Hund zum Einsatzort mitnehmen kann.“ Tiedemann: „Wir haben dann ihre Idealvorstellungen und Zeitwünsche besprochen und haben die infrage kommende Organisationen ausgewählt.“ Alles weitere liege in den Händen künftiger Partner.
Berater hören zu, beruhigen und analysieren
Ein Hinweis sei Tiedemann besonders wichtig: „Bei uns gibt es keine klassische Beratung, wie sie von Hilfsorganisationen vor Ort seit Jahren angeboten wird.“ Vielmehr handele es sich um eine sogenannte Verweisberatung. Sieland: „Wir wollen ein guter Freund sein, der zuhört, beruhigt, die Ausgangslage analysiert, assistiert, zeitnah und neutral handelt.“
Doch damit die neue Beratungsstelle so richtig in Schwung kommt und die Arbeitsablaufe weiter verbessert werden können, haben die beiden Frauen noch zwei Wünsche. So sagt Sieland, die gerade die Stühle im kleinen Beratungszimmer verrückt: „Wir benötigen viele Informationen über die Arbeit von Hilfsorganisationen vor Ort, um den Menschen praktisch und schnell eine erste Adresse an die Hand geben zu können.“ Daher seien alle Vertreter eingeladen, über Besonderheiten ihrer Hilfsangebote zu berichten. Zudem sei es ihr Wunsch, dass sich Vereine und Organisationen melden, die momentan Helfer suchen. „Ziel ist es, dass wir im nächsten Jahr auf unserer Homepage eine Art Stellenbörse für Ehrenamtliche einrichten können“, sagt sie. Dann kehrt sie nach vorn in den Laden zurück, wo Kollegin Tiedemann gerade einen Mann über die Anlaufstelle informiert. Als die Projektleiterin die Situation erkennt, setzt sie sich draußen an den Tisch und sagt: „Das ist ein gewohntes Bild. Viele Menschen sind neugierig, wer wir sind und was wir machen.“ Sie freue sich darüber und hoffe, dass schon bald noch viel mehr Menschen an der Manhagener Allee vorbeischauen.
BürgerNAH, Manhagener Allee 10 a in Ahrensburg, Öffnungszeiten: Dienstag 18-20 Uhr, Mittwoch 10-14 Uhr und Freitag 12-14 Uhr. Die Berater sind auch unter Telefon 04102/891 24 84 oder per E-Mail an Buergernah17@gmail.com erreichbar. Homepage ab September unter www.buergernah.info. Weitere Infos zur Engagierten Stadt Ahrensburg unter www.engagierte-stadt-ahrensburg.org